FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

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Gritta bildet Lehrer fort: im »Obenkino« Cottbus

Der FILMERNST freundschaftlich verbundene Publizist, Medienberater und Moderator Klaus-Dieter Felsmann organisiert nicht nur jeden Herbst die verdienstvollen Buckower Mediengespräche, sondern seit Jahren auch das Kinderfilmprogramm im Rahmen des Cottbuser FilmFestivals. Zwischen 6. und 11. November 2012 wird es um Mythen, Wunder und starke Kinder gehen. Bereits vorab, am 1. November, bietet Klaus-Dieter Felsmann im »Obenkino« eine Lehrerfortbildung, bei der Jürgen Brauers DEFA-Film »Gritta von Rattenzuhausbeiuns« im Zentrum der Betrachtung stehen wird.


Der fantasievolle Film voll skurrilem Witz und mit vielen komischen Einfällen ist an das Kunstmärchen »Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns« von Gisela und Bettina von Arnim aus dem Jahre 1840 angelehnt. Doch wer hier und heute im Film die Hauptheldin Gritta erlebt, der wird sich wünschen, ein solches Mädchen ginge in die sechste Klasse seiner eigenen Schule. Von daher ist der Film sowohl filmästhetisch als auch rezeptionstheoretisch von Interesse. Zugleich bietet das Thema eine übergreifende Anregung zur Auseinandersetzung mit verfilmter Literatur.
Die praxisorientierte Fortbildung soll wichtige Grundlagen der Filmpädagogik verdeutlichen und nicht zuletzt dazu einladen, gemeinsam mit den Schülern die Filme des Festivals anzusehen.
Das Seminar ist so angelegt, dass die jeweiligen Anregungen mit Blick auf alle Schulformen und Schulstufen modifizierbar sind.

Donnerstag, 1. November 2012, 15 Uhr bis 18 Uhr, »Obenkino« Cottbus
Straße der Jugend 16, 03046 Cottbus
Tel 0355/ 380 24 30, www.obenkino.de

Sie ist ein anderer: Tomboy

Im Rahmen der Jugendfilmtage in Königs Wusterhausen und Lübben präsentiert FILMERNST in Kooperation mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Dahme-Spreewald die Filme »Tomboy« und »Hasta la vista«. Die moderierten Veranstaltungen im KULTurKINO »CAPITOL« Königs-Wusterhausen am 29. November und in den »Spreewald Lichtspielen« Lübben am 30. November  bieten – neben Informationsangeboten im Foyer – die Möglichkeit zum Filmgespräch und zur Diskussion mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises.
Vorab gibt es, am 13.11. in Lübben und am  15.11. in Königs Wusterhausen, Informations-Veranstaltungen  zu beiden Filmen für Lehrerinnen und Lehrer.


Anmeldungen für beide Veranstaltungen ab jetzt im FILMERNST-Kinobüro Tel.: 03378 209 162 oder online unter www.filmernst.de

Flyer zum Film

Harmonische Persönlichkeiten

Pünktlich zum Schuljahresauftakt der zweite FILMERNST-Newsletter! Auch wenn die Ferien schon wieder vorüber sind: Der Sommer kann ja noch kommen und eine Weile dauern. Wir hoffen, Sie haben sich die gute Laune nicht verhageln lassen und sich – wo auch immer – gut erholt. Herzlich willkommen zurück – mit allen filmernsten Wünschen für ein erfolg- und erlebnisreiches neues Schuljahr.


Wir wollten Sie, wie immer, gern mit einem passenden und auch noch klugen Zitat einstimmen und sind dabei auf Albert Einstein gestoßen – der wohnte ja lange Zeit gleich um die Ecke von Ludwigsfelde. »Die Schule«, so gab er zu bedenken, »sollte stets danach trachten, daß der junge Mensch sie als harmonische Persönlichkeit verlasse, nicht als Spezialist.« Das ist natürlich ganz im FILMERNST-Sinne: an anderem Lernort vielfältige, auch fächerübergreifende Anregungen, nicht zuletzt für die Allgemeinbildung.

Ursprünglich, das möchten wir nicht verschweigen, hatten wir ein anderes Zitat in Erwägung gezogen. Vorausgegangen war mal wieder eine hitzige Diskussion darüber, ob es früher nicht doch in mancher Hinsicht besser bestellt gewesen sei – mit der Erziehung und Ausbildung und auch mit der sittlichen Reife des Nachwuchses. Auf der Suche nach Autoritätsbeweisen wurden wir auch fündig:


»Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.«


Dieser Meinung soll der Grieche Sokrates gewesen sein, der lebte um 469 v. Chr bis - 399 v. Chr – und geschrieben steht es in einer Schrift seines Schülers Platon. So viel zu früher und heute!

SchulKinoWochen 2012

FILMERNST hat – gemeinsam mit VISION KINO – den verregneten Sommer gut genutzt, um die nächsten SchulKinoWochen vorzubereiten. Das Programm mit den Filmen und Terminen ist gerade an die Schulen versandt worden, erste Anmeldungen gibt es bereits! 23 Kinos sind mit dabei zwischen 24. Oktober und 9. November. Die SKW-Eröffnung erstmals in Cottbus: im wunderschönen »Weltspiegel«.


Das Programm für alle Jahrgangsstufen und Schularten umfasst 12 Filme zu zwei thematischen Schwerpunkten: Inklusion und – im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2012 – »Zukunftsprojekt Erde«.


