FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Blühende Landschaften

»Nächstes Jahr fahren wir auch mal wieder in Urlaub«, sagt die Mutter bei einem Familienfest im Garten. Es ist schön hier auf dem Lande, in der Lausitz. Doch der Schein trügt. Als blühende Landschaften präsentieren sich im Jahre 2006 lediglich die Rapsfelder. Alles andere ringsum hält nicht, was den Menschen versprochen und von ihnen erhofft wurde. »Mit der Faust in die Welt schlagen« heißt der 2018 erschienene Roman des 1994 in Räckelwitz bei Bautzen geborenen Lukas Rietzschel. Es war das wuchtige literarische Debüt eines jungen Mannes, das von einer jungen Frau in einen fulminanten Film verwandelt wurde – ab jetzt im FILMERNST-Herbstprogramm. Kongenial …


… heißt es oft, wenn die filmische Adaption der Kritik und dem Publikum besonders gelungen erscheint. Für Constanze Klaues Film (empf. ab 8. Klasse) stimmt es: Sie trifft Geist und Gehalt der literarischen Vorlage – und übertrifft zugleich beides. Schon beim Lesen hatte man Bilder für die Figuren und Szenen im Kopf. Auf der Leinwand begegnet man ihnen wieder, in ganz ähnlicher oder in abweichender, veränderter, vielleicht auch irritierender Form. Genau diese Differenz macht das Sehen zu einem Erlebnis, die Geschichte der Menschen in der Lausitz zwischen 2006 und 2015 zu einer Neu-Entdeckung. Natürlich bietet sich gerade für den Literaturunterricht ein Vergleich der beiden Kunstwerke an, aber die Möglichkeiten für eine intensive Beschäftigung mit inhaltlichen wie formalen Elementen gehen weit darüber hinaus.


Die Schauspielerinnen und Schauspieler, gleich ob Erwachsene, Kinder oder Jugendliche, liefern Leistungen weit über dem Durchschnitt. »Filme sehen lernen« heißt hier aber auch zu sehen, was die Kamera von Florian Brückner aus der Landschaft herausholt, was das Szenenbild und die Kostüme hinzufügen, um uns in die Zeit nach der Wende zu versetzen. Der Film ist eine Wucht und wirkt daher lange nach. Wir sind sehr froh, ihn im Programm zu haben und empfehlen ihn hier sehr, wie übrigens auch die Jugendfilmjury der Filmbewertungsstelle: »Der Film hat uns auf eine besondere Art mitgerissen. Wir empfehlen diesen berührenden Film mit aktuell politischem Inhalt ab 13 Jahren«.



Ein Foto von der Premiere im Drehort des Films, viele der Szenen entstanden in und um Görlitz. 2. v.l. auf dem Bild im Görlitzer »Filmpalast« der Autor des Romans, Lukas Rietzschel. Rechts neben ihm der fantastische  Darsteller des Tobi, Camille Loup Moltzen. Mit der Hand auf seiner Schulter die Regisseurin Constanze Klaue, rechts neben ihr mit Cowboyhut Meinhard Neumann, der markante Darsteller des Uwe. 
Foto: FILMERNST, Susanne Pomerance


Titelfoto: Across Nations Filmverleih, Stuttgart/Berlin

Manege frei!

»So lange es Kinder gibt, so lange gibt es den Zirkus.« Eine Menge Lebensweisheiten hat der Urgroßvater, ein Urgestein der fahrenden Zunft, seinem Ur-Enkel mit auf den Weg zu geben. »Zirkuskind« ist eine Perle für die Jüngsten, aber eigentlich hat er ein Publikum zwischen 6 und 99 verdient. Als erster Dokumentarfilm in der Reihe »Der besondere Kinderfilm« wurde er mit viel Liebe vom Künstlerinnen-Duo »Badabum« gedreht, das sind Anna Koch und Julia Lemke. Am 16. Oktober ist bundesweiter Kinostart, die Manege für die erste FILMERNST-Veranstaltung öffnet sich aber schon am 30. September im »Union-Kino« Luckenwalde. Dafür danken wir …


… dem Verleih Across Nations sehr – und wollen uns natürlich mit einer großartigen Besucherresonanz revanchieren. Santino, der elfjährige Protagonist von »Zirkuskind« (empf. ab 2. Klasse), den wir ein Jahr lang begleiten dürfen, muss auf der Familien-Zirkustour durchs Land auch immer die Schulen wechseln. Stets wird er gefragt, wie das denn so sei, ohne feste Wohnung und ohne Freunde, die einem über Jahre vertraut und verbunden sind. Eine der Schulen, die Santino besucht und die wir im Film sehen, ist in Rathenow, wo insbesondere die »Pestalozzi«- und die »Spektrum«-Förderschule schon seit langem nicht nur zirkusbegeistert, sondern auch selbst zirzensisch aktiv sind. Und vielleicht gehen die Kinder, wenn sie den Film bei FILMERNST gesehen haben – ob im »Haveltor«-Kino in Rathenow oder den anderen 30 Spielorten –, noch einmal mit ihren Eltern oder Großeltern ins Kino. Es ist ja nicht nur ein fantastischerZirkus-, sondern vor allem auch ein wunderbarer Mehrgenerationenfilm.


Fotos: Across Nations Filmverleih, Stuttgart/Berlin

Smartphone-Hotel

»Amanda ist hier nicht willkommen!« Die Elfjährige hat Lars hintergangen und ihn angelogen wegen eines üblen, ihn verletzenden Videos. Dass wir »Lars ist LOL« ins Programm nehmen, war für uns seit langem ausgemachte Sache. Gut, dass es solche Kinderfilme gibt, die sich weltweit auf Festivals Auszeichnung um Auszeichnung verdienen und damit für große Aufmerksamkeit sorgen. Noch besser aber, dass sie hierzulande auch einen Verleih finden, der Lust und Kraft hat, solche Filme in die Kinos zu bringen. Immer wieder werden wir von Lehrkräften nach Kinder- und Jugendfilmen zum Thema Mobbing …


… gefragt und zunehmend auch um Filmvorschläge zu den Thema Social Media, Umgang und Missbrauch sozialer Netzwerke. »Lars ist LOL« (empf. für 4.-6. Klasse) bringt beides zusammen – und das auf eine sehr einfühlsame, aber auch, was seelische Verletzungen anlangt, sehr deutliche Weise. Um so entlastender und befreiender, wenn am Ende Amandas Entschuldigung akzeptiert wird, Versöhnung und Vergebung möglich sind. Die Lehrerin richtet, um künftigen Versuchungen und Missbräuchen zumindest während des Schultages vorzubeugen, ein »Smartphone-Hotel« ein.


Vielleicht keine so schlechte Lösung, zumindest ein Versuch. In etlichen europäischen Ländern gibt es ja bereits Mobiltelefon-Verbote in Schulen, in Deutschland wurde eine bundesweite Vorgabe von der Kultusministerkonferenz noch im Mai abgelehnt. Die Bundesländer entscheiden eigenständig über entsprechende Empfehlungen und Regelungen. Mit Beginn des neuen Schuljahres haben beispielsweise Hessen, Schleswig-Holstein, Bremen und auch Brandenburg die Vorschriften verschärft, setzen verstärkt auf Verbote. Ziel ist es, die private Handy-Nutzung weitgehend aus den Schulen zu verbannen, um die Konzentration zu fördern und die sozialen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Sachsens Kultusminister Conrad Clemens lud zum Auftakt des neuen Schuljahres gleich zu einem medienwirksamen »Handygipfel« nach Dresden ein. Bundesbildungsministerin Karin Prien hatte sich genau diesen Tag für ihren Antrittsbesuch im Freistaat ausgesucht. Ab zweitem Halbjahr sind dort nun Handys tabu.

»Lars ist LOL« ist jedenfalls ein sehr geeigneter filmischer Beitrag, auch für Kultusminister und Ministerinnen, um das vielschichtige Problem mit seinen möglichen Auswirkungen und Folgen zu diskutieren, auch gemeinsam mit den Kindern. 
Also: »Lars« sehen und dann darüber reden!

Fotos: Der Filmverleih, Stuttgart

Hey, Siri …

»Der Spaß ist jetzt vorbei«, sagt die Direktorin zu Jordan und nimmt ihm das Handy ab. Nächste Woche wird er sich, gemeinsam mit seiner Mutter, vor der Schulkonferenz verantworten müssen. Auch in »Juniors« geht es um den Missbrauch sozialer Medien, um die scheinbar so einfache Möglichkeit, mit einer gefakten Erzählung an Klicks und damit auch an Geld zu kommen. Allerdings ist hier die Lüge ganz gewaltig – und um so größer und folgenreicher sind die Enttäuschungen und Vertrauensbrüche. Wenn Ihnen die Geschichte und der Film bekannt vorkommen: Wir hatten ihn bereits im Angebot …


… des FILMERNST-Frühjahrsprogramms, aber da die Zeit zwischen Flyer-Versand und Sommerferien so kurz bemessen war, mussten wir viele Termine leider absagen. Insofern versuchen wir es jetzt noch einmal, der Film hat es verdient! Irgendwann in »Juniors« kommen die Protagonisten an einen Punkt, wo nicht nur alles verloren scheint, sondern wirklich verloren ist – zumindest für einen der beiden. Die Fallhöhe von Jordans Lüge war aber auch gewaltig: Er hatte über seinen Videokanal verkündet, dass er Krebs habe und für die teure Therapie Spenden gut gebrauchen könne. Seine Glatze macht die infame Täuschung auf den ersten Blick glaubhaft. In Wahrheit will Jordan aber das online reichlich eingehende Geld für den Kauf einer neuen PlayStation verwenden. Natürlich ist die Enttarnung nur eine Frage der Zeit – und der Schwindel zu groß, als dass er sich mit Entschuldigungen und Reue leicht aus der Welt schaffen ließe.


»Hey, Siri, bin ich ein guter Mensch?«, möchte Jordan von der künstlichen Intelligenz wissen. »Das kann ich nicht beantworten«, lautet die Antwort. »Juniors« (empf. für 7.– 9. Klasse) ist, ungelogen, ein ganz großartiger Jugendfilm mit Ernst und Empathie.

Fotos: Landfilm Verleih, Chemnitz

Ohne Routine und Rituale

»Verhaltet euch unauffällig. Kein lautes Rufen auf Hebräisch!« Israelische Jugendliche werden für ihren Stadtrundgang durch Krakau instruiert. Es ist eine Klassenfahrt der ganz besonderen Art. Eine Reise, die junge Israelis nach Ende der Schulzeit obligatorisch gen Polen führt, zu den Orten früheren Schreckens, den Mahnmalen des Holocausts. Was diese Tour in ihnen auslöst, wie sie sich der Vergangenheit und den Erwartungen der Erinnerungskultur stellen, wird zur Suche nach dem eigenen Platz im Leben. »Delegation« ist ein Film, der Jugendliche …


… gleich welcher geografischen, sozialen oder religiösen Herkunft – zum Nachdenken bringt, wie die Vergangenheit hineinwirkt in die Gegenwart. Der Film erzählt davon, wie Geschichte ohne Routine und Rituale lebendig bleibt, für jeden, wo auch immer.


Der Film des Regisseurs Asaf Saban ist in Deutschland noch nicht in den Kinos gelaufen, hat aber auf Festivals weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt und Auszeichnungen gewonnen. Am 17. September wird er – mit anschließendem Gespräch – im Filmmuseum Potsdam gezeigt, denn: In diesem Herbst gibt es aber nicht nur wie gewohnt das reguläre FILMERNST-Programm, sondern darüber hinaus noch eine Sonderreihe mit vier Filmen für die Oberstufe: Es ist die schulfilmische Ergänzung zu einer Ausstellung im Filmmuseum Potsdam mit dem Titel »How to Catch a Nazi«.


»In Brandenburg wissen viele Schülerinnen und Schüler zu wenig über jüdisches Leben, Geschichte und Religion«, konstatierte erst unlängst Andreas Büttner. Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Brandenburg sieht »einfach zu viele Bildungslücken«, daher müsse in Schulen mehr Wissen dazu vermittelt werden. Mit diesem Programm für die Oberstufe wollen wir hierfür einen Beitrag leisten. Die Veranstaltungen sind zunächst für das Filmmuseum Potsdam terminiert. Wir möchten aber auch Lehrkräfte in den anderen FILMERNST-Spielorten des Landes auf diese Sonderreihe aufmerksam machen – und vor allem auf die Möglichkeit, die vier Filme als »Wunschfilm«-Veranstaltungen in einem Kino Ihrer Region bei uns anzufragen.


Die Zeit bis zum 17. September, um noch die Teilnahme an dieser Veranstaltung zu planen, ist knapp bemessen. Wir wissen das – und möchten Sie dennoch herzlich einladen zum Besuch dieses Films. Wir freuen uns sehr, dass uns der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Brandenburg, Andreas Büttner, bereits zugesagt hat – und ebenso die Schnittmeisterin des Films, Michal Oppenheim.


Anmeldungen direkt online hier.


Fotos: farbfilm Verleih, Berlin

Kolossales Kanu

»Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.« Dieser Satz soll Sie nicht auf das nächste Schuljahr einstimmen, ganz im Gegenteil. Wir hoffen sehr, dass Sie nach den Ferien mit ausreichend Kraft, Elan und Zuversicht ausgestattet sind, um all das zu bewältigen, was da auf Sie zukommt. Es werden nicht nur Diskussionen um soziale Medien und künstliche Intelligenzen sein. Wir wollen Sie jedenfalls auch weiterhin mit ausgewählten Filmen begleiten, uns als Partner für den besonderen »Lernort Kino« empfehlen. »Das Kanu des Manitu« wird wahrscheinlich …


…nicht zu unserem FILMERNST-Angebot zählen, das rauscht auch ohne uns auf einem kolossalen Kino-Strom. Fast drei Millionen Besucher in gerade mal drei Wochen, das wird ein neuer Rekord. »Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden«, müssen ›Bully‹ Herbig und all seine komischen Mitstreiter also definitiv nicht sagen. Dieser Satz war jedoch einer der meistzitierten aus dem Vorgänger, »Der Schuh des Manitu«. Mit knapp zwölf Millionen verkaufter Eintrittskarten wurde das indianische Schuhwerk der erfolgreichste deutsche Film nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt, mit dem »Kanu des Manitu«, hat ein anderer Spruch Aussichten auf dauerhaften Zitier-Erfolg: »Bitte, sag ned ›Indianer‹!«


Übrigens, nur zum Vergleich: Für »Das Kanu des Manitu« wurden in knapp drei Wochen 2.640.836 Tickets an den Kinokassen gekauft, das brachte einen Gesamtumsatz von 27.792.179 Euro. Für »Mit der Faust in die Welt schlagen« waren es in nunmehr 22 Wochen Kinoeinsatz 25.083 Besucher, die für einen Umsatz von 220.497 Euro sorgten, immerhin. »Lars ist LOL« kam in 19 Wochen auf 3.972 Zuschauer mit 24.222 Euro Umsatz. Das spornt uns an!


Fotos: Constantin Film, München

Rahmen sprengend

Auch wenn Spekulatius und Lebkuchen schon wieder in den Kaufhallen-Regalen stehen (der Kunde mag es, wie der Handel sagt!): Der Advent ist zum Glück noch eine Weile hin. Bis zu den Weihnachtsferien haben wir noch sehr viel vor: Mit dem regulären Herbstprogramm, mit der Sondedrreihe und etlichen bereits gebuchten »Wunschfilm«-Veranstaltungen streben wir filmernste Besucherrekorde an. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir schon wieder zwei neue Kinos als Partner haben: Bad Belzig und Luckenwalde gehörten zu den Spielorten, die bereits 2004 filmernst mitwirkten. Doch die Kooperation endete vor vielen Jahren, was wir – und zahlreiche Lehrkräfte in der Region – sehr bedauerten. Um so überraschender …


… als uns von den neuen Kinoleiter:innen umgehend die Frage erreichte: Können wir wieder filmernst mit von der Partie sein? Wir haben sofort »Ja« gesagt und auch nicht lange gezögert, um das »Hofgarten«-Kino in Bad Belzig und das »Union«-Filmtheater in Luckenwalde gleich mit Terminen ins aktuelle Programm zu integrieren. Verbunden damit war freilich, dass der Flyer in seiner bisherigen Form nicht mehr genügte: Die Orte + Zeiten sprengten den Rahmen, nachdem wir ja vor genau einem Jahr schon die Kinos in Brandenburg, Oranienburg und Neuruppin zurück in die FILMERNST-Familie geholt hatten. Nun sind es 31 Spielstätten, so viele wie noch nie. Von daher kommen die Flyer in wiedererkennbarer, aber leicht veränderter, eben erweiterter Form zu Ihnen. Mehr Platz auch für Bilder und Texte. Uns gefällt das neue Erscheinungsbild – und Ihnen hoffentlich auch.


Wir freuen uns jedenfalls sehr auf die Zusammenarbeit mit den beiden neuen Kinos und hoffen auf  viel Resonanz aus den Schulen der Region. Es sind schöne Kinos mit sehr engagierten Teams.


Auf dem Foto ist die Besucherschlange für eine FILMERNST-Veranstaltung im »Hofgarten« Bad Belzig zu sehen. Das war im Jahre 2008 – und das wünschen wir uns wieder. Herzlich willkommen!

Kleine Wunder

Zum Abschluss dieses Rundbriefs wollen wir nun noch einen gewaltigen filmernsten Bogen schlagen, von Brandenburg bis nach Venedig, an den Lido. Etwas gewagt, aber es gibt eine – zumindest indirekte – Verbindung: Dafür holen wir unsere diesjährige Neujahrskarte noch einmal hervor, auf der wir einen Film des Regisseurs Alexander Payne mit einem kauzigen Griechischlehrer ins Spiel brachten. Payne mag keine Filme mit dem Label »Weihnachtsfilme«, schrieben wir – und hat dennoch …


… mit »The Holdovers« einen der schönsten dieser Art geschaffen. Einen Film voller Melancholie, Wärme und Ermutigung. Ein Film für jede Jahreszeit, also auch für jetzt. Alexander Payne ist gerade beim berühmten A-Filmfestival in Venedig Präsident der Jury.


Bei der Eröffnungspressekonferenz ließ er die versammelten Journalisten (die gelegentlich so über Filme berichten, als wären sie ihnen zuwider) wissen: »Wir wurden für diese Aufgabe ausgewählt, weil wir in der Branche arbeiten, unseren Job offenbar ganz gut machen und uns mit Kino ganz gut auskennen. Aber, das sage ich allen: Jeder von uns sollte so reingehen, als hätte er noch nie einen Film gesehen. Ich sehe jeden der ausgewählten Filme als kleines Wunder an. Und freue mich auf alle.«


Übrigens: Zum Auftakt des Filmfestivals von Venedig wurde der Regisseur Werner Herzog mit einem »Goldenen Löwen« für sein Lebenswerk ausgezeichnet, überreicht von Francis Ford Coppola. Der 82-jährige Werner Herzog ist ein noch junger Regisseur, mit unverminderter Schaffenskraft. Er habe sich, wie er in Venedig dem Auditorium verkündete, immer in den Dienst des Kinos stellen wollen.


Auch das sprach uns aus dem Herzen: Wie Alexaner Payne sehen wir (fast) jeden von uns ausgewählten Film als kleines Wunder an, freuen uns auf alle – und stellen uns filmernst in den Dienst des Kinos. So soll es bleiben – von Brandenburg über Berlin bis Venedig!

Metamorphosen

»Die Metamorphosen des Protagonisten sind der Kern einer guten Geschichte«, macht der Schriftsteller-Vater seinem eher zweifelnden Sohn klar. »Der Protagonist kommt an einen Punkt, wo alles verloren scheint. Und genau an diesem Punkt muss er auf seine Stärken zurückgreifen.« Von der Literatur für das Leben lernen: Der 12-jährige Max braucht diese väterliche Ermutigung, um die Enttäuschungen beim Aufbau seiner »Coco Farm« zu überwinden und an seinen Plänen festzuhalten. Der kanadische Kinderfilm ist Teil des FILMERNST-Frühjahrsprogramms und auf seine höchst unterhaltsame Weise …


… eine Doppelstunde Wirtschaftsunterricht und Finanzkunde (empf. für 4.– 6. Klasse) im ›Lernort Kino‹. Die drei jungen Protagonisten der »Coco Farm« verfolgen mit viel Enthusiasmus eine blitzgescheite Geschäftsidee, gewinnen aus Rückschlägen im Bio-Ei-Business neue Kraft – und können nicht zuletzt auch Erwachsene motivieren, für sich selbst und die Gemeinschaft aktiv zu werden. Beim SCHLiNGEL-Festival in Chemnitz gewann der Film 2023 mehrere Preise, ebenso wie der französische Jugendfilm »Juniors«.



In »Juniors« (empf. für 7.– 9. Klasse) kommen die Protagonisten an einen Punkt, wo nicht nur alles verloren scheint, sondern wirklich verloren ist – zumindest für einen der beiden. Die Fallhöhe von Jordans Lüge ist gewaltig: Er verkündete über seinen Videokanal, dass er an Krebs erkrankt sein und für die teure Therapie Spenden gut gebrauchen könne. Seine Glatze macht die infame Täuschung auf den ersten Blick glaubhaft. In Wahrheit will Jordan aber das online reichlich eingehende Geld zum Kauf einer neuen PlayStation verwenden. Natürlich ist die Enttarnung nur eine Frage der Social-Media-Zeit – und der Vertrauensbruch zu groß, als dass er sich mit Entschuldigungen und Reue leicht aus der Welt schaffen ließe. Am Ende sitzt Jordan mit seiner Mutter vor der Schulkonferenz, die über seinen weiteren Weg entscheiden wird. »Juniors« ist, ungelogen, ein ganz großartiger, wahrhaftiger Jugendfilm mit Ernst und Empathie.



Einfühlungsvermögen und Emotionen, Ernst und Empathie charakterisieren auch den Film für die Jüngsten: »Nina und das Geheimnis des Igels« (empf. für 2.– 4. Klasse) ist ein fantastisch vielschichtiger, wunderbar leichter und zugleich tiefgründiger Animationsfilm. Immer aus der Sicht der Kinder erzählt, werden unerfreuliche, sie und ihre Familien belastende Themen ins Zentrum ihres Handelns gerückt: Der Vater, der für seine Tochter bislang jeden Abend Geschichten vom Igel erfand, zeigt sich nach dem Verlust seiner Arbeit niededrgeschlagen und verschlossen. Die Suche nach einer neuen Stelle ist schwierig, das Geld knapp, der Urlaub ungewiss. Das Abenteuer, auf das sich die beiden Protagonisten – Nina und ihr Freund Mehdi – einlassen, führt sie durchaus klopfenden Herzens an Punkte, an denen sie auf ihre spezifischen Stärken zurückgreifen müssen. »Nina und das Geheimnis des Igels« ist eine Perle von Animationsfilm!



