Vena

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Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Vena

Deutschland 2024 / Spielfilm / 121 Minuten / 9.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Wann war deine letzte Periode?«, will die Familienhebamme von Jenny wissen. Ihre Antwort »vor drei Jahren« macht klar, was wir schon gesehen haben: Jenny »snieft«, sie ist drogenabhängig. Gemeinsam mit ihrem Freund Bolle schnupft sie regelmäßig Crystal Meth. In Bolles Plattenbau-Wohnung kommen die beiden ganz gut miteinander zurecht. Ihre Beziehung ist durchaus zugewandt und zärtlich. Wenn er ihr im Nagelstudio leuchtend rote Gel-Nägel spendiert, ist sie glücklich. Nur, wenn er ihre geliebten Orchideentöpfe aus dem Licht nimmt, wird sie fuchsig. Dass Jenny schwanger ist, war natürlich nicht geplant. Sie hat schon ein Kind, ihr sechsjähriger Sohn Luki kommt bald in die Schule. Gemeinsam bestücken sie beim Gang über den Rummel eine kleine Zuckertüte. Dass der Junge bei seiner Oma aufwächst, versetzt ihr vor allem beim Abschied einen Stich, geht aber nicht anders. Marla, die vom Jugendamt bestellte Familienhebamme, möchte Jenny bis zur Entbindung begleiten. Nach anfänglicher Ablehnung finden die beiden jungen Frauen zueinander. Sie haben mehr Ähnlichkeiten, als zu vermuten war. Vielleicht gibt Marla Jenny die Kraft und die Zuversicht, die sie braucht für die ganz besonderen Umstände: Jenny muss eine noch offene Haftstrafe antreten. Je eher sie einrückt, desto größer seien die Chancen auf einen Mutter-Kind-Platz im Gefängnis. Am Tag der Entbindung wird sie mit Handschellen gefesselt in die Klinik gefahren. Die Geburt erleben wir ganz direkt, ohne jeden Voyeurismus. Ihr Ihr Mädchen wiegt nur 2.345 Gramm, Jenny hält es glücklich in ihren Armen. Sie wird Lexa loslassen müssen, es gibt keinen gemeinsamen Ort für die beiden in Haft. 

Wut, Liebe, Hoffnung. Dieser Film beeindruckt von der ersten bis zur letzten Minuten. Er ist schmerzhaft schön, wie seine Heldin. »Vena«, der Filmtitel, stellt die Verbindung zur Nabelschnur-Vene her: Sie versorgt den Fetus mit allem, was er braucht: mit Blut und Nährstoffen, sogar mit Gefühlen, wie Marla sagt. Aber auch mit allem, was er nicht braucht …

Fotos: © Weltkino Filmverleih, Feldafing, Leipzig

Themen

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Fächer

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»Ein kluger Film, der kraftvoll und ohne moralischen Zeigefinger von einer schicksalhaften Schwangerschaft am Rande der Gesellschaft erzählt, ohne dabei in Klischees und Plattitüden zu verfallen.«
Cornelis Hähnel, Rolling Stone, Berlin

»Der Film proble­ma­ti­siert nicht, er zeigt. Das ist nicht immer einfach anzusehen, es gibt etliche Tabu­brüche, etwa, wenn die schwan­gere Jenny Drogen nimmt, oder wenn sie raucht, was sie auch dann noch tut, als sie den Entzug hinter sich gebracht hat. Die Erzähl­weise ist unver­blümt, auch die Schwan­ger­schaft und Geburt [...] ›Vena‹ ist ein sozi­al­rea­lis­ti­scher Film, aber das große Gefühls­drama bleibt aus, selbst als es für Jenny wieder aussichtslos wird  [...] Fleisch­ha­ckers Film ist ein Glücks­fall für das deutsche Kino, das nur wenige Stimmen hat, die sich sozialen Themen unpla­kativ, beiläufig und auf Augenhöhe zuwenden. ›Vena‹ ist grandios-flüssig erzählt, sehr nah und dicht, ein Film, der die Balance zwischen Ausweg­lo­sig­keit und Hoffnung hält und es seinen Zuschauern trotzdem nicht leicht macht. Warum sollte er auch?«
Dunja Bialas, artechock.de, München

»Da ist viel Schmerz in Vena, viel Wut, aber auch viel Liebe und Hoffnung. In der Frauensolidarität zwischen Marla und Jenny und in den beeindruckenden Szenen von Lexas Geburt und ersten Lebensstunden. Chiara Fleischhacker bricht nicht nur mit dem Klischee der laut kreischenden Filmgebärenden, sondern fängt mit Hilfe eines Geburtsdoubles auch die Magie eines neuen Lebens ein.« 
Sophie Charlotte Rieger, filmlöwin.de, Berlin 

»Dass man der widersprüchlichen jungen Frau, die sich in ihrer trotzigen Verschlossenheit oft selbst wie ein Kind verhält, trotz der Leerstellen in ihrer Geschichte im Laufe des Films dennoch näherkommt, liegt zum einen an der großartigen und furchtlosen Hauptdarstellerin, zum anderen an dem akribisch recherchierten und präzisen Drehbuch. Die Filmemacherin begegnet ihren Charakteren mit Respekt und Zuneigung, gibt Jenny die Möglichkeit, sich zu verändern und dem Zuschauer die Chance, sich mit ihr zu identifizieren ...«
Corinna Götz, SPOT media & film, München

»Fleischhacker zeigt uns einen sachlichen, schonungslosen Blick in die Welt der beiden Crystal-Meth-Abhängigen. Vor allem aber wertet sie nicht, sondern überlässt das dem Publikum. Dadurch baut man zu Jenny vielleicht keine Sympathie auf und heißt ihre Taten und ihren Lebensstil auch nicht unbedingt gut, der Film macht aber deutlich, dass man trotzdem eine gewisse Empathie empfinden kann. Selten hat ein Film so deutlich gezeigt, dass wir eigentlich für jeden Menschen ein Mitgefühl entwickeln können – und auch sollten.« 
Michael Spangenberg, nochnfilm.de, Hamburg

»Im letzten Drittel lässt ›Vena‹ die institutionelle Gewalt kulminieren, macht das Misstrauen gegen Ämter und potenzielle Vormünder, das schon die ganze Zeit schwelte und vereinzelt durchbrach, manifest. Chiara Fleischhacker erklärt ihre Heldin, die sie zu keiner Sekunde ihres Films je verlässt, zur Gewinnerin und Verliererin zugleich. Denn über sich selbst zu siegen, bedeutet nicht, auch in der Welt zu siegen. Immerhin: Wach, clean lässt es sich zumindest antreten, ist der Kampf nicht schon von vornherein verloren.« 
Carolin Weidner, taz, Berlin

»So ist es dann nur konsequent, dass auch die Geburtsszene zum Authentischsten gehört, was das deutsche Gegenwartskino zu bieten hat: Fleischhacker drehte dafür eine echte Geburt. Es ist alles zu sehen: der ganze Schmerz, das Blut, die ungeheuerliche Körperlichkeit, die Plazenta und die Nabelschnur, deren lateinischer Name, Vena umbilicalis, dem Film seinen Namen gibt. Das ist radikal und heftig und wunderschön. Man vergisst diese Bilder nicht so schnell.«
Annett Scheffel, Süddeutsche Zeitung, München


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