Wie bei FILMERNST üblich, wird ein Großteil der Veranstaltungen von Moderationen umrahmt; für Filmgespräche und Diskussionen sind Gäste und Referenten angefragt. Zu allen Filmen steht didaktisch aufbereitetes und jederzeit abrufbares Begleitmaterial zur Verfügung.

Wie keine andere film- und medienpädagogische Initiative unterbreiten die SchulKinoWochen ein Angebot, das Wissen und vor allem Kompetenzen bereichert. Der Besuch einer solchen Veranstaltung ist kein Wandertag, sondern Teil des Unterrichts an einem anderen Ort. Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer nutzen die speziellen Erlebnis- und Wirkungspotenzen von Filmen; die Teilnahme an den SchulKinoWochen wird daher als Unterrichtszeit anerkannt.


2011 haben 15.310 Schülerinnen und Schüler sowie 1.198 sie begleitende Lehrkräfte die insgesamt 177 Veranstaltungen der Brandenburger SchulKinoWochen besucht. Von den landesweit rund 880 Schulen beteiligten sich 177 Schulen, das entspricht einer Quote von reichlich 20 Prozent. Die meisten Schulen lagen im jeweiligen Spielort, 61 im Umland.

Programmheft hier


Empfehlungsschreiben der Bildungsministerin hier

SchulKinoWochen-Filme 2012


»Knerten traut sich«, 1.-3. Jahrgangsstufe
»Sams im Glück«, 1.-4. Jahrgangsstufe
»Hodder rettet die Welt«, 2.-4. Jahrgangsstufe
»Das Haus der Krokodile«, 3.-5. Jahrgangsstufe
»Vorstadtkrokodile 1«, 5.-7. Jahrgangsstufe
»Tom Sawyer«, 5.-7. Jahrgangsstufe
»Ein Tick anders«, 8.-13. Jahrgangsstufe
»Renn, wenn Du kannst«, 9.-13. Jahrgangsstufe

»Sammys Abenteuer«, 1.-3. Jahrgangsstufe
»Taste the Waste«, 8.-13. Jahrgangsstufe
»Birdwatchers – Das Land der roten Menschen«, 9.-13. Jahrgangsstufe
»Der große Crash – Margin Call«, 9.-13. Jahrgangsstufe



Die Bildungsministerin des Landes Brandenburg, Dr. Martina Münch, zur Eröffnung der SchulKinoWochen 2011 im Potsdamer Filmmuseum. Rechts von ihr Nina Monka, links Ursula Werner, die beiden Hauptdarstellerinnen des Films »Wintertochter«.

¡Bienvenidos!

Spanien darf auf gar keinen Fall ..., Spanien wird vielleicht ..., Spanien muss unter den Rettungsschirm! Spanien ist in aller Munde, die Lage dramatisch, der Ausgang ungewiss. Bei FILMERNST dagegen ist alles klar mit dem Spanischen: Wir präsentieren vom 20. bis 26. September die 4. CineFiesta mit künstlerisch herausragenden, vielfach ausgezeichneten Filmen im spanischen Original mit deutschen Untertiteln.


Ob in Spanien, Mexiko, Bolivien oder Guatemala: Irgendwie um Geld und Gold geht es in allen vier Produktionen. Geld, das man nicht hat und sich kleinkriminell beschaffen möchte, das einem vorenthalten oder in ausbeuterischer Weise genommen wird. Wie das im Tagebau abgebaute und mit gigantischen Profiten veräußert Gold der Maya-Berge.

Für die 4. CineFiesta – wiederum in Kooperation mit dem Filmmuseum Potsdam – wünschen wir uns aus den Schulen in und um Potsdam erneut eine rege Beteiligung: Estamos esperando con muchas expectativas el encuentro con Ustedes y sus alumnos en el museo de cine en Potsdam.


También la lluvia (Und dann der Regen)
7 Vírgenes (7 Jungfrauen)
Abel (Abel)
Herz des Himmels, Herz der Erde (Dokumentarfilm)

Für alle anderen, die Interesse an diesen vier Filmen haben, gilt wie immer: Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, um die Möglichkeit einer Vorführung und die Modalitäten zu besprechen.

Programmflyer hier


Übrigens: FILMERNST ist auch in Südamerika bekannt: Vom Goethe-Institut in Argentiniens Hauptstadt kam bereits im vergangenen Jahr die Anfrage, das von FILMERNST erstellte Begleitmaterial zur Kästner-Adaption von »Pünktchen und Anton« ins Spanische zu übertragen. Das PASCH-Büro Buenos Aires (PASCH: Schulen: Partner der Zukunft) hat gemeinsam mit der Cinemathek das Kinoprojekt »Sehen lernen: Deutsches Kino macht Schule« entwickelt, bei dem deutschsprachige Filme für den Deutsch- bzw. Fachunterricht eingesetzt werden. Dieses Projekt wird derzeit an rund 50 Schulen in Lateinamerika realisiert. Nun folgen im Rahmen dieses Projekts die umfangreichen FILMERNST-Materialien zu »Neukölln Unlimited« und »Wintertochter«.

»Mark Twain wäre stolz gewesen!«

Dieser Satz steht auf dem Plakat zu einem Film, der Anfang August in Bayern in die Kinos kam – und von dort hoffentlich das ganze Land erobert. Verdient hätte er es, aber ganz einfach wird‘s nicht: Was wir hören, ist Bayerisch – und nicht alles, was wir hören, verstehen wir auch. Die Geschichte aber kennen wir alle: »Tom und Hacke« ist eine Mark-Twain-Adaption ganz eigener Art.


Zeit und Ort haben sich beträchtlich geändert: Wir erleben die »Schwören-und-Schweigen«-Helden 1948 in Niederbayern. Aus München, vom Zorro Filmverleih, kam die Anfrage, ob FILMERNST das Unterrichts-Begleitmaterial erstellen wolle. Als Preußen waren wir etwas verwundert ob des Vertrauens in unsere fremdsprachigen Fähigkeiten, aber wir haben uns schnell eingehört.


Nun würden wir uns – im Einverständnis mit Mark Twain – wirklich sehr freuen, wenn der Film auch nördlich des Mains viele Zuschauer fände. Das Material steht zur Verfügung, der stets für den anspruchsvollen Kinder- und Jugendfilm engagierte »film-dienst« hat es gelobt.

»Eine vorzügliche Arbeitshilfe bietet ›FilmErnst‹, eine Initiative des Filmverbands Brandenburg e.V. und des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), zum Kinostart von Norbert Lechners abenteuerlichem Jugendfilm ›Tom und Hacke‹. Das analytisch differenziert und aufmerksam vertiefte Brevier dient primär als Unterrichtsmaterial, bietet aber allen am Film Interessierten umfangreiche Informationen sowohl zum historischen Kontext des Films (Deutschland im Jahr 1948, Thema Schwarzmarkt) als auch zur Bedeutung der dialektalen Sprachfassung von ›Tom und Hacke‹; eine ausführliche Beschreibung des Storyboards mit Filmstills und Schauplatzzeichnungen führt nachhaltig die Erzählweise des Films vor Augen und bietet weitere spannende Ansätze für eine gründliche Auseinandersetzung.«
film-dienst, Bonn, Nr. 16/2012

Später Sieg der Diktaturen?

Zum Glück steht ein Fragezeichen nach dem letzten Wort und kein Punkt. Unter diesem provokanten Titel ist Ende Juni eine neue Publikation erschienen, die zeitgeschichtliche Kenntnisse und Urteile von Jugendlichen beschreibt und auswertet. Wissenschaftler vom Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin hatten 5.000 Neunt- und Zehntklässler aus verschiedenen Bundesländern mit Multiple-Choice-Bögen befragt.


Als erschreckend und beängstigend wurden die repräsentativen Ergebnisse vielerorts kommentiert. Die Studie müsse, so Kulturstaatsminister Bernd Neumann, »alle Verantwortlichen in Deutschland wachrütteln«, und er forderte die Länder auf, ihren Beitrag in den Schulen deutlich zu verstärken.


»Was geschah am 17. Juni 1953?« Bei dieser Frage kreuzten immerhin 37 Prozent die richtige Antwort an: »Volksaufstand in der DDR«. 21 Prozent aber markierten den Punkt »Internationale Anerkennung der DDR«, 19 Prozent »Deutsch-sowjetischer Vertragsabschluss« und 16 Prozent »Währungsreform in der DDR«.


Rund 40 Prozent sehen keinen oder nur geringe Unterschiede zwischen der heutigen Bundesrepublik und der DDR sowie dem nationalsozialistischen Regime. Nur die Hälfte aller Schüler charakterisiert den nationalsozialistischen Staat als Diktatur, zwei Drittel betrachten die DDR als Demokratie.

Publikation hier

Die gleiche Arbeitsgruppe unter Leitung von Professor Klaus Schroeder hatte bereits vor vier Jahren mit ähnlichen Befunden für Aufsehen gesorgt. Für FILMERNST und das LISUM war das seinerzeit Anlass, ein Projekt zu entwickeln unter dem Titel »Vergangenheit verstehen – Demokratiebewusstsein stärken. Die DDR im (DEFA-)Film«. Die Filmauswahl markierte exemplarisch verschiedene Felder der zeitgenössischen filmischen Darstellung der DDR: das ideologische Selbstverständnis von Staat und Partei am Beispiel eines Propagandafilms wie »Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse«, die sozialistische Kulturpolitik anhand eines von der Zensur verbotenen Films wie »Karla«, die Artikulation individueller Lebensentwürfe in einer Musikdokumentation wie »flüstern & SCHREIEN« oder die retrospektive, humorvoll-nostalgische Betrachtung der Vergangenheit in einer Komödie wie »Sonnenallee«.


Die Ergebnisse des Projekts liegen vor, wurden in einer Publikation dokumentiert und erst unlängst in einem Beitrag in »Deutschland Archiv online« von Thomas Heimann kommentiert. Er würdigte die Ansatzpunkte der Arbeit begrüßte ausdrücklich Nachfolgeprojekte.

Die in der Broschüre vorgestellten 15 Filme können nach wie vor – in Rücksprache mit FILMERNST – für entsprechend schulfilmische Veranstaltungen oder Projekte gebucht werden.

Broschüre hier

Politische Filmbildung

Im Rahmen ihrer Dissertation entwickelt Peggy Wolf, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Bildung an der Universität Potsdam, didaktisch-methodisch begründete Ansätze und Angebote zum kompetenz- und kulturorientierten Einsatz von deutschen Spielfilmen im Politikunterricht. Bereits jetzt möchten wir auf eine Lehrerfortbildung am 27. November hinweisen. 


Peggy Wolf wird in einer »Werkstatt Politische Filmbildung« – in Kooperation u.a. mit FILMERNST und dem LISUM – am 27. November (9 bis 17 Uhr, Campus Griebnitzsee) – gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern Unterrichtskonzeptionen und Materialien diskutieren und erproben.

Für den kompetenzorientierten Politikunterricht werden Unterrichtsvorschläge und -materialien zu folgenden Filmen bereitstehen:


»M – Eine Stadt sucht einen Mörder« (Regie: Fritz Lang, D 1931)
Themen: Herrschaft und Ordnung, Todesstrafe, Selbstjustiz, Parallelmontage, Ton- und Schwarz-Weiß-Film


»Die Legende von Paul und Paula« (Regie: Heiner Carow, DDR 1973)
Themen: Rollenbilder und Gesellschaftsordnung/-politik in der DDR und heute, Bild-/Tonmontage, Spannungsaufbau


»Leroy« (Regie: Armin Völckers, D 2006/07)
Themen: rechtsextreme Stereotype und Vorurteile, Satire über Sprache, Bild und Musik


»Kony 2012 / Invisible Children« (Regie: Jason Russel, USA 2012 )
Themen: Videoaktivismus, soziale Netzwerke, Kriegsverbrechen, Uganda, Bild- und Tongestaltung

Flyer zur Fortbildungsveranstaltung hier



Anmeldungen für diese Veranstaltung sind ab sofort möglich:
bei FILMERNST hier oder telefonisch 03378 209 161

oder

FortbildungsNetz des Landes Brandenburg hier
(Fortbildungsnummer 12L310407)

Freiheit und Wahrheit in Grenzen - Filmtipp

Die Berlinale erkor ihn zum Geheimtip, dann tourte er durch die Welt, heimste bereits etliche Preise ein – in Nashville, Cannes, Schwerin –, bekam des Prädikat »besonders wertvoll«. Nun ist er zunächst in Berlin und Potsdam in den Kinos angelaufen, ab 16. August auch bundesweit. Absolut sehenswert – und absolut streitbar. Es geht um den Realitätsgehalt, um Wahrheit und Authentizität. Was darf der Dokumentarfilm? 


»This Ain't California« blendet ein Vierteljahrhundert zurück und taucht ein in die so genannte »Rollbrettfahrer«-Szene in der DDR. Möglich war ja im Osten manchmal mehr, als man heutzutage glauben will. Nur in den richtigen Bahnen musste es ablaufen und unter Kontrolle bleiben.

Der Film verknüpft Fotos, Super8-Aufnahmen, Animationen, Interviews und ganz viel Musik zum Mosaik einer Jugendkultur, die ihre Freiheit auch in Grenzen auslebte und genoss.


»This Ain't California« ist ein Erlebnis und eine Wucht, aber der Film provoziert Streit und Widerspruch. Als Dokumentarfilm angekündigt und ausgewiesen, überrascht er durch eine schwer zu durchschauende Mischung aus Realität und Fiktion.


Der 1974 in Berlin (West) geborene Regisseur Marten Persiel umschreibt sein Werk dann auch als »dokumentarische Erzählung«, manche Zuschauer fühlen sich jedoch »verarscht«. Im Gespräch mit Marco Frenzel (Stadtmagazin »zitty«) versucht Persiel seine Methode und seinen Umgang mit Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu erklären. Am Ende des Interview gibt er auf drei gleich selbstgestellte Fragen drei kurze Antworten:


Welche Bilder sind bei »This Ain‘t California« manipuliert? Alle.


Welches Bild zeigt die Wahrheit? Keines.


Welches erzählt die Wahrheit? Hoffentlich, irgendwie, alle.


Damit wir uns, damit sich möglichst viele in die Diskussion um diesen »Dokumentarfilm« einbringen können, gilt auf alle Fälle eines: Erst unbedingt ansehen und dann darüber reden! Gern auch im FILMERNST-Forum über die Webseite. Wir bleiben jedenfalls dran am spannenden Thema, was kann und was darf ein Dokumentarfilm: viel Freiheit und Wahrheit in Grenzen?  

Sportsfreund Lötzsch in der »Halle des Ruhms«

Kein filmernster Beitrag zu den Olympischen Sommerspielen, wohl aber einer zum Sport: Wolfgang Lötzsch hätte vielleicht auch ein- oder sogar mehrmals Olympiasieger werden können. Das Zeug dazu hatte er, er galt als Jahrhunderttalent des Radsports. Was ihm fehlte, war die in der DDR von einem Spitzensportler verlangte politische Einstellung. Die Stasi bespitzelte ihn, die Familie, die Freunde – und brachte ihn in den Knast. 


Aus der Traum von Olympia und Weltmeisterschaft. Nach seiner Entlassung trainierte er eisern weiter, gewann Rennen um Rennen, trotzte den Umständen und verlor doch gegen einen allmächtigen Staat. Jetzt ist Wolfgang Lötzsch verdientermaßen – aufgrund seiner »besonderen Biografie durch die Teilung Deutschlands« – in die »Ruhmeshalle« des deutschen Sports aufgenommen wurden.


Wolfgang Lötzsch war schon mehrere Male Gast bei FILMERNST, gemeinsam mit Sandra Prechtel und Sascha Hilpert, die vor einigen Jahren den beeindruckenden Dokumentarfilm »Sportsfreund Lötzsch« gedreht haben.


»In ›Sportsfreund Lötzsch‹ fallen keine emotionalen Nullsätze, die in den heute oftmals so aufgescheuchten TV-Dokus für Dramatik sorgen sollen«, lobte damals »Der Spiegel«, und für das ARD-Kulturmagazin »titel, thesen, temperamente« war es ein Film »gegen verharmlosende Ostalgie und das Vergessen«.


Wolfgang Lötzsch war alles andere als ein Revoluzzer, er war einfach nur kein Opportunist. Seine Geschichte ist ein klassisches Drama über Freundschaft und Verrat, Opportunismus und Widerstand. Und sie erzählt, wie ein an sich unpolitischer Mensch eine Widerstandskraft entwickelt, die einen ganzen Staatsapparat aus der Fassung bringt.


»Sportsfreund Lötzsch« ist nach wie vor ein hervorragender Film-Beitrag zur geschichtlichen, zur staatsbürgerlichen Bildung.

Europa-Premiere

Am 6. Juni lässt sich der Tag schon vor dem Abend loben: Von 10.00 bis ca. 12.30 Uhr gibt es eine FILMERNST-Sonderveranstaltung im Rahmen des 18. Jüdischen Filmfestivals. Das Filmmuseum Potsdam präsentiert gemeinsam mit FILMERNST exclusiv für Schülerinnen und Schüler den Spielfilm »David« (USA 2011), noch vor dessen offizieller Europa-Premiere am Abend. Im Anschluss an den Film ein Gespräch mit seiner amerikanischen Produzentin, Stephanie Levy. Anmeldungen ab sofort hier.


»David« ist ein spannendes, sensibles Plädoyer für Kommunikation und Toleranz. Der Blick auf das  eigene im anderen. Die Hoffnung auf die Überwindung tiefer Gräben. Der Film lief bereits mit großem Erfolg auf zahlreichen internationalen Filmfestivals, überzeugte das Publikum und die Presse. 


Zum Inhalt:


Daud ist ein braver muslimischer Junge, der mit seiner Familie in Brooklyn lebt. Der strenge Vater, Imam in einer Moschee, erwartet vom Sohn Gelehrsamkeit und Disziplin. Die vom Großvater geerbte Koran-Ausgabe soll den Elfjährigen an Werte und Traditionen gemahnen und im Glauben bestärken. Als Daud im Park eine liegengelassene Thora findet und sie pflichtschuldig in der Synagoge abgeben will, bringt er sich selbst in ein tiefes Dilemma: Nach seinem Namen gefragt, kommt ihm statt Daud ein verwirrtes David über die Lippen, was ihn plötzlich zu einem jüdischen Jungen macht. Mit Eifer besucht er von nun an den jüdischen Religionsunterricht, freundet sich mit jüdischen Gleichaltrigen an, erforscht mit ihnen jüdische Geschichte. Notlügen belasten jedoch Dauds Gewissen. Die Entdeckung seiner doppelten Identität ist nur eine Frage der Zeit.


Weitere Informationen zum 18. Jüdischen Filmfestival in Berlin und Potsdam unter: http://www.jffb.de/

»Fritzi war dabei«

Vier Kandidaten schafften es ins Finale für den Deutschen Animations-Drehbuchpreis 2012. Verliehen wurde die Auszeichnung während des 19. Internationalen Trickfilm Festivals in Stuttgart – und gewonnen hat Beate Völcker, FILMERNST-Inspiratorin seit Anbeginn des Projekts. Ihr Drehbuch »Fritzi war dabei« überzeugte die Jury durch authentische Erzählweise und plastische Darstellung der Geschichte. FILMERNST war zwar nicht dabei, gratuliert aber auf das herzlichste und freut sich schon auf den Film.



Der Deutsche Animationsdrehbuchpreis in Höhe von 2.500 Euro, gestiftet von der Telepool GmbH, wurde 2012 bereits zum sechsten Mal verliehen. Anliegen des Wettbewerbs ist die Förderung deutschsprachiger Animationsfilme mit herausragendem Potenzial und besonderem Anspruch.


»Fritzi war dabei«: Diesen Spruch schreibt die Neunjährige auf ein Plakat, das ihre Mutter zur Demo mitnehmen soll. Fritzi darf leider nicht mit, denn für Kinder, so finden die Erwachsenen, ist es zu gefährlich bei den Leipziger Montagsdemonstrationen. Aber Fritzi ist hartnäckig: Sie will unbedingt wissen, warum so viele Schulfreunde plötzlich nach Ungarn verschwunden sind und wieso ihre Eltern nach dem Fernsehgucken neuerdings immer streiten. Eines wird ihr dabei immer klarer: Sie will keine Mauer mehr in der DDR haben. 


Christian Lüffe (Leiter des Bereichs Film, Fernsehen, Hörfunk beim Goethe Institut München) begründete die Entscheidung der Jury: »Die Umarbeitung der Romanvorlage von Hanna Schott zu einem Animationsdrehbuch fügt dem Stoff des Romans eine neue originelle Dimension hinzu, zumal die ersten atmosphärisch-dichten Zeichnungen von Gerda Raidt bereits jetzt eine gelungene visuelle Umsetzung der Animation erhoffen lassen. Die Geschichte ist in stimmige Szenen mit pointierten Dialogen übertragen und in einer authentischen Sprache mit einem großen Verständnis für dramaturgische Linien umgesetzt.«


»Fritzi war dabei: Eine Wendewundergeschichte« von Hanna Schott mit Zeichnungen von Gerda Raidt ist erschienen im Klett Kinderbuch Verlag, Leipzig.  


Filmernster Rundbrief

In der ersten Mai-Woche der erste FILMERNST-Newsletter! Das Datum passt ganz gut, selbst wenn kein rundes Jubiläum damit verbunden ist: Auch in der ersten Mai-Woche 2003 haben wir einen Brief an Lehrerinnen und Lehrer des Landes Brandenburg geschrieben, damals aber noch mit der Post versandt. Im Schreiben vor neun Jahren kündigten wir etwas Neues an: ein von nun an kontinuierlich stattfindendes Filmprogramm für die Grundschulen, ein Angebot als Ergänzung und Bereicherung des Unterrichts. Das »KinderKinoSpecial« kam gut an, schon Anfang 2004 wurde es in FILMERNST umbenannt. Rasch hatten wir zwar eine Webseite und sind auch ganz social-networkig bei facebook, doch ein Newsletter ließ auf sich warten. Nun aber ist es so weit: In wahrscheinlich nicht ganz regelmäßigen Abständen möchten wir Sie per Rundbrief filmernst auf dem laufenden halten. Wir hoffen auf Ihr ernstes wie filmisches Interesse und freuen uns auf eine noch intensivere Kommunikation.


Der erste, im Mai 2003 empfohlene Film hieß »The Mighty – Gemeinsam sind sie stark«. Ganz unbewusst war dieser Titel wegweisend: FILMERNST hat immer auf die enge Verbundenheit der Partner – Schulen, Kinos, Förderer – gesetzt und in dieser Gemeinsamkeit eine Erfolgsgeschichte geschrieben: In acht FILMERNST-Jahren kamen 170.000 Kinder und Jugendliche in 1.600 Kino-Vorführungen mit 225 verschiedenen Filmen. Die meisten Veranstaltungen waren umrahmt von Moderationen und Gesprächen. Gerade diese intensive Begleitung durch FILMERNST – vor den Veranstaltungen und im Kino – ist nach wie vor ein großes Plus unseres Projekts. Besonderen Anklang fanden die mehr als 100 Begegnungen mit Filmschaffenden – Regisseuren, Autoren, Schauspielern, Produzenten. FILMERNST hat sich seit 2004 zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – im Land Brandenburg und darüber hinaus.

Klare Haltung

Mehr als 30 FILMERNST-Veranstaltungen mit und zu »Kriegerin« sind ein überzeugender Beweis für die Wirksamkeit von David Wnendts Spielfilm-Debüt »Kriegerin«. Die Themen Rechtsradikalismus und Gewalt mitten in unserer Gesellschaft trafen einen Nerv. Das für die meisten sehr intensive Filmerlebnis regte zur direkten Auseinandersetzung an und forderte in den Gesprächen danach eigene Standpunkte und Haltungen heraus.


FILMERNST hat nahezu alle Veranstaltungen moderiert und mit Gesprächen begleitet. Als Gäste vom Filmteam waren der Kameramann Jonas Schmager und der Produzent René Frotscher mehrfach dabei. Sie bereicherten die Diskussionen um Hintergrundinformationen und streitbare Positionen.


Die Entscheidung, »Kriegerin« möglichst rasch ins FILMERNST-Programm zu nehmen, war absolut richtig. Es war eine Entscheidung dafür, mit dem Einsatz des Films einen Anstoß zu geben, einen starken künstlerischen Impuls, um sich verstärkt und differenziert mit den Themen Rechtsradikalismus, neonazistische Ideologie oder den Ausstieg aus der Szene auseinanderzusetzen. Als Akteur der Filmbildung will und wird FILMERNST mit der Moderation und dem Gespräch nach dem Film eine Orientierung bieten, einen Austausch von Gedanken und Meinungen zum Thema anregen. Ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen. 


Die Schüler vom Runge- und Louise-Henriette-Gymnasium in Oranienburg beispielsweise hatten viele Fragen und eine klare Haltung. Etliche von ihnen notierten (auf einem anonymen FILMERNST-Fragebogen) spontan ihre Gedanken. Der Satz: »Dieser Film bleibt mir im Gedächtnis, weil ...« wurde beispielsweise ergänzt mit: »er realistischer und offener ist, als ich ihn mir vorgestellt hatte«.  Und: »Über den Film zu reden ist wichtig, weil ...« fand viele Ergänzungen in der Art: »...man nur so die Hintergründe komplett erfassen kann. Und man so seine eigene Meinung zu vertreten lernt.« 


Bereits jetzt liegen Anmeldungen für weitere zehn Veranstaltungen vor, für die rund 1.300 Schülerinnen und Schüler angemeldet sind. Falls mittel- und längerfristig auch in Ihrer Schule Interesse an einer »Kriegerin«-Veranstaltung im Rahmen spezieller Projekte oder zu bestimmten Anlässen besteht, so setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung. 

LOLA-Triumph

Die Erfolge bei FILMERNST ließen der Akademie sicher gar keine andere Wahl: Sowohl »Wintertochter« als auch »Kriegerin« gewannen den Deutschen Filmpreis 2012. »Kriegerin« räumte gleich dreifach ab: In der Kategorie ›Bester Spielfilm‹ holte er Bronze, für Alina Levshin (›Beste weibliche Hauptrolle) und David Wnendt (Bestes Drehbuch) gab es Gold. Wir gratulieren und: FILMERNST macht sich weiter stark für eure Filme!


»Wintertochter« war nur über eine Wildcard, gewissermaßen durch die Hintertür, nachnominiert worden, konnte sich dann aber völlig verdient gegen die Mainstream-Konkurrenz von Tom Sawyer behaupten. Ein herzlicher, filmernster Glückwunsch an die Regisseure Johannes Schmid und David Wnendt – und an ihre Teams. 


Die LOLA ist mit knapp drei Millionen Preisgeld der am höchsten dotierte deutsche Kulturpreis. Vergeben wird er vom Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann. Geld ist natürlich nicht alles, freut die Macher aber schon und hilft ihnen vor allem bei der Finanzierung neuer Projekte. Oft heißt es ja in Diskussionen, es gäbe nur gute oder schlechte Filme. Wenn man sich die Preissummen anschaut, dann gibt's aber noch einen weiteren feinen Unterschied: Der Deutsche Filmpreis in Gold für den »Besten Kinderfilm« ist 250.000 Euro wert, der Deutsche Filmpreis in Gold für den »Besten Spielfilm« trägt das Doppelte ein, nämlich 500.000 €, für Bronze gibt's in dieser Kategorie immerhin noch 375.000 Euro. 


Das Kleine und das Große, die Hälfte und das Doppelte: Man wird ja mal fragen dürfen – vielleicht auch nach einer Kategorie »Bester Jugendfilm«. Auch das wäre vielleicht ein Anreiz für Produzenten, sich verstärkt und differenziert dieser Zielgruppe zu widmen. FILMERNST sorgt dann schon dafür, dass diese Filme ihr Publikum finden: »Wintertochter« war der nach Besucherzahlen zweiterfolgreichste Film des Jahres 2011, »Kriegerin« hat jetzt bereits mehr als 3.500 FILMERNST-Besucher in über 30 Veranstaltungen.

Starke erste Runde

Die erste FILMERNST-Runde 2012 übertraf alle Erwartungen und zählte fast doppelt so viele Besucher wie im Jahr davor: reichlich 5.000 in fast 60 Veranstaltungen. Mehr als die Hälfte davon verbuchte »Kriegerin«, aber auch die beiden norwegischen Angebote für die Jüngeren und Jüngsten waren gut nachgefragt: Knapp 1.000 Kinder sahen »Magic Silver«, doppelt so viele begeisterten sich für »Anne liebt Philipp«.


Mehr als 1.800 Schülerinnen und Schüler besuchten die 17 Veranstaltungen von »Anne liebt Philipp« und sahen, was so alles schief gehen kann zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt – auch und gerade beim ersten Mal. Die norwegische Pubertäts-Komödie ist bestes skandinavisches Kinderkino – und dem Berliner farbfilm-Verleih gilt Dank für sein starkes Engagement in diesem Bereich.

Torwart-Probleme

Norwegisch kommt auch Runde 2: »The Liverpool Goalie oder: wie man die Schulzeit überlebt« (4.-7. Klasse) trägt vielleicht nicht den pädagogisch wertvollsten Titel im Rahmen eines Schulkinoprojekts. Doch geht's gar nicht so sehr um die Schule im Speziellen als um das Leben im Allgemeinen. Ausreden und Notlügen helfen dem 13-jährigen Jo nicht weiter, selbst die Sammelkarte mit Liverpools Torwart ist nicht der Schlüssel zum Glück. 


Man braucht kein Fußballfan zu sein, um diesen Film zu lieben: Sein Humor und sein Hintersinn sind nicht zu übertreffen.


»Liverpool Goalie« basiert auf einer Literaturvorlage (Lars Maehle: Der tunesische Torwart.) – und auch der Film für die Jüngsten hat Figuren und Motive aus Büchern auf die Leinwand übertragen.


»Yoko« (1.-4. Klasse)  ist – wie die Hexe Lilli – einer der populärsten Helden aus dem Universum des Kinderbuchautors Knister. In »Yoko« geht es um echte und falsche Tierliebe, vor allem aber um die Rettung eines bedrohten Freundes, die nicht allein, sondern nur mit vereinten Kräften gelingen kann. Der knuddlige weiße Yeti sagt zwar nicht viel, kann aber ansonsten eine ganze Menge – vorausgesetzt, er gerät nicht ins Schwitzen. 


Erste Anmeldungen liegen bereits vor: für beide Filme beispielsweise von der »Friedrich-Ludwig-Jahn-Grundschule« in Rathenow.

Mittlere Reife

Die Einladung zu einer Unterrichtseinheit der besonderen Art: »Jonas – Stell dir vor, es ist Schule und du musst wieder hin!« (9.-13. Klasse) ist eine Reality-Komödie über ein authentisches Gesamtschul-Projekt. Der Schauspieler und Comedian Christian Ulmen verwandelte sich in einen 18-jährigen Schüler, der an der Zeuthener Gesamtschule »Paul Dessau« seine allerletzte Chance auf den Erwerb der Mittleren Reife nutzen möchte.


Sechs Wochen Lernen auf Bewährung – nicht für die Lehrer, sondern für das Leben. Jonas ist eine Fiktion, alles andere aber ist echt: Der Direktor und das Kollegium sind eingeweiht in das Rollenspiel, die Mitschüler erkennen den Promi nicht und glauben an eine Dokumentation. In der 10/1 erlebt Christian Ulmen = Jonas noch einmal all die Höhen und Tiefen des Schulalltags. Von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) wurde »Jonas« mit dem Prädikat »besonders wertvoll« ausgezeichnet. 


FILMERNST hatte »Jonas« – im Auftrag des Verleihs – bereits vor dem Kinostart im Januar einige Male getestet – mit durchweg positiven Reaktionen. Ende März gab es eine Sondervorführung im LISUM und im Anschluss daran eine sehr angeregte Diskussion mit dem Regisseur Robert Wilde, dem Schulleiter Dr. Thomas Drescher sowie Kolleginnen und Kollegen der musikbetonten Gesamtschule »Paul Dessau«, Zeuthen.


Erste Anmeldungen kamen von der »Jean-Clermont-Oberschule« Oranienburg sowie der »Regine-Hildebrandt-Schule« Birkenwerder.




»Es gelingen Einblicke in den Schulalltag, die so wirken, als fühlten sich die Akteure unbeobachtet. So spürt man die Anspannung während der Mathearbeit und verfolgt gebannt die Meinungsverschiedenheiten um Welterklärungsmodelle mit der Lehrerin für Politische Bildung.« Cornelia Geißler, Berliner Zeitung


»Im Ulmen-Humor schwingt immer auch eine gewisse Distanz zu sich selbst mit, die wahre Subversion erst möglich macht ... In dieser Beziehung ist der Film wesentlich angenehmer als Machwerke wie ›Die Feuerzangenbowle‹, die Ulmen während der Dreharbeiten wahrscheinlich mitgedacht hat.«  Alexander Dahas, intro, Köln


»Was da im Fall der Paul-Dessau-Gesamtschule zum Vorschein kommt, kann schließlich jeden Schulalbtraum relativieren: Es ist gar nicht hässlich, sondern berührend und schön.« Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung, München


»Als gelenkte Dokumentation will Ulmen „Jonas“ verstanden wissen. Jonas ist unser Auge. Er sieht, wie’s ist auf einer deutschen Schule. Ein Drehbuch gab es nicht.« Elmar Krekeler, Die Welt, Berlin

Aktueller Filmtip: »Tomboy«

Blau oder rosa, Fußball oder Ballet, wild oder brav? Junge oder Mädchen? Geschlechter-Klischees sind tief verankert und von zäher Langlebigkeit. Was aber, wenn es anders ist? Was, wenn eine Zehnjährige aussehen, wenn sie sein möchte wie ein Junge? Michael, mit diesem Namen stellt sie sich den anderen vor. Sie ist neu in der Stadt, noch sind Sommerferien, aber bald geht die Schule wieder los. Was wird dann mit der Wahrheit – der ihres Namens und der ihrer Identität? »Tomboy« erzählt sensibel und ohne einen falschen Ton die Geschichte dieses Mädchens, das lieber ein Junge wäre. Sehenswert! Ab 3. Mai in ausgewählten Kinos.


Der Begriff ›Tomboy‹ steht für ein Mädchen, das sich wie ein Junge kleidet, fühlt und benimmt.


Die französische Regisseurin Céline Sciamma hatte mit »Tomboy« einen Film im Sinn, der Identitätsprobleme während der Kindheit thematisiert. Sie hatte Lust auf einen kraftvollen Film, der von scharfen Gefühlskontrasten lebt.


»Tomboy« ist einfühlsam, berührend, von einer leisen, aber sehr untergründigen Spannung: Noch kann die Zehnjährige sich sehr gut als Junge ausgeben. Noch kann sie beim Fußball-spielen ihr Hemd ausziehen und wie die Jungen mit nacktem Oberkörper rumlaufen, ohne dass ein Unterschied zu merken wäre. Schwieriger wird es beim Baden: Sie muss ihren Badeanzug um das Oberteil kürzen und sich etwas einfallen lassen, was für die notwendige Beule in Michaels Hose sorgt. Die erste Umarmung, der erste Kuss. Die Gelegenheiten zur Entdeckung ihrer Identität nehmen zwangsläufig zu, und wir bangen, dass sie aus dieser Zwickmühle kommt.


Anders als erwartet, reagieren die Eltern. Die Mutter vor allem verlangt ihrer Tochter das Schwerste ab. Wenn das Kind zum Schluss einen scheinbar ganz einfachen, aber sehr bedeutungsschweren Satz sagt, so ist das keine Festlegung auf seine Identität und keine Entscheidung für sein weiteres Leben. Es ist ein Zeichen von Offenheit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Für den Mut, sich zu bekennen und zu sich selbst zu stehen, ob als Junge oder als Mädchen.



»Tomboy« (Frankreich 2011). Regie: Céline Sciamma
Länge: 84 Minuten. FSK: ab 6

 


»Dürfen Erwachsene weinen?«

Die 7-jährige Sabine Kleist fragte das in einem seiner berührendsten Filme. Noch im letzten Jahr war er Gast des Kinderfilmfests im Land Brandenburg, vor allem aber war er ein guter FILMERNST-Freund. Nun ist Helmut Dziuba nach schwerer Krankheit am 19. April im Alter von 79 Jahren gestorben. Helmut, nicht nur wir von FILMERNST werden Dich vermissen – und ja: Auch Erwachsene dürfen bei solchen Meldungen weinen.


Helmut Dziuba war ein Einmischer, Aufrührer, Ruhestörer – mit Worten und mit Bildern. Die Filme des Regisseurs Helmut Dziuba sind für den Zuschauer nicht bequem. Sie fordern Haltungen heraus, den klaren Standpunkt, den Streit um die Sache. Er ist ein Realist mit handfesten Utopien von einer besseren Welt. Auf diese Suche hat er seine Heldin »Sabine Kleist, 7 Jahre« geschickt oder die ihre Eltern befragenden Oberschüler in »Erscheinen Pflicht«.


Die Erkundung der Gegenwart war ihm so wichtig wie die der Vergangenheit. Seine Geschichten über Kinder und Jugendliche in der Weimarer Republik und der frühen Nazi-Zeit erhellen Entwicklungen und Zusammenhänge. Das Kleine im Großen, die Kraft der Schwachen.


Helmut Dziubas Filme machen Mut. Geduldig und sensibel wirken sie für sein Prinzip: »Zeig Haltung! Zeig, wer du bist – versteck dich nicht! Erscheinen Pflicht – im doppelten Sinne.«


Bei FILMERNST werden Helmut Dziubas Filme auch künftig ihren festen Platz haben.





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