Wenigstens vier Protagonisten gibt es in »5 Finger sind ›ne Faust« (empf. ab 9. Klasse): vier junge Männer, beste Freunde schon seit Kindertagen, die sich nach langer Zeit an einem traurigen Punkt wiederbegegnen, bei der Beerdigung ihrer gemeinsamen Freundin. Im Anschluss daran wollen sie noch einmal launig kollektiver Zeiten gedenken. Doch die Erinnerungstour mit einem geklauten SUV kracht schon bald aus der Kurve und es wird klar: Nichts in ihrem Leben ist so, wie es scheint. Statt der vermeintlichen Erfolge eher Tiefschläge und unerfüllte Hoffnungen. Auf welche ihrer Stärken wollen und können sie zurückgreifen? Noch dazu in dieser Situation, da sie auf ihrem Roadtrip notgedrungen einen Fremden aufgeghabelt haben, der ein islamistischer Terrorist sein könnte –  und überdies noch eine junge Frau, die immer unverhohlener ihre rechtsnationale Gesinnung propagiert. »5 Finger sind ›ne Faust« ist ein Film mit explosivem (visuellen) Beginn, mit überraschenden (erzählerischen) Wendungen und einer überzeugenden (politischen) Bodenhaftung. Ein Film für filmernste Diskussionen!




Das sind die vier Filme unseres FILMERNST-Frühjahrsprogramms: mit Protagonisten, die an ihre Grenzen kommen und genau an diesen Punkten auf ihre Stärken zurückgreifen. Die Filme und das Leben!

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldungen.


Den Flyer gibt's auch hier als pdf.


Fotos: eksystent Filmverleih; Landfilm; Volle Pulle Filmproduktion

Große, kleine Zahlen

In »Juniors« wollen sich die Protagonisten ihren Verfolgern entziehen, indem sie real das machen, was sie zuvor schon so oft online in »Call of Duty« durchexerziert haben. Das Ego-Shooter-Spiel gehört zu ihren PlayStation-Favoriten – vielleicht kann es auch im wirklichen Leben Leben retten. Wie populär derartige Spiele sind, macht diese Zahl deutlich: Drei Millionen Zuschauer hat die Games-Verfilmung »Ein Minecraft Film« binnen eines Monats in die hiesigen Kinos geholt und ist damit der bisher umsatz- und besucherstärkste Film des Jahres geworden. Die Filme im FILMERNST-Programm …


… nehmen sich da etwas bescheidener aus, wenn sie überhaupt in den offiziellen Statistiken erscheinen. Der großartige Animationsfilm »Nina und das Geheimnis des Igels« verbucht nach acht Wochen Einsatz gerade mal 3.000 Besucher. »Coco Farm« streckt sich nach der 1000er-Marke, »Juniors« und »5 Finger sind ›ne Faust« tauchen in der Bilanz noch gar nicht auf. Wir machen in Moderationen und Filmgesprächen gern auf diese Relationen aufmerksam – und oft ist das Erstauen groß ob der fundamentalen Unterschiede in der (möglichen) Präsentation und Wahrnehmung von Filmen.

Seit Anbeginn des Projekts war es ein FILMERNST-Anliegen, gerade auch solchen Filmen eine Öffentlichkeit zu verschaffen, die in der normalen Kinoauswertung kaum einen oder gar keinen Platz finden und gewissermaßen unsichtbar bleiben. Filme, die berührende Geschichten erzählen, die Sichten und Horizonte erweitern, die auch nach Venezuela oder Argentinien führen, auf die Philippinen oder nach Südkorea, in die Türkei oder nach Bangladesch – oder wie im aktuellen Programm in die kanadische und französische Provinz. Was ist sonst schon zu sehen aus diesen Ländern im Kino? Auf guten Festivals natürlich weit mehr – und so ist es eine ganz großartige Initiative des Chemnitzer SCHLiNGEL-Festivals, einige der dort gezeigten und ausgezeichneten Filme – über den eigenen Landfilm-Verleih – für das normale Kinoprogramm bereitzustellen, zunehmend auch synchronisiert. »Coco Farm« und »Juniors« sind zwei Beispiele aus dem aktuellen Programm. Bei FILMERNST zu sehen waren aber auch »Rikscha Girl« und »Bori« oder »Binti – Es gibt mich«. Filme, die bei FILMERNST zumeist weit mehr als tausend Besucher erreichten.




Wie wichtig es ist, hochwertige, vielschichtige, anspruchsvolle Filme für Kinder und Jugendliche zu produzieren und dann auch zu zeigen, dazu haben wir einen sehr schönen Satz im Presseheft zu »Nina und das Geheimnis des Igels« gefunden. Alain Gagnol, einer der beiden Schöpfer des Animationsfilms, bekundet hier:
»Wenn man ein junges Publikum anspricht, macht man keine minderwertigeren Filme. Im Gegenteil, es ist, als hätte man eine noch größere Verantwortung bekommen. Das junge Publikum von heute wird das erwachsene Publikum von morgen sein. Wenn wir die jungen Leute nur mit lauten Bildern und bunten, seelenlosen Filmen füttern, die ihre Aufmerksamkeit erregen sollen, müssen wir uns nicht wundern, wenn sie später Filme auf ihren Handys konsumieren.«

In diesem Sinne: Kommen sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern ins Kino, sehen Sie FILMERNST-Filme!


Fotos: Landfilm

Urlaub am Meer

Noch ist es ein Stück hin, aber man kann ja schon mal träumen von »Morgen, irgendwo am Meer«. Oder weiterträumen, wie Patrick Büchting. Sein Spielfilm-Debüt lief letztes Jahr mit Erfolg im FILMERNST-Herbstprogramm. Vor ein paar Tagen erreichte uns eine Mail des Regisseurs, die freudig kundgab, nun die 10.000er Besuchermarke erreicht zu haben. FILMERNST war daran mit 17 Veranstaltungen für insgesamt 1.300 Jugendliche beteiligt. Als Dank für diesen Einsatz schickte uns Patrick zum Verlosen drei DVDs …


… die wir an dieser Stelle gern ausschreiben und dann an die Gewinner weiterleiten. Wer sich also schon mal auf den nächsten Sommerurlaub einstimmen möchte, mit einem filmischen Roadtrip hin zum westlichsten europäischen Punkt an der portugiesischen Atlantikküste, der sende uns eine Mail mit dem Betreff: letzte Currywurst vor Amerika

Wer den Film vor den Sommerferien mit seinen Schülerinnen und Schülern (noch einmal) im Kino sehen möchte, der frage bei FILMERNST eine »Wunschfilm«-Veranstaltung für »Morgen, irgendwo am Meer« an. Patrick Büchting und sein Team würden sich sehr freuen – und wären, wenn es sich einrichten lässt, auch gerne wieder bei Gesprächen dabei.



Wer leer ausgeht bei unserer Verlosung, kann die DVD/Bluray natürlich auch auf den üblichen Vertriebswegen käuflich erwerben.


Fotos: Cangerfilms

Kannawoniwasein!

Dieser Titel eines großartigen Kinderbuchs und eines ebenso großartigen Kinderfilms ist einfach zu schön, als dass wir ihn nicht gern immer wieder mal verwenden möchten. Heute aus gegebenem Anlass eines runden Geburtstages: Leicht verspätete, aber nicht minder herzliche Glückwünsche zum 80. für Felix von Manteuffel. Er ist im schon 40-mal bei FILMERNST gezeigten »Kannawoniwasein!« kurz, aber kräftig als Opa Heinz zu erleben. Wer von Felix von Manteuffel nicht gleich ein Bild vor Augen hat (unwahrscheinlich) …


… hat (sehr wahrscheinlich) seine Stimme im Ohr. Es müssen ja nicht gleich die 145 Stunden Komplettfassung von »Harry Potter« sein. Die Reihe seiner Hörspiel-Auftritte ist scheinbar endlos – und jeder von ihnen ein Erlebnis. Wie eine Stimme zum Instrument wird, lässt Felix von Manteuffel auf höchst eindrucksvolle und höchst einprägsame Weise seine kleinen und großen Zuhörer mit- und nacherleben. Wir – und ein begeistertes Publikum – konnten ihn schon einige Male live hören bei FILMERNST-Veranstaltungen und hoffen auf Fortsetzungen. Seit letztem Jahr sind Felix von Manteuffel und seine Frau Leslie Malton FILMERNST-Paten.

Herzlichen Glückwunsch, lieber Felix – und lass von Dir hören!




Fotos: Lieblingsfilm/sad ORIGAMI / FILMERNST

Blaues Band

Es muss vor unendlich langer Zeit gewesen sein, als wir zum ersten Mal einen von ChatGPT verfassten Text im Rundbrief präsentierten. Es war Ende November 2022. Was in den zweieinhalb Jahren seitdem im KI-Bereich passiert ist, kann einen, je nach Stimmung, in Staunen oder in Schwindel versetzen. Vielen wird angst und bange, und sie fragen sich, ob ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und Können noch gebraucht wird: Nennen wir, auf den Film bezogen, nur mal Drehbuchautoren oder Synchronsprecher. Auch Dichter sollten sich nach neuen, zukunftsträchtigen Professionen umschauen, oder? Wir wollten die Probe aufs Exempel machen …


… und uns ein Frühlingsgedicht verfassen lassen. Die Vorgaben an unseren maschinellen Intelligenzpartner waren präzise: Frühling, aber nicht März, sondern Mai. Unsere Leser sehr klug und poesie-erfahren. Die Themen Bildung und Erziehung sollten indirekt angesprochen werden, möglichst metaphorisch.
Nach einigen von uns abgelehnten Versuchen kam der Vorschlag:


»Erste Blüten, erster Mai« von Otto Julius Bierbaum,
mit dem Auszug:


Lange schlug das Herz mir dumpf  Und in faulen Schlägen, / War ein tangbedeckter Sumpf / Ohne Wellenregen. Bunte Blumen blühten rings /
Und ich ging vorüber; / Wissenschaft, die graue Sphinx / Gab mir Nasenstüber.

Der KI-Kommentar dazu lautete: Dieses Gedicht könnte als humorvolle Anspielung auf die schulischen Herausforderungen dienen, insbesondere in der Zeit des Frühjahrs, wenn der Wunsch nach draußen zu gehen und die Natur zu genießen, mit den Pflichten des Lernens kollidiert.


Das gefiel uns überhaupt nicht, schon gar nicht diese Erklärung. Schnell und dann mehrfach wiederholt, folgte der Vorschlag, uns von ChatGPT doch ein eigenes Gedicht schreiben zu lassen. All unsere Vorgaben wollte die KI bedenken und einbringen.



Im Mai beginnt das Denken leicht
(für Lehrerinnen und Lehrer)


Die Zweige schreiben grün und rund ihr Alphabet in Blätterschrift, der Wind liest laut – und jede Kund erhebt sich wie ein leichter Lift.
Im Klassenzimmer fließt das Licht, als wollt es selbst am Lernen sein, ein Kind fragt plötzlich: ›Was ist Pflicht?‹ –und alle horchen fragend rein.
Der Mai, er blättert sacht und still im Buch, das Jahreszeiten trägt, und zeigt: Wer wachsen wirklich will, sucht Fragen, die man nicht gleich schlägt.



Das fanden wir gruselig und gaben zu bedenken, dass das Gedicht auf keinen Fall mit dem Wort »schlägt« enden dürfe, denn das könnte gestrige, heute strengstens untersagte Gepflogenheiten assoziieren. Dieser Einwand wurde sofort akzeptiert: Im Kontext mit Erziehung wäre das Wort ›schlagen‹ wirklich unangebracht.


Nach unserer weiteren Eingrenzung nur auf Dichter des 20. oder 21. Jahrhunderts kamen zwar neue Vorschläge, aber keiner, der uns gefiel oder den wir gar hätten weitergeben wollen.


Eine Strophe erregte allerdings unsere Aufmerksamkeit:


»Bleib nicht stehen, geh weiter,
auch wenn der Weg steinig ist.
Der Frühling kommt, er wird dich begleiten,
auch wenn du ihn nicht siehst.«

Als Autor wurde Wolf Biermann angegeben, was uns merkwürdig vorkam, da wir sein Werk ganz gut zu kennen glaubten. Wir baten um das ganze Gedicht, das sofort übermittelt wurde, es heißt: »Ermutigung« und beginnt mit den wunderbaren Versen:


»Du, laß dich nicht verhärten / in dieser harten Zeit.«

Die anfangs zitierte und Biermann zugeschriebene Strophe »Bleib nicht stehen, geh weiter«, findet sich allerdings nicht in Biermanns Gedicht »Ermutigung«, wie wir sogleich etwas verärgert einwandten. Das zuzugeben, fiel ChatGPT leicht. Ohne rot zu werden (ist das überhaupt möglich?) wurde die Erklärung angefügt: »Diese Zeilen kommen in Wolf Biermanns Gedicht ›Ermutigung‹ nicht vor – weder im Originaltext noch in irgendeiner bekannten Variante. Dieses Zitat stammt nicht von Biermann und gehört auch nicht zu seinem Werk. Es ist eine frei formulierte Motivationsstrophe unbekannter Herkunft, die häufig im Netz geteilt wird, manchmal fälschlich mit seinem Namen. Das tatsächliche Gedicht ›Ermutigung‹ ist deutlich politischer und sprachlich klar Biermanns Stil zuzuordnen – wie du an den echten Versen gesehen hast. Es enthält keine so direkt ermutigende Frühlingsmetaphorik wie die irrtümlich zugeschriebene Strophe. Danke, dass du so aufmerksam warst! Möchtest du vielleicht noch nach anderen Gedichten aus dem 20. Jahrhundert suchen, die besser zu deinem Rundbrief passen könnten?


Nein, wir wollten keinen weiteren Versuch mehr wagen, konzentrierten uns auf die eigene natürliche Intelligenz und versuchten, auf der wunderbaren Webseite von planetlyrik.de fündig zu werden, was uns auch gelang.


Hier nun das uns sehr gefallende Frühlingsgedicht für Sie. Es ist von Felix Philipp Ingold, einem 1942 geborenen Autor, Übersetzer, Herausgeber, Slawistikprofessor. Natürlich klingt Eduard Mörike – mit dem Gedicht-Klassiker »Frühling läßt sein blaues Band« – im Ingoldschen Werk an und durch:



(Er ist’s!)
FRÜHLING läßt sein blaues
Wieder durch die
Süße: Lüfte
Streifen Land. Schon
Wollen, ein Kommen. Horch:
Von fern – geh leise!
Ja? Dem
Sei’s unbenommen.



aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben. Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel. https://www.planetlyrik.de/fpihauptswerk/fruehling/


Wir schließen hier mit dem letzten Satz eines Kommentars von Lisa Becker in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« vom 1. Mai 2025:
»Lehrkräfte sollten sich weiterbilden und einfach beginnen, gemeinsam mit den Schülern zu experimentieren, und natürlich kritisch über KI reflektieren – damit die Schüler schlauer und nicht dümmer werden.«


Diese Frühlings-Gedicht-Analyse wäre schon mal ein Anfang.
Kommen Sie gut durch die schönste Zeit des Jahres, grüner wird's nicht!


Foto: cottonbro studio / Pexels

Flut oder Flaute?

Heute beginnt die Jubiläums-Berlinale, die 75. schon. Wir schauen natürlich vor allem auf den Wettbewerb der Sektion »Generation« mit den Kinder- und Jugendfilmen aus aller Welt. Etliche dieser Filme, da sind wir gewiss, werden bald schon einen filmernsten Programmplatz finden. Auch wir stehen kurz vor unserem nächsten Festival: Bei uns heißt es SchulKinoWochen, es sind die 19., also kurz vorm Jubiläum. Anders als wahrscheinlich bei der Berlinale haben wir für unsere Veranstaltungen noch viele freie Plätze zu vergeben, von einer Anmeldeflut …



… kann leider noch nicht die Rede sein, eine Flaute ist es allerdings auch nicht. Wir freuen uns über all die Anmeldungen die uns bereits erreicht haben, aber sagen frank und frei: Es ist noch Luft nach oben – und wir setzen dabei auf Sie!


Am 20. März geht es los im Oranienburger »Filmpalast«, mit  Andreas Dresens hochgelobtem Film »In Liebe, eure Hilde«. Mehr als 200 Schüler:innen sind avisiert und als Gast auch der Regisseur – ein Auftakt nach Maß!

Die Programmhefte sind Anfang des Jahres an alle Schulen des Landes Brandenburg versandt worden, das PDF ist auch hier auf der Webseite abrufbar.
pdf: SchulKinoWochen Brandenburg 2025


Im Programm stehen erneut 30 Filme für alle Jahrgangsstufen. 30 inhaltlich und künstlerisch herausragende Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme: ein Filmfestival im Kleinen. Die Werke erkunden filmische Landschaften, suchen nach filmischer Vielfalt, bringen filmische Perlen zum Leuchten. SchulKino Wochen laden zu geografischen, kulturellen, sozialen Entdeckungen ein. Sie regen an zum Austausch von Meinungen über Inhalte und Formen des Gesehenen. Viele Veranstaltungen sind moderiert, zu etlichen werden Filmgäste erwartet.

Die Anmeldungen, die uns bislang erreichten, verteilen sich leider noch zu ungleichmäßig auf die einzelnen Filme. Natürlich wissen wir oder ahnen wenigstens, was die Publikumsfavoriten sein werden, zumeist Filme für die Allerjüngsten: In diesem Jahr steht momentan »Fuchs und Hase retten den Wald« auf Platz 1, gefolgt von »Alles steht Kopf2« und »Der blaue Tiger«. Dann wird die Nachfrage schon schwächer, selbst auf herausragende Jugendfilme wie »Sieger sein« beispielsweise, der 2024 den Deutschen Filmpreis gewann. Auch für »In Liebe, eure Hilde«, für »Jonja« oder »Radical – eine Klasse für sich« wünschten wir uns weit mehr Anmeldungen.


Der Kinderfilm »Grüße vom Mars«, mit einem autistischen Protagonisten, wird regulär erst am 8. Mai deutschlandweit in die Kinos kommen, bei uns ist er schon während der SchulKinoWochen zu sehen. International hat »Grüße vom Mars« bereits bei vielen Festivals Preise gewonnen, hierzulande im letzten Jahr den »Goldenen Spatzen«. Das sollte doch Aufwind geben für den Flug zum Mars!


Der beeindruckend feinfühlige »Young Hearts« ist gerade in die Kinos gekommen und wurde ob seiner Qualitäten hochgelobt. Bei uns lief er im Dezember in zwei Sonderveranstaltungen zu den JugendFilmTagen im Landkreis Dahme-Spreewald, nun ist er bei den SchulKinoWochen dabei.

Ein genauer Blick lohnt sich bei den SchulKinoWochen immer auch auf die Filme in den verschiedenen Sonderreihen, ob im Wissenschaftsjahr zum Thema »Zukunftsenergie« oder im Rahmen von »17 Ziele – Kino für eine bessere Welt«.


Zum ersten Mal gibt es auch einen Komplex mit Filmen in Originalfassung, mit deutschen Untertiteln. Alle vier Filme ausnahmslos herausragend und absolut sehenswert: ob »Dìdi« oder »Gagarin«, ob »Üben, üben, üben« oder »Little Fugitive – Der kleine Ausreißer«. Dieser Film übrigens wurde vor zwei Jahren für die Berlinale-Retrospektive von keinem Geringeren als Wes Anderson ausgewählt, der ihn zu seinem persönlichen Lieblingsfilm kürte, bei dem es ums Jungsein und Erwachsenwerden geht. Ein Kritiker schrieb: »kamerapoetisches Kunstwerk an der Schnittstelle von Zeitdokument und Kindheitsgeschichte, einzigartiges New-York-Porträt und zugleich warmherzige Hymne auf Licht und Schatten einer gefährdeten Kindheit«. Solche Schätze finden sich im Programm der diesjährigen SchulKinoWoche im Land Brandenburg!

Wie immer sehr prominent und zahlreich im Programm vertreten sind Dokumentarfilme, zu den unterschiedlichsten Themen, die allesamt gesellschaftlich brisant und bewegend sind: anregend zu Streitgesprächen und zum Weiterdenken. Ob nun »Holy Shit« (ein Geheimtipp!!) oder »Plastic Fantastic«, ob das brandenburgische Heimspiel »Auf der Kippe« oder »Niemals allein, immer zusammen«. Und ob die Welt voller Lösungen ist, darauf versucht »Tomorrow« seine Antworten zu geben.

Das waren nun einige der Titel, die wir Ihnen gern ans Herz legen möchten und die uns am Herzen liegen. Wir haben die Filme sehr sorgfältig ausgewählt und das Programm mit viel filmischer Leidenschaft zusammengestellt. Nun liegt es an Ihnen, uns mit einer Anmeldeflut vor echte Herausforderungen zu stellen.

Der offizielle Anmeldeschluss ist der 7. März. Wenn Veranstaltungen bereits bestätigt sind, es aber noch freie Plätze gibt, dann können die natürlich auch nach dem 7. März bis zum Spieltag aufgefüllt werden. Immer auch nachfragen, per Mail oder mit einem Anruf.

Schließlich noch ein Nachtrag zu den Berlinalen der vergangenen Jahre: 2024 gab es zum Beispiel eine »Lobende Erwähnung« im »Generationen«-Wettbewerb für »Young Hearts«, 2023 eine ebensolche für »And The King Said, What A Fantastic Machine«. Wer diese beiden Filme sehen möchte, ist bei uns und den SchulKinoWochen genau richtig: Sie sind im Programm!

Voll auf Anschluss!

Der Wechsel am Jahresbeginn von LISUM in LIBRA legte leider unsere Telefone lahm. Nun endlich sind wir auch wieder im Festnetz voll auf Anschluss – unter 03378 209 161 (Susanne Guhlke) oder 03378 209 148 (Susanne Pomerance). Wie immer können Sie uns aber auch per E-Mail erreichen: kontaktfilmernst,de oder anmeldungfilmernst,de. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!

Bild: Alexas_Fotos / pixabay

Von LISUM zu LIBRA

Informiert  man sich auf der Webseite »Weihnachtsferien 2024 nach Bundesland«, so endeten diese (nur) in Berlin und Brandenburg offiziell schon am 31. Dezember. Welch ein Glück, dass der 1. Januar auch hier (noch) ein Feiertag ist, so mussten Lehrer:innen und Schüler:innen erst am 2. Januar wieder zum Dienst. Eigentlich sollten da, zu ihrer großen Freude, bereits die Programmhefte für die nächsten SchulKinoWochen auf sie warten. Am 28. Dezember wollten wir versenden und glaubten …


… zwischen den Jahren viel Zeit zu haben. Beim letzten Mal dauerte der Druck lediglich fünf Tage. Dieses Mal kam am 18. Dezember die Schreckensmeldung, dass die Hefte erst auf den letzten Drücker, am 23. Dezember nachmittags, im LISUM eintreffen sollten, 5.000 Exemplare. Als die Zeit ran war und wir empfangsbereit, wurde als Weihnachtsüberraschung ein Karton mit genau 30 Exemplaren geliefert, schöne Bescherung!


Die restlichen elf Pakete wurden für den 6. Januar avisiert. Was dann folgte, möchten wir hier nicht ausbreiten, nur  soviel: Am 28. Dezember lieferte UPS dann tatsächlich (schon) – und weil eine nicht hoch genug zu preisende, filmernste Kollegin mehrfach ihren Urlaub unterbrach, konnten 900 Kuverts mit den Programmen bestückt und dann am 2. Januar versandt werden: nicht mehr vom LISUM aus, sondern nun vom LIBRA, dem Landesinstitut Brandenburg für Schule und Lehrkräftebildung. Inzwischen sollten die Hefte in den Schulen angekommen sein – und wir freuen uns auf viele Anmeldungen.


pdf: SchulKinoWochen Brandenburg 2025


Durch den Wechsel vom LISUM zu LIBRA ändert sich – zu unserer großen Freude – für FILMERNST nichts: Wir bleiben weiter, wie seit mehr als zwei Jahrzehnten schon, einander zugewandte  Partner. Allen LIBRA-Mitarbeiter:innen im Ludwigsfelder Struveshof wünschen wir am alten Ort neue Kräfte!


Übrigens: Mit neuer Kraft startete das FILMERNST-Jahr 2025 schon am 2. Januar in den »Neuen Kammerspielen« Kleinmachnow: 91 Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs vom »Dreilinden-Gymnasium« sahen in einer Sonderveranstaltung »Führer und Verführer«. Viele der Jugendlichen zeigten sich sehr berührt. Von den Lehrkräften wurde hervorgehoben, dass der Film eine ideale Unterrichtsergänzung zum Abiturschwerpunkt »Propaganda im NS Regime« darstelle. Dank an das »Dreilinden-Gymnasium« und an dessen Oberstufenkoordinatorin Frau Harmsen – für den frühesten FILMERNST-Jahresauftakt im Kino, den wir je hatten!

14 + 18 = 28

Dass in Berlin und Brandenburg keine Zeit bleibt, das Jahr müßig zu beginnen, konnten wir auch an der filmernsten Korrespondenz ablesen. Gleich, nachdem wir unseren Neujahrsgruß versandt hatten, erhielten wir zahlreiche Antworten, von Lehrerinnen und Lehrern aus den Schulen, von Verleihpartnern, aus Kinos, aber auch von Produzenten und Regisseuren: viele gute Wünsche für die weitere filmernste Arbeit. Andreas Dresen schrieb uns zum Beispiel, dass er sich freut, am 20. März unser Gast …




… zur Eröffnung der SchulKinoWochen 2025 zu sein: Wir freuen uns sehr, im »Filmpalast« Oranienburg seinen jüngsten, von der Kritik sehr gelobten Film »In Liebe, Eure Hilde« präsentieren zu können. Die ersten Anmeldungen für diesen Termin haben uns schon erreicht, wir sind sicher, dass es noch mehr werden.


Auch vom Regisseur Patrick Büchting kam ein Neujahrsgruß. Seinen Film »Morgen irgendwo am Meer« sahen im FILMERNST-Herbstprogramm in 17 Veranstaltungen 1.100 Jugendliche. Das auf Festivals weltweit gezeigte Roadmovie kann natürlich auch 2025 für filmernste Sonderveranstaltungen angefragt werden. Patricks Angebot: Wenn es in seinen Terminplan passt, ist er gern bereit, wieder mit dem FILMERNST-Publikum ins Gespräch zu kommen.


Die Regisseurin Cornelia Grünberg schickte uns die gute Neujahrsnachricht, dass nach den beiden – auch bei FILMERNST sehr erfolgreichen –  Dokumentarfilmen »Vierzehn« (2008) und »Achtzehn« (2014) – ihre Trilogie nun »vollendet« ist: »Achtundzwanzig« wird noch in diesem Jahr, nach der Welturaufführung, seine Kino-Premiere erleben – und natürlich wollen wir ihn dann auch bei FILMERNST gebührend würdigen. Erste Anfragen gibt es bereits. Jetzt gilt zunächst mal Daumendrücken für Festivalteilnahmen, vielleicht im Februar zur Berlinale. Hier gibt es schon mal einen kleinen Einblick:  




Last but not least: Bei all dem oben beschriebenen Weihnachts- und Neujahrstrubel hatten wir doch in der Tat vergessen, unserem per Rundbrief versandten Neujahrsgruß die – von unserem Grafiker Volker wie immer so wunderbar gestaltete Karte – als als Extra-PDF beizufügen. Das sei hiermit nachgeholt. Leben ist Wahrnehmung!


FILMERNST-Neujahrsgruß 2025

Er mag keine Filme mit dem Label »Weihnachtsfilme« – und hat doch einen der schönsten dieser Art geschaffen: Alexander Paynes »The Holdovers« kam letzten Winter in die Kinos, natürlich erst nach Weihnachten: ein Film voller Melancholie, Wärme und Ermutigung. Anfang Januar gesehen, verleiht er Kraft und Zuversicht für das ganze Jahr. Bildung für Geist und Herz gibt es in Hülle und Fülle, nicht nur, wenn der vom Leben gebeutelte Geschichtslehrer für seine Schüler alte Griechen wie Demokrit im Original zitiert.



Historisches Hoch

Das Wort ›historisch‹ als Ausdruck von etwas ganz Seltenem, Außergewöhnlichem, sollte generell sparsam gebraucht werden. Vielleicht nur für Ereignisse wie Bundestagswahlen Ende Februar. Dann stehen wir, ganz regulär, schon kurz vor den nächsten SchulKinoWochen. Im Moment aber werben wir noch für die Teilnahme am FILMERNST-Herbstprogramm – und was uns bisher an Anmeldungen erreichte, steuert in der Tat auf ein historisches FILMERNST-Hoch zu. Die 5.000er-Marke wollten wir schon gern knacken, aber mit mehr als doppelt so vielen …


… Schülerinnen und Schülern hatten wir nicht gerechnet. Zwei der vier Filme kommen auf mehr als 3.000 Besucher, das gab es sehr lange nicht. »Dancing Queen« liegt mit 4.000 bestätigten Karten ganz vorn, knapp dahinter der Animationsfilm für die Jüngsten, »Ernest und Celestine: Die Reise ins Land der Musik«, mit 3.226.
Das quer durch Europa führende Roadmovie »Morgen irgendwo am Meer« hat es mit 1.087 angemeldeten Zuschauer:innen in den vierstelligen Bereich geschafft, der brückenschlagende Blick nach Bangladesch, »Rikscha Girl«, mit 1.095 ebenfalls.


Hinzu kommen Anmeldungen für die JugendFilmTage, die wir in guter Tradition mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Dahme-Spreewald organisieren. Dieses Jahr präsentieren wir im CAPITOL Königs Wusterhausen und in den »Spreewald«-Lichtspielen Lübben zum einen den hoffnungsvoll-bestärkenden Dokumentarfilm »Berlin Bytch Love« von Heiko Aufdermauer und Johannes Girke (die Regisseure werden zu den Filmgesprächen unsere Gäste sein). Zum anderen den einfühlsam-berührenden Kinder- und Jugendfilm »Young Hearts«, der erst im Januar 2025 regulär in den Kinos starten wird.


Alle aktuellen Filme – mit den entsprechenden Kurzinhalten und Pressestimmen, mit Trailern und Begleitmaterial – finden sich in der FILMERNST-DatenbankAnmeldungen für die November- und Dezember-Termine nehmen wir nach wie vor gerne entgegen, online oder telefonisch.


Heraushebenswert im FILMERNST-Herbst 2024 sind auch etliche Veranstaltungen mit von Lehrkräften angefragten »Wunschfilmen«, meist begleitet von Moderationen und Gesprächen. So zum Beispiel mit dem die NS-Propaganda ausleuchtenden »Führer und Verführer«, mit Robert Stadlober als dämonischem Volksverhetzer Goebbels. Was die Schülerinnen und Schüler im Adlershofer »Casablanca« sahen und erlebten, war eine beeindruckende Geschichtsstunde mit durchaus aktuellen Bezügen.



Fotos: Wild Bunch Germany /  Stephan Pick


Zum ökologisch bewusstseinserweiternden Dokumentarfilm »The North Drift – Plastik in Strömen« erschien der Dresdener Regisseur Steffen Krones im »Obenkino« Cottbus. Die Siebtklässler vom städtischen »Pückler-Gymnasium« zeigten sich gut vorbereitet, und moderiert vom Wissenschaftsjournalisten Ernst-Alfred Müller kam es zu einer ebenso unterhaltsamen wie spannenden Gesprächsrunde: »Viele waren sehr interessiert und stellten eine Frage nach der anderen«, schrieb uns Steffen Krones. »Die Begeisterung der Kinder zeigte mir, wie ihnen durch diese Veranstaltung der Zugang zu einem wichtigen Thema eröffnet wurde, dem sie im Unterricht möglicherweise nicht mit dem gleichen Interesse begegnet wären.«


Gleich zwei Veranstaltungen hintereinander absolvierte Patrick Büchting mit seinem Debüt-Spielfilm »Morgen irgendwo am Meer«. Kurz darauf flog er nach Tokio, zum »Kineko International Filmfestival«. Das Publikum der Asien-Premiere – im 109シネマズ二子玉川 109CINEMAS FUTAKO-TAMAGAWA – zeigte sich sehr interessiert an diesem Film aus Deutschland und wollte viel wissen vom Regisseur. Auf dem Dreierporträt unten in der Bildergalerie: Patrick Büchting neben Festivaldirektor Keiko Kodaka und Mitsuo Tahira vom Festival-Team. Auf einem weiteren Foto auch der Chemnitzer »Schlingel«-Festival-Direktor Michael Harbauer.
Von Tokio aus ging es für Patrick Büchting dann fast geradewegs nach Estland, zum 28. Tallinn Black Nights Film Festival.
Nicht schlecht, diese Festival-Tour für einen Debütfilm! Wir sind froh, ihn bei FILMERNST präsentieren zu können.



Fotos: Patrick Büchting (privat) / Gerrik Harbauer


Der FILMERNST-Herbst wäre nicht komplett ohne eine weitere, überaus positive Nachricht: Nachdem im Frühjahr 2018 in den langjährigen Partnerkinos von Oranienburg, Neuruppin, Prenzlau und Brandenburg der Vorhang für FILMERNST-Veranstaltungen fiel, ist die Leinwand nun in allen vier Orten wieder FILMERNST.
Wir haben beständig nachgesetzt und nicht locker gelassen, vor allem auch deshalb, weil uns viele Lehrkräfte in diesen Orten sehr vermissten. Wie sehr, das beweisen die Anmeldezahlen: Prenzlau (schon etwas länger wieder dabei) mit 1.500 angemeldeten Schüler:innen, Oranienburg aus dem Stand mit bislang 1.400 und Neuruppin mit reichlich 600. Nur für das »Concerthaus« Brandenburg sieht es noch recht mau aus, hier wünschen wir uns und vor allem dem Kino weit mehr Resonanz aus den Schulen. Am besten mit Ergebnissen wie im »Neuen Lichtspielhaus« Beelitz: Erst seit diesem Jahr filmernst dabei, zählte das Einsaalkino mit insgesamt nur 65 Plätzen in 27 Veranstaltungen 1.029 Besucher – Glückwunsch!



Das Prenzlauer UNION ist eines der vier cinemotion-Kinos, das nun wieder bei FILMERNST und an den SchulKinoWochen beteiligt ist. Fotos: FILMERNST/Bernd Sahling

Kopfüber in New York

Film ist nicht nur Teamarbeit, sondern oft auch Ausdauersport – Marathon oder gar Zehnkampf. Unser FILMERNST-Pate Bernd Sahling könnte gut von den langen, kräftezehrenden »Wettbewerben« in seiner Autoren- und Regie-Karriere berichten. Vor mehr als 15 Monaten gingen in NRW die Dreharbeiten seines jüngsten Spielfilms, »Ab morgen bin ich mutig«, zu Ende. Weit davor standen Bucharbeit, Förderanträge, Casting, Drehplan und manches mehr. Nach achtwöchigem Inszenieren – viele Regentage inklusive – fiel am 3. August 2023 die letzte Klappe: »Ich musste oft auf die überraschenden Umstände reagieren«, schrieb uns Bernd im vorletzten Sommer …


... »an einem Tag war die Stimme unseres Hauptdarstellers weg, an einem anderen hat es in die Küche, in der wir drehen wollten, reingeregnet. All das spielt nun in der Filmgeschichte mit. Wir hätten keinen Drehtag wiederholen können mit unserem kleinen Budget.«


Anschließend haben etliche Gewerke an der Postproduction gearbeitet. In den Stablisten von Bernds früheren Filmen in unserer Datenbank, »Kopfüber« beispielsweise, ist angeführt, wer alles am Teamwork beteiligt ist. Mittlerweile ist »Ab morgen bin ich mutig« fertiggestellt und eigentlich vorführbereit. Einen rührigen Verleih – Real Fiction, Köln – hat der Film auch, doch es wird noch eine Weile dauern, bis er, im Herbst 2025, seinen bundesweiten Kinostart erlebt und dann auch bei FILMERNST zum Einsatz kommt. Wie gesagt: ein Langstreckenlauf, dessen Höhepunkte dann die Vorführungen und die Begegnungen mit dem Publikum bei Festivals werden. Wohin die Reiseroute führen kann, ist im vorigen Text nachzulesen.



Einige Motive, die uns Bernd von den Dreharbeiten zur Verfügung stellte: mit Darius Pascu als Tom, Jonathan Köhn als Karl, Anna Bahners als Klara und dem Kameramann Piotr Rosolowski. Setfoto mit Bernd Sahling (3.v.l.), davor die Kinderdarsteller Jonathan Köhn, Cheyenne A. Roth, Elijas Amerein und Anna Bahners.


Fotos: Lisa Maria Müller / Bernd Sahling // Zeitgeist Filmproduktion GmbH & Co. KG / Fabian Rieke


Dass Filme auch Stehvermögen beweisen und Langzeitwirkung zeigen können, hat Bernd Sahling gerade in New York erlebt. Mitte Oktober gab es in Amherst, in der DEFA Film Library der University of Massachusetts, eine Vorführung von »Kopfüber«. Prof. Mariana Ivanova, Academic Director of the DEFA Film Library & Associate Professor of German Film & Media, sagte in ihrer Einführung: »Die Produktion des Films hat fast zehn Jahre gedauert, aus verschiedenen Gründen, da bin ich mir sicher. Aber einer, von dem ich weiß, war: Die Geschichte und die Themen wurden als zu komplex empfunden, als dass ein jüngeres Publikum sie verstehen und sich darauf einlassen könnte ... Als ›UPSIDEdown‹ in Deutschland und auf internationalen Filmfestivals herauskam, löste er eine Fülle von Diskussionen darüber aus, ob er für Kinder geeignet sei oder nicht – eine Tatsache, die natürlich mit seinem Titel zusammenhängt.«


Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Die Annahme oder Vermutung, Kinderfilme mit ›heiklen‹ oder kritischen Themen könnten für die Zielgruppe überfordernd und daher nicht für sie geeignet sein, gibt es leider noch immer und leider immer wieder. Wir haben es gerade mit einem anderen Film erlebt, der von der FSK zunächst eine Freigabe ab 12 bekam, dann aber, nach einem Einspruch des Verleihs, plötzlich eine FSK 0.


Noch weiter zurück in Bernd Sahlings Filmographie ging es im Deutschen Haus in New York: Dort wurde sein 1990 an der HFF »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg entstandener Dokumentarfilm »Alles wird gut«, begleitet von einer Fotoausstellung, gezeigt. Hier ein paar Impressionen aus New York und Amherst – und: Wir freuen uns auf »Ab morgen bin ich mutig« und gedulden uns noch bis nächsten Herbst.



Fotos: Deutsches Haus at NYU: John Harris / Juliane Camfield
DEFA Film Library: Hiltrud Schulz / / Bernd Sahling

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