Im Prinzip Familie

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Im Prinzip Familie

Deutschland 2024 / Dokumentarfilm / 91 Minuten / 8.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

In einem Haus am Ufer eines idyllischen Sees, umgeben von dichten Wäldern, arbeiten drei Erzieher:innen im Schichtdienst in einer Wohngruppe. Die Kinder nennen sie Herr Wagner, Frau Wagner und Herr Gerecke. Kochen, waschen, einkaufen und die Kinder mit dem Kleintransporter zur Schule und Freizeitaktivitäten zu bringen, gehört ebenso zu ihrem Alltag, wie zuhören, trösten, auf dem Sofa kuscheln, Filmabende und Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Die Betreuer:innen wollen keine Ersatzeltern sein, und dennoch zeigen, wie sich ein familiäres Miteinander anfühlen kann. Alle fünf Kinder, die hier leben, vereint vor allem der Wunsch, eines Tages nach Hause zurückzukehren. Dafür setzen sich die Erzieher:innen unermüdlich ein: Sie sprechen mit Vormund, Eltern und Jugendamt, dokumentieren, organisieren, setzen gemeinsam Ziele und treffen Verabredungen – und sind nicht selten darüber enttäuscht, dass diese nicht eingehalten werden. Das erinnert an einen Kampf gegen Windmühlen, an den Grenzen eines überforderten Systems.
Was früher das Dorf war, ist heute der komplexe Apparat der Kinder- und Jugendhilfe. Spätestens seit der Pandemie gilt das Berufsfeld als systemrelevant, und dennoch bleibt die besondere wie herausfordernde Arbeit der Fachkräfte, ihr engagierter Einsatz zum Wohl der Kinder, meist unsichtbar. Der Film gewährt über ein Jahr lang einen intimen Einblick in den Alltag der Kinder- und Jugendhilfe und richtet den Fokus auf die Menschen im Hintergrund, die Tag für Tag daran arbeiten, den Kindern das zu geben, was sie am meisten brauchen: Geborgenheit und jemanden, der auf ihrer Seite steht.  (Camino Filmverleih)

Fotos: © Bandenfilm, Johannes Praus, Jonas Ludwig Walter

Themen

Familie   |  Familiengeschichte   |  Identität   |  Individualität   |  Persönlichkeitsentwicklung   |  Selbstvertrauen   |  Gefühle   |  Diskriminierung   |  Rassismus   |  Erziehung   |  Sozial- und Bildungssysteme   |  Kinder- und Jugendhilfe   |  Sozialarbeit   |  Bildungs- und Erziehungsziele   |  soziale Rollen/Erwartungen   |  Gemeinschaft   |  Gruppenzugehörigkeit   |  Heimweh   |  Fürsorge   |  Empathie   |  Autorität   |  Normativität   |  Verhaltensmuster   |  Regelbrüche   |  Konfliktbewältigung   |  Streitschlichtung   |  Verantwortung   |  Vertrauen   |  Werte   |  Dokumentarfilm

Fächer

L-E-R   |  Pädagogik   |  Psychologie   |  Deutsch   |  Kunst   |  Musik   |  fächerübergreifend

»Der beobachtend angelegte Film zeigt Aufbrüche, Rückschläge und Wiederaufbruch zwischen Tobsuchtsanfall, offenem Gespräch und einem Besuch im Straußenstall. ›Im Prinzip Familie‹ endet hoffnungsvoll. Regisseur und Produktion betonen ihr Anliegen, die gesellschaftliche und die individuelle Bedeutung der immer noch unterschätzten und unterbezahlten Arbeit von Erziehern und Erzieherinnen bei allen Einsatzmöglichkeiten zu zeigen und aufzuwerten. Das ist ihnen bestens gelungen.« 
Silvia Hallensleben, epd film, Frankfurt/Main

»Das ist das Erzählprinzip von ›Im Prinzip Familie‹: Es wird nicht auserzählt. Wer zusieht, kann hoffen – und kurz darauf enttäuscht sein. Bei allem Zug zum guten Ausgang, behält der dokumentare Realismus der Beobachtung doch seine Spur Skepsis. Happy-Ends gibt es lediglich für Momente. Bei aller Einfühlung, der sich ›Im Prinzip Familie‹ schon gern mit diesen aufopfernden Erziehern hingibt. Es sind allemal alarmierende Szenen zwischen Frustgefahr und kleinen Freuden. Sie machen aufmerksam auf eine soziale Situation (von Kindern wie Erziehern), die selten im Mittelpunkt steht, auch wenn das Dok-Kino immer mal wieder nachdrücklich darüber erzählt.« 
Norbert Wehrstedt, Leipziger Volkszeitung

»Daniel Abma gibt einen unaufgeregten Einblick in den Alltag der Kinder-und Jugendhilfe, sein Fokus liegt auf den Erziehern, und es ist berührend zu sehen, wie sie versuchen, den Kindern ein Gefühl von Geborgenheit und familiärem Miteinander zu geben. Ein Film ohne Sensationslust, ohne Vorwürfe oder die Suche nach Systemfehlern, sondern eine unsentimentale Beobachtung, die durch die Nähe Emotionen schafft.« 
Cornelis Hähnel, Rolling Stone, Berlin

»Die Konflikte liegen zwischen den Bildern, erschließen sich in Blicken und vereinzelten Wutausbrüchen, in Telefonaten mit überlasteten oder lustlosen Erziehungsberechtigten, Beurteilungen des Betreuungsteams oder von Mitarbeiterinnen des zuständigen Jugendamts. Es geht nicht um Idealzustand oder Erklärungsmodelle, sondern um Zugewandtheit in möglichst allen Lebenslagen. Es gibt auch Konflikte und Reibungsflächen, und letztlich wollen alle Jungs gern wieder nach Hause. Was auch immer dann darunter zu verstehen sein wird.« 
Uwe Mies, Kölner Stadtanzeiger

»In Niklas’ Fall zeigt ›Im Prinzip Familie‹, wie komplex die bürokratischen und rechtlichen Hürden im Sorgerechtsprozess sind. Der sensible Junge wird von dem Erzieherteam gestärkt, seinen Wunsch deutlich vorzutragen, muss nach einem langen Jahr voller Termine mit den Jugendamtsdamen und der Familienrichterin jedoch eine zwischen den getrennten Eltern vermittelnde Lösung akzeptieren.« 
Claudia Lenssen, taz Berlin

»Wenige Szenen des Dokumentarfilms ›Im Prinzip Familie‹ genügen, um die Bandbreite von Gefühlslagen und Problemen zu umreißen, mit denen es die fünf Kinder, zwei Erzieher und eine Erzieherin zu tun haben, die in dieser WG zusammenleben. Der Film, der auf dem letzten Dokfilm Festival in Leipzig viel Aufmerksamkeit fand und seither zahlreiche Auszeichnungen erntete, ist kein kühles Porträt des komplexen Apparates der Kinder- und Jugendhilfe. Abma hat aus seiner mehr als ein Jahr währenden Langzeitbeobachtung einen leisen Empowerment-Film gemacht, der seinen Protagonisten nahe kommt, aber zugleich diskret von ihrem Alltag und den Befindlichkeiten erzählt.« 
Gunda Bartels, Der Tagesspiegel, Berlin

»Nähe und Distanz, die Balance des Hin- und Wegschauens mit und ohne Anwesenheit einer Kamera, das verzweifelte Schreien der Kinder nur auf die Tonspur zu bannen, dafür deren Lachen zu zeigen, Zeuge zu sein bei endlos sich wiederholenden Gesprächen zwischen Betreuung, Jugendamt, Eltern und eben den Kindern, kurz: Sehbarkeit herzustellen, Respekt zu wahren, Wertung und Anklage zu vermeiden, Hoffnung zu parken − all das mögen Eckpunkte beim Dreh gewesen sein. Es ist beim Schauen jedenfalls zu spüren.« 
Andreas Körner, Dresdner Neueste Nachrichten

»Es lässt sich nicht übersehen, dass der Film von einem Vertrau­ens­ver­hältnis zwischen Filmschaffenden und der fami­liären Gemein­schaft geprägt ist. Der Regisseur und Wahl­ber­liner besuchte die Wohn­gruppe 2018 zum ersten Mal und konnte während einer fünf­jäh­rigen Recherchephase offen­kundig eine enge Beziehung zu ihr aufbauen. Großen Wert legte der studierte Grund­schul­pä­d­agoge (Jahrgang 1978) in seinem vierten abend­fül­lenden Film auf einen Umgang auf Augenhöhe mit den minder- und voll­jäh­rigen Prot­ago­nist/innen. Schon in seinen drei vorhe­rigen abend­fül­lenden Doku­men­tar­filmen befasste sich Abma mit Menschen in schwie­rigen sozialen Situationen.« 
Reinhard Kleber, artechock.de, München

»Wir haben versucht, transparent und auf Augenhöhe zu arbeiten. Die Kinder sind minderjährig. Es bleibt also dabei, dass wir eine sehr große Verantwortung haben. Die Erzieher*innen haben immer mitgedacht und auch die Psycholog*innen, die auf dem Gelände arbeiten, waren stark involviert – auch bei der Postproduktion. Wir haben ihnen ganz früh einen Rohschnitt gezeigt und besprochen. Wir haben uns damit wirklich nackig gemacht in einem frühen Stadium, aber es war sehr hilfreich. Wir hatten zum Beispiel eine Szene, in der ein Kind zusammengeschlagen wurde. Das haben wir rausgenommen, um das Kind zu schützen. Bei einem Ausraster haben wir die Stimme so verändert, dass das Kind sich selbst hinterher nicht mehr erkannt hat. Bei ein paar Sachen waren wir auch anderer Meinung und konnten unseren Standpunkt erklären, das war ein schöner Austausch.« 
Daniel Abma in einem Interview von  Inga Dreyer, nd-aktuell.de, Berlin 

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