In »Juniors« wollen sich die Protagonisten ihren Verfolgern entziehen, indem sie real das machen, was sie zuvor schon so oft online in »Call of Duty« durchexerziert haben. Das Ego-Shooter-Spiel gehört zu ihren PlayStation-Favoriten – vielleicht kann es auch im wirklichen Leben Leben retten. Wie populär derartige Spiele sind, macht diese Zahl deutlich: Drei Millionen Zuschauer hat die Games-Verfilmung »Ein Minecraft Film« binnen eines Monats in die hiesigen Kinos geholt und ist damit der bisher umsatz- und besucherstärkste Film des Jahres geworden. Die Filme im FILMERNST-Programm …
… nehmen sich da etwas bescheidener aus, wenn sie überhaupt in den offiziellen Statistiken erscheinen. Der großartige Animationsfilm »Nina und das Geheimnis des Igels« verbucht nach acht Wochen Einsatz gerade mal 3.000 Besucher. »Coco Farm« streckt sich nach der 1000er-Marke, »Juniors« und »5 Finger sind ›ne Faust« tauchen in der Bilanz noch gar nicht auf. Wir machen in Moderationen und Filmgesprächen gern auf diese Relationen aufmerksam – und oft ist das Erstauen groß ob der fundamentalen Unterschiede in der (möglichen) Präsentation und Wahrnehmung von Filmen.
Seit Anbeginn des Projekts war es ein FILMERNST-Anliegen, gerade auch solchen Filmen eine Öffentlichkeit zu verschaffen, die in der normalen Kinoauswertung kaum einen oder gar keinen Platz finden und gewissermaßen unsichtbar bleiben. Filme, die berührende Geschichten erzählen, die Sichten und Horizonte erweitern, die auch nach Venezuela oder Argentinien führen, auf die Philippinen oder nach Südkorea, in die Türkei oder nach Bangladesch – oder wie im aktuellen Programm in die kanadische und französische Provinz. Was ist sonst schon zu sehen aus diesen Ländern im Kino? Auf guten Festivals natürlich weit mehr – und so ist es eine ganz großartige Initiative des Chemnitzer SCHLiNGEL-Festivals, einige der dort gezeigten und ausgezeichneten Filme – über den eigenen Landfilm-Verleih – für das normale Kinoprogramm bereitzustellen, zunehmend auch synchronisiert. »Coco Farm« und »Juniors« sind zwei Beispiele aus dem aktuellen Programm. Bei FILMERNST zu sehen waren aber auch »Rikscha Girl« und »Bori« oder »Binti – Es gibt mich«. Filme, die bei FILMERNST zumeist weit mehr als tausend Besucher erreichten.
Wie wichtig es ist, hochwertige, vielschichtige, anspruchsvolle Filme für Kinder und Jugendliche zu produzieren und dann auch zu zeigen, dazu haben wir einen sehr schönen Satz im Presseheft zu »Nina und das Geheimnis des Igels« gefunden.
Alain Gagnol, einer der beiden Schöpfer des Animationsfilms, bekundet hier:
»Wenn man ein junges Publikum anspricht, macht man keine minderwertigeren Filme. Im Gegenteil, es ist, als hätte man eine noch größere Verantwortung bekommen. Das junge Publikum von heute wird das erwachsene Publikum von morgen sein. Wenn wir die jungen Leute nur mit lauten Bildern und bunten, seelenlosen Filmen füttern, die ihre Aufmerksamkeit erregen sollen, müssen wir uns nicht wundern, wenn sie später Filme auf ihren Handys konsumieren.« In diesem Sinne: Kommen sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern ins Kino,
sehen Sie FILMERNST-Filme!
Fotos: Landfilm