FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

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Vorausschauend verschoben

Mit Beginn des neuen Schuljahres haben wir in den letzten Jahren immer auch das Programm für die nächste SchulKinoWoche versandt. Bislang war sie im November/Dezember durch die Spielorte des Landes getourt. Viele Überlegungen, auch Anregungen aus den Schulen, haben uns zu einer Änderung bewogen. Nicht zuletzt der modifizierte Ferien-Kalender sprach für eine kleine zeitliche Verschiebung: noch im ersten Schulhalbjahr, aber nun zwischen dem 16. und 31. Januar 2014.


Wir möchten Sie bitten, das Ereignis und den Termin schon mal im Kalender vorzumerken. Das Programm entsteht erneut in bewährter Kooperