FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Einladung

»In Brandenburg wissen viele Schülerinnen und Schüler zu wenig über jüdisches Leben, Geschichte und Religion«, konstatierte unlängst Andreas Büttner. Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Brandenburg sieht »einfach zu viele Bildungslücken«, daher müsse in Schulen mehr Wissen dazu vermittelt werden. FILMERNST will hierfür einen Beitrag leisten. Unserem Motto entsprechend: »Sehend lernen. Die Schule im Kino« werden wir im Filmmuseum Potsdam vier besondere Veranstaltungen mit vier besonderen Filmen  präsentieren. Es ist das schulfilmische Begleitprogramm zur Ausstellung »How to Catch a Nazi«. Auftakt ist am Mittwoch, 17. September (10 Uhr) mit »Delegation«. Der Spielfilm des israelischen Regisseurs Asaf Saban lief in Deutschland noch nicht in den Kinos, hat aber auf Festivals weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt und Auszeichnungen gewonnen.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit nutzen und mit uns gemeinsam am 17. September den Film mit anschließendem Gespräch im Filmmuseum Potsdam erleben.

Anmeldungen sind ab sofort online über die FILMERNST-Datenbank, per Mail (anmeldung@filmernst.de) oder telefonisch unter 03378 209 161 / 03378 209 148 möglich.

Weitere Informationen zum Film unter https://www.filmernst.de/Filme/Filmdetails.html?movie_id=822
und zur Ausstellung unter https://www.filmmuseum-potsdam.de/how-to-catch-a_nazi.html

In der Vorbereitungswoche auf das neue Schuljahr wird an die Bildungseinrichtungen dieser Flyer mit dem kompletten Programm versandt.


Smartphone-Hotel

»Amanda ist hier nicht willkommen!« Die Elfjährige hat Lars hintergangen und ihn angelogen wegen eines üblen, ihn verletzenden Videos. Dass wir »Lars ist LOL« ins Programm nehmen, war für uns seit langem ausgemachte Sache. Gut, dass es solche Kinderfilme gibt, die sich weltweit auf Festivals Auszeichnung um Auszeichnung verdienen und damit für große Aufmerksamkeit sorgen. Noch besser aber, dass sie hierzulande auch einen Verleih finden, der Lust und Kraft hat, solche Filme in die Kinos zu bringen. Immer wieder werden wir von Lehrkräften nach Kinder- und Jugendfilmen zum Thema Mobbing …


… gefragt und zunehmend auch um Filmvorschläge zu den Thema Social Media, Umgang und Missbrauch sozialer Netzwerke. »Lars ist LOL« (empf. für 4.-6. Klasse) bringt beides zusammen – und das auf eine sehr einfühlsame, aber auch, was seelische Verletzungen anlangt, sehr deutliche Weise. Um so entlastender und befreiender, wenn am Ende Amandas Entschuldigung akzeptiert wird, Versöhnung und Vergebung möglich sind. Die Lehrerin richtet, um künftigen Versuchungen und Missbräuchen zumindest während des Schultages vorzubeugen, ein »Smartphone-Hotel« ein.

Vielleicht keine so schlechte Lösung, zumindest ein Versuch. In etlichen europäischen Ländern gibt es ja bereits Mobiltelefon-Verbote in Schulen, in Deutschland wurde eine bundesweite Vorgabe von der Kultusministerkonferenz noch im Mai abgelehnt. Die Bundesländer entscheiden eigenständig über entsprechende Empfehlungen und Regelungen. Mit Beginn des neuen Schuljahres haben beispielsweise Hessen, Schleswig-Holstein, Bremen und auch Brandenburg die Vorschriften verschärft, setzen verstärkt auf Verbote. Ziel ist es, die private Handy-Nutzung weitgehend aus den Schulen zu verbannen, um die Konzentration zu fördern und die sozialen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Sachsens Kultusminister Conrad Clemens lud zum Auftakt des neuen Schuljahres gleich zu einem medienwirksamen »Handygipfel« nach Dresden ein. Bundesbildungsministerin Karin Prien hatte sich genau diesen Tag für ihren Antrittsbesuch im Freistaat ausgesucht. Ab zweitem Halbjahr sind dort nun Handys tabu.

»Lars ist LOL« ist jedenfalls ein sehr geeigneter filmischer Beitrag, auch für Kultusminister und Ministerinnen, um das vielschichtige Problem mit seinen möglichen Auswirkungen und Folgen zu diskutieren, auch gemeinsam mit den Kindern. 
Also: »Lars« sehen und dann darüber reden!

Fotos: Der Filmverleih, Stuttgart

Hey, Siri …

»Der Spaß ist jetzt vorbei«, sagt die Direktorin zu Jordan und nimmt ihm das Handy ab. Nächste Woche wird er sich, gemeinsam mit seiner Mutter, vor der Schulkonferenz verantworten müssen. Auch in »Juniors« geht es um den Missbrauch sozialer Medien, um die scheinbar so einfache Möglichkeit, mit einer gefakten Erzählung an Klicks und damit auch an Geld zu kommen. Allerdings ist hier die Lüge ganz gewaltig – und um so größer und folgenreicher sind die Enttäuschungen und Vertrauensbrüche. Wenn Ihnen die Geschichte und der Film bekannt vorkommen: Wir hatten ihn bereits im Angebot …


… des FILMERNST-Frühjahrsprogramms, aber da die Zeit zwischen Flyer-Versand und Sommerferien so kurz bemessen war, mussten wir viele Termine leider absagen. Insofern versuchen wir es jetzt noch einmal, der Film hat es verdient! Irgendwann in »Juniors« kommen die Protagonisten an einen Punkt, wo nicht nur alles verloren scheint, sondern wirklich verloren ist – zumindest für einen der beiden. Die Fallhöhe von Jordans Lüge war aber auch gewaltig: Er hatte über seinen Videokanal verkündet, dass er Krebs habe und für die teure Therapie Spenden gut gebrauchen könne. Seine Glatze macht die infame Täuschung auf den ersten Blick glaubhaft. In Wahrheit will Jordan aber das online reichlich eingehende Geld für den Kauf einer neuen PlayStation verwenden. Natürlich ist die Enttarnung nur eine Frage der Zeit – und der Schwindel zu groß, als dass er sich mit Entschuldigungen und Reue leicht aus der Welt schaffen ließe.

»Hey, Siri, bin ich ein guter Mensch?«, möchte Jordan von der künstlichen Intelligenz wissen. »Das kann ich nicht beantworten«, lautet die Antwort. »Juniors« (empf. für 7.– 9. Klasse) ist, ungelogen, ein ganz großartiger Jugendfilm mit Ernst und Empathie.

Fotos: Landfilm Verleih, Chemnitz

Ohne Routine und Rituale

»Verhaltet euch unauffällig. Kein lautes Rufen auf Hebräisch!« Israelische Jugendliche werden für ihren Stadtrundgang durch Krakau instruiert. Es ist eine Klassenfahrt der ganz besonderen Art. Eine Reise, die junge Israelis nach Ende der Schulzeit obligatorisch gen Polen führt, zu den Orten früheren Schreckens, den Mahnmalen des Holocausts. Was diese Tour in ihnen auslöst, wie sie sich der Vergangenheit und den Erwartungen der Erinnerungskultur stellen, wird zur Suche nach dem eigenen Platz im Leben. »Delegation« ist ein Film, der Jugendliche …


… gleich welcher geografischen, sozialen oder religiösen Herkunft – zum Nachdenken bringt, wie die Vergangenheit hineinwirkt in die Gegenwart. Der Film erzählt davon, wie Geschichte ohne Routine und Rituale lebendig bleibt, für jeden, wo auch immer.

Der Film des Regisseurs Asaf Saban ist in Deutschland noch nicht in den Kinos gelaufen, hat aber auf Festivals weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt und Auszeichnungen gewonnen. Am 17. September wird er – mit anschließendem Gespräch – im Filmmuseum Potsdam gezeigt, denn: In diesem Herbst gibt es aber nicht nur wie gewohnt das reguläre FILMERNST-Programm, sondern darüber hinaus noch eine Sonderreihe mit vier Filmen für die Oberstufe: Es ist die schulfilmische Ergänzung zu einer Ausstellung im Filmmuseum Potsdam mit dem Titel »How to Catch a Nazi«.

»In Brandenburg wissen viele Schülerinnen und Schüler zu wenig über jüdisches Leben, Geschichte und Religion«, konstatierte erst unlängst Andreas Büttner. Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Brandenburg sieht »einfach zu viele Bildungslücken«, daher müsse in Schulen mehr Wissen dazu vermittelt werden. Mit diesem Programm für die Oberstufe wollen wir hierfür einen Beitrag leisten. Die Veranstaltungen sind zunächst für das Filmmuseum Potsdam terminiert. Wir möchten aber auch Lehrkräfte in den anderen FILMERNST-Spielorten des Landes auf diese Sonderreihe aufmerksam machen – und vor allem auf die Möglichkeit, die vier Filme als »Wunschfilm«-Veranstaltungen in einem Kino Ihrer Region bei uns anzufragen.

Die Zeit bis zum 17. September, um noch die Teilnahme an dieser Veranstaltung zu planen, ist knapp bemessen. Wir wissen das – und möchten Sie dennoch herzlich einladen zum Besuch dieses Films. Wir freuen uns sehr, dass uns der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Brandenburg, Andreas Büttner, bereits zugesagt hat – und ebenso die Schnittmeisterin des Films, Michal Oppenheim.

Anmeldungen direkt online hier.

Fotos: farbfilm Verleih, Berlin

Kolossales Kanu

»Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.« Dieser Satz soll Sie nicht auf das nächste Schuljahr einstimmen, ganz im Gegenteil. Wir hoffen sehr, dass Sie nach den Ferien mit ausreichend Kraft, Elan und Zuversicht ausgestattet sind, um all das zu bewältigen, was da auf Sie zukommt. Es werden nicht nur Diskussionen um soziale Medien und künstliche Intelligenzen sein. Wir wollen Sie jedenfalls auch weiterhin mit ausgewählten Filmen begleiten, uns als Partner für den besonderen »Lernort Kino« empfehlen. »Das Kanu des Manitu« wird wahrscheinlich …


…nicht zu unserem FILMERNST-Angebot zählen, das rauscht auch ohne uns auf einem kolossalen Kino-Strom. Fast drei Millionen Besucher in gerade mal drei Wochen, das wird ein neuer Rekord. »Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden«, müssen ›Bully‹ Herbig und all seine komischen Mitstreiter also definitiv nicht sagen. Dieser Satz war jedoch einer der meistzitierten aus dem Vorgänger, »Der Schuh des Manitu«. Mit knapp zwölf Millionen verkaufter Eintrittskarten wurde das indianische Schuhwerk der erfolgreichste deutsche Film nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt, mit dem »Kanu des Manitu«, hat ein anderer Spruch Aussichten auf dauerhaften Zitier-Erfolg: »Bitte, sag ned ›Indianer‹!«

Übrigens, nur zum Vergleich: Für »Das Kanu des Manitu« wurden in knapp drei Wochen 2.640.836 Tickets an den Kinokassen gekauft, das brachte einen Gesamtumsatz von 27.792.179 Euro. Für »Mit der Faust in die Welt schlagen« waren es in nunmehr 22 Wochen Kinoeinsatz 25.083 Besucher, die für einen Umsatz von 220.497 Euro sorgten, immerhin. »Lars ist LOL« kam in 19 Wochen auf 3.972 Zuschauer mit 24.222 Euro Umsatz. Das spornt uns an!

