»Alles steht kopf« …
… jedenfalls was die Publikumszahlen in den deutschen Kinos anlangt: Mehr als fünf Millionen Besucher kamen in rund 750 Lichtspielhäuser, um den zweiten Teil des Pixar-Animationsfilms zu sehen. Da bleibt nicht viel Leinwand-Platz für andere Filme. Nur zum Vergleich: »Mein Totemtier und ich«, ein niederländischer Kinderfilm, der sich auf sehr einfühlsame Weise einem Aspekt der Flüchtlingsproblematik widmet, zählte im gleichen Zeitraum bundesweit knapp 1.500 Zuschauer. Auch deshalb …
… nehmen wir genau solche Filme in unser Programm auf, werben dafür – und haben durchaus Erfolg. Allein bei FILMERNST sahen im Frühsommer, noch vor der offiziellen Kinopremiere, 250 Schüler:innen in fünf Veranstaltungen »Mein Totemtier und ich«.
Auch die FILMERNST-Herbst-Filme sind im normalen Kinoprogramm eher unterbelichtet. Nur ein paar wenige Zahlen sollen die Relationen des auch für die Verleihe und für unsere Partner in den Kinos nicht gerade einfache Geschäft verdeutlichen: Zu »Dancing Queen«, dem lebenssprühenden norwegischen Kinderfilm, kamen bundesweit in sieben Wochen 3.300 Zuschauer:innen. »Rikscha Girl«, die in andere, außereuropäische Lebens- und Kulturkreise blickende Emanzipationsgeschichte aus Bangladesch, zählte in 16 Kinowochen gerade mal 643 Besucher:innen. Und »Morgen irgendwo am Meer«, der quer durch Europa führende Roadtrip, steht nach zwölf Kinowochen bei knapp 4.000 Besucher:innen.
Am seit nunmehr schon 20 Jahre geltenden FILMERNST-Prinzip hat sich also nichts geändert: Filmen eine Chance zu geben, die es wert sind, gesehen zu werden. Inhaltlich wie formal anspruchsvolle Filme für den »Lernort Kino«, Filme, deren Themen und Gestaltungsweisen sich gut in den Unterricht oder in Projekte integrieren lassen. Das heißt nicht, dass wir nicht auch Filme im Programm hätten, die im normalen Kinoprogramm ein Millionenpublikum erreichen und später bei uns besonders stark nachgefragt werden: Im letzten Jahr waren das beispielsweise »Sonne und Beton« (bundesweit im Kino 1.183.442, bei FILMERNST 1.300 Besucher:innen) oder »Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen« (bundesweit im Kino 1.229.491, bei FILMERNST 1.400 Besucher:innen). Auch diese Filme können natürlich auch weiterhin für »Wunschfilm«-Veranstaltungen bei uns angefragt werden.
Apropos »Wunschfilme«: Die Organisation von »Wunschfilm«-Veranstaltungen erfordert natürlich einigen Mehraufwand, von uns und unseren Partnern. Vor allem die Kinos müssen ja die zusätzlich angefragten Termine möglich machen, die Filme bestellen und ihre Häuser entsprechend vorbereiten. Eindeutiger Spitzenreiter bei den »Wunschfilm«-Veranstaltungen ist dieses Jahr das »Casablanca« in Berlin-Adlershof. Aber auch die »Neuen Kammerspiele« in Kleinmachnow, der »Filmpalast« Bernau, die »Spreewald Lichtspiele« in Lübben oder das »FilmforUM« Schwedt haben des öfteren außerplanmäßige FILMERNST-Einsätze. Deshalb hier ein ganz großer, besonderer Dank an diese Kino-Teams.
Wir koordinieren das Ganze – bis hin zu Moderationen und Filmgesprächen, die wir nicht jedes Mal anbieten können, aber doch unser Möglichstes versuchen. Wenn dann alles klappt, um so schöner. Sehr gefreut haben wir uns, dass es vor den Sommerferien gleich mehrere »Wunschfilm«-Anfragen für »The Zone of Interest« gab – und wir das neue Schuljahr schon in dieser Woche mit weiteren »Wunschfilmen« wie »Sieger sein«, »Beautiful Boy« oder »Anonymus« beginnen.
Schließlich noch diese großartige Zahl: Anmeldungen für mehr als 1.500 Schüler:innen haben uns seit der Vorbereitungswoche bis jetzt erreicht! Das ist spitze!
Fotos: Der Filmverleih Stuttgart / Amarcord Oslo; Landfilm Chemnitz, barnsteiner film Ascheffel; Cangerfilms Patrick Büchting, Bonn; farbfilm Verleih Berlin; Constantin Filmverleih, München; DCM Berlin