Fotos: Constantin Film, München

Rahmen sprengend

Auch wenn Spekulatius und Lebkuchen schon wieder in den Kaufhallen-Regalen stehen (der Kunde mag es, wie der Handel sagt!): Der Advent ist zum Glück noch eine Weile hin. Bis zu den Weihnachtsferien haben wir noch sehr viel vor: Mit dem regulären Herbstprogramm, mit der Sondedrreihe und etlichen bereits gebuchten »Wunschfilm«-Veranstaltungen streben wir filmernste Besucherrekorde an. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir schon wieder zwei neue Kinos als Partner haben: Bad Belzig und Luckenwalde gehörten zu den Spielorten, die bereits 2004 filmernst mitwirkten. Doch die Kooperation endete vor vielen Jahren, was wir – und zahlreiche Lehrkräfte in der Region – sehr bedauerten. Um so überraschender …


… als uns von den neuen Kinoleiter:innen umgehend die Frage erreichte: Können wir wieder filmernst mit von der Partie sein? Wir haben sofort »Ja« gesagt und auch nicht lange gezögert, um das »Hofgarten«-Kino in Bad Belzig und das »Union«-Filmtheater in Luckenwalde gleich mit Terminen ins aktuelle Programm zu integrieren. Verbunden damit war freilich, dass der Flyer in seiner bisherigen Form nicht mehr genügte: Die Orte + Zeiten sprengten den Rahmen, nachdem wir ja vor genau einem Jahr schon die Kinos in Brandenburg, Oranienburg und Neuruppin zurück in die FILMERNST-Familie geholt hatten. Nun sind es 31 Spielstätten, so viele wie noch nie. Von daher kommen die Flyer in wiedererkennbarer, aber leicht veränderter, eben erweiterter Form zu Ihnen. Mehr Platz auch für Bilder und Texte. Uns gefällt das neue Erscheinungsbild – und Ihnen hoffentlich auch.

Wir freuen uns jedenfalls sehr auf die Zusammenarbeit mit den beiden neuen Kinos und hoffen auf  viel Resonanz aus den Schulen der Region. Es sind schöne Kinos mit sehr engagierten Teams.

Auf dem Foto ist die Besucherschlange für eine FILMERNST-Veranstaltung im »Hofgarten« Bad Belzig zu sehen. Das war im Jahre 2008 – und das wünschen wir uns wieder. Herzlich willkommen!

Kleine Wunder

Zum Abschluss dieses Rundbriefs wollen wir nun noch einen gewaltigen filmernsten Bogen schlagen, von Brandenburg bis nach Venedig, an den Lido. Etwas gewagt, aber es gibt eine – zumindest indirekte – Verbindung: Dafür holen wir unsere diesjährige Neujahrskarte noch einmal hervor, auf der wir einen Film des Regisseurs Alexander Payne mit einem kauzigen Griechischlehrer ins Spiel brachten. Payne mag keine Filme mit dem Label »Weihnachtsfilme«, schrieben wir – und hat dennoch …


… mit »The Holdovers« einen der schönsten dieser Art geschaffen. Einen Film voller Melancholie, Wärme und Ermutigung. Ein Film für jede Jahreszeit, also auch für jetzt. Alexander Payne ist gerade beim berühmten A-Filmfestival in Venedig Präsident der Jury.

Bei der Eröffnungspressekonferenz ließ er die versammelten Journalisten (die gelegentlich so über Filme berichten, als wären sie ihnen zuwider) wissen: »Wir wurden für diese Aufgabe ausgewählt, weil wir in der Branche arbeiten, unseren Job offenbar ganz gut machen und uns mit Kino ganz gut auskennen. Aber, das sage ich allen: Jeder von uns sollte so reingehen, als hätte er noch nie einen Film gesehen. Ich sehe jeden der ausgewählten Filme als kleines Wunder an. Und freue mich auf alle.«

Übrigens: Zum Auftakt des Filmfestivals von Venedig wurde der Regisseur Werner Herzog mit einem »Goldenen Löwen« für sein Lebenswerk ausgezeichnet, überreicht von Francis Ford Coppola. Der 82-jährige Werner Herzog ist ein noch junger Regisseur, mit unverminderter Schaffenskraft. Er habe sich, wie er in Venedig dem Auditorium verkündete, immer in den Dienst des Kinos stellen wollen.

Auch das sprach uns aus dem Herzen: Wie Alexaner Payne sehen wir (fast) jeden von uns ausgewählten Film als kleines Wunder an, freuen uns auf alle – und stellen uns filmernst in den Dienst des Kinos. So soll es bleiben – von Brandenburg über Berlin bis Venedig!

Metamorphosen

»Die Metamorphosen des Protagonisten sind der Kern einer guten Geschichte«, macht der Schriftsteller-Vater seinem eher zweifelnden Sohn klar. »Der Protagonist kommt an einen Punkt, wo alles verloren scheint. Und genau an diesem Punkt muss er auf seine Stärken zurückgreifen.« Von der Literatur für das Leben lernen: Der 12-jährige Max braucht diese väterliche Ermutigung, um die Enttäuschungen beim Aufbau seiner »Coco Farm« zu überwinden und an seinen Plänen festzuhalten. Der kanadische Kinderfilm ist Teil des FILMERNST-Frühjahrsprogramms und auf seine höchst unterhaltsame Weise …


… eine Doppelstunde Wirtschaftsunterricht und Finanzkunde (empf. für 4.– 6. Klasse) im ›Lernort Kino‹. Die drei jungen Protagonisten der »Coco Farm« verfolgen mit viel Enthusiasmus eine blitzgescheite Geschäftsidee, gewinnen aus Rückschlägen im Bio-Ei-Business neue Kraft – und können nicht zuletzt auch Erwachsene motivieren, für sich selbst und die Gemeinschaft aktiv zu werden. Beim SCHLiNGEL-Festival in Chemnitz gewann der Film 2023 mehrere Preise, ebenso wie der französische Jugendfilm »Juniors«.

In »Juniors« (empf. für 7.– 9. Klasse) kommen die Protagonisten an einen Punkt, wo nicht nur alles verloren scheint, sondern wirklich verloren ist – zumindest für einen der beiden. Die Fallhöhe von Jordans Lüge ist gewaltig: Er verkündete über seinen Videokanal, dass er an Krebs erkrankt sein und für die teure Therapie Spenden gut gebrauchen könne. Seine Glatze macht die infame Täuschung auf den ersten Blick glaubhaft. In Wahrheit will Jordan aber das online reichlich eingehende Geld zum Kauf einer neuen PlayStation verwenden. Natürlich ist die Enttarnung nur eine Frage der Social-Media-Zeit – und der Vertrauensbruch zu groß, als dass er sich mit Entschuldigungen und Reue leicht aus der Welt schaffen ließe. Am Ende sitzt Jordan mit seiner Mutter vor der Schulkonferenz, die über seinen weiteren Weg entscheiden wird. »Juniors« ist, ungelogen, ein ganz großartiger, wahrhaftiger Jugendfilm mit Ernst und Empathie.

Einfühlungsvermögen und Emotionen, Ernst und Empathie charakterisieren auch den Film für die Jüngsten: »Nina und das Geheimnis des Igels« (empf. für 2.– 4. Klasse) ist ein fantastisch vielschichtiger, wunderbar leichter und zugleich tiefgründiger Animationsfilm. Immer aus der Sicht der Kinder erzählt, werden unerfreuliche, sie und ihre Familien belastende Themen ins Zentrum ihres Handelns gerückt: Der Vater, der für seine Tochter bislang jeden Abend Geschichten vom Igel erfand, zeigt sich nach dem Verlust seiner Arbeit niededrgeschlagen und verschlossen. Die Suche nach einer neuen Stelle ist schwierig, das Geld knapp, der Urlaub ungewiss. Das Abenteuer, auf das sich die beiden Protagonisten – Nina und ihr Freund Mehdi – einlassen, führt sie durchaus klopfenden Herzens an Punkte, an denen sie auf ihre spezifischen Stärken zurückgreifen müssen. »Nina und das Geheimnis des Igels« ist eine Perle von Animationsfilm!

Wenigstens vier Protagonisten gibt es in »5 Finger sind ›ne Faust« (empf. ab 9. Klasse): vier junge Männer, beste Freunde schon seit Kindertagen, die sich nach langer Zeit an einem traurigen Punkt wiederbegegnen, bei der Beerdigung ihrer gemeinsamen Freundin. Im Anschluss daran wollen sie noch einmal launig kollektiver Zeiten gedenken. Doch die Erinnerungstour mit einem geklauten SUV kracht schon bald aus der Kurve und es wird klar: Nichts in ihrem Leben ist so, wie es scheint. Statt der vermeintlichen Erfolge eher Tiefschläge und unerfüllte Hoffnungen. Auf welche ihrer Stärken wollen und können sie zurückgreifen? Noch dazu in dieser Situation, da sie auf ihrem Roadtrip notgedrungen einen Fremden aufgeghabelt haben, der ein islamistischer Terrorist sein könnte –  und überdies noch eine junge Frau, die immer unverhohlener ihre rechtsnationale Gesinnung propagiert. »5 Finger sind ›ne Faust« ist ein Film mit explosivem (visuellen) Beginn, mit überraschenden (erzählerischen) Wendungen und einer überzeugenden (politischen) Bodenhaftung. Ein Film für filmernste Diskussionen!



Das sind die vier Filme unseres FILMERNST-Frühjahrsprogramms: mit Protagonisten, die an ihre Grenzen kommen und genau an diesen Punkten auf ihre Stärken zurückgreifen. Die Filme und das Leben!

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldungen.

Den Flyer gibt's auch hier als pdf.

Fotos: eksystent Filmverleih; Landfilm; Volle Pulle Filmproduktion

Große, kleine Zahlen

In »Juniors« wollen sich die Protagonisten ihren Verfolgern entziehen, indem sie real das machen, was sie zuvor schon so oft online in »Call of Duty« durchexerziert haben. Das Ego-Shooter-Spiel gehört zu ihren PlayStation-Favoriten – vielleicht kann es auch im wirklichen Leben Leben retten. Wie populär derartige Spiele sind, macht diese Zahl deutlich: Drei Millionen Zuschauer hat die Games-Verfilmung »Ein Minecraft Film« binnen eines Monats in die hiesigen Kinos geholt und ist damit der bisher umsatz- und besucherstärkste Film des Jahres geworden. Die Filme im FILMERNST-Programm …


… nehmen sich da etwas bescheidener aus, wenn sie überhaupt in den offiziellen Statistiken erscheinen. Der großartige Animationsfilm »Nina und das Geheimnis des Igels« verbucht nach acht Wochen Einsatz gerade mal 3.000 Besucher. »Coco Farm« streckt sich nach der 1000er-Marke, »Juniors« und »5 Finger sind ›ne Faust« tauchen in der Bilanz noch gar nicht auf. Wir machen in Moderationen und Filmgesprächen gern auf diese Relationen aufmerksam – und oft ist das Erstauen groß ob der fundamentalen Unterschiede in der (möglichen) Präsentation und Wahrnehmung von Filmen.

Seit Anbeginn des Projekts war es ein FILMERNST-Anliegen, gerade auch solchen Filmen eine Öffentlichkeit zu verschaffen, die in der normalen Kinoauswertung kaum einen oder gar keinen Platz finden und gewissermaßen unsichtbar bleiben. Filme, die berührende Geschichten erzählen, die Sichten und Horizonte erweitern, die auch nach Venezuela oder Argentinien führen, auf die Philippinen oder nach Südkorea, in die Türkei oder nach Bangladesch – oder wie im aktuellen Programm in die kanadische und französische Provinz. Was ist sonst schon zu sehen aus diesen Ländern im Kino? Auf guten Festivals natürlich weit mehr – und so ist es eine ganz großartige Initiative des Chemnitzer SCHLiNGEL-Festivals, einige der dort gezeigten und ausgezeichneten Filme – über den eigenen Landfilm-Verleih – für das normale Kinoprogramm bereitzustellen, zunehmend auch synchronisiert. »Coco Farm« und »Juniors« sind zwei Beispiele aus dem aktuellen Programm. Bei FILMERNST zu sehen waren aber auch »Rikscha Girl« und »Bori« oder »Binti – Es gibt mich«. Filme, die bei FILMERNST zumeist weit mehr als tausend Besucher erreichten.



Wie wichtig es ist, hochwertige, vielschichtige, anspruchsvolle Filme für Kinder und Jugendliche zu produzieren und dann auch zu zeigen, dazu haben wir einen sehr schönen Satz im Presseheft zu »Nina und das Geheimnis des Igels« gefunden. Alain Gagnol, einer der beiden Schöpfer des Animationsfilms, bekundet hier:
»Wenn man ein junges Publikum anspricht, macht man keine minderwertigeren Filme. Im Gegenteil, es ist, als hätte man eine noch größere Verantwortung bekommen. Das junge Publikum von heute wird das erwachsene Publikum von morgen sein. Wenn wir die jungen Leute nur mit lauten Bildern und bunten, seelenlosen Filmen füttern, die ihre Aufmerksamkeit erregen sollen, müssen wir uns nicht wundern, wenn sie später Filme auf ihren Handys konsumieren.«

In diesem Sinne: Kommen sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern ins Kino, sehen Sie FILMERNST-Filme!

Fotos: Landfilm

Aktuelle Programmfilme

Zirkuskind

2.–5. Jahrgangsstufe

Lars ist LOL

4.–6. Jahrgangsstufe

Juniors

7.–9. Jahrgangsstufe

Delegation

8.–13. Jahrgangsstufe

Mit der Faust in die Welt schlagen

8.–13. Jahrgangsstufe

A Real Pain

9.–13. Jahrgangsstufe

Berlin Bytch Love

9.–13. Jahrgangsstufe

Das kostbarste aller Güter

9.–13. Jahrgangsstufe

Der Staat gegen Fritz Bauer

9.–13. Jahrgangsstufe

Vena

9.–13. Jahrgangsstufe

Alle Programmfilme anzeigenausblenden

SchulKinoWochen im Land Brandenburg

Ein Projekt von VISION KINO – Netzwerk für Film- und
Medienkompetenz in Kooperation mit FILMERNST.
Unterstützt durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
Gefördert durch die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH.

Mehr
Telefon 03378 209 161 (Susanne Guhlke)
03378 209 162 (Jana Hornung)
03378 209 148 (Susanne Pomerance)
E-Mail kontaktfilmernst·de
Instagram @filmernst
Postanschrift FILMERNST – Kinobüro im LIBRA
Struveweg 1
14974 Ludwigsfelde-Struveshof
Sehend lernen –
Die Schule im Kino

FILMERNST

… bietet

im besonderen Lernort Kino und als Teil des Unterrichts ein regelmäßiges Programm ausgewählter Kinder- und Jugendfilme für alle Jahrgangsstufen – und darüber hinaus die Möglichkeit für Veranstaltungen mit medienpädagogisch und künstlerisch wertvollen Wunschfilmen.

… vernetzt

engagierte Lehrer, Kinobetreiber, Filmverleiher und Filmemacher und ist als Kompetenzzentrum Ansprechpartner für schulfilmische Projekte aller Art.

… präsentiert

sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

… fördert

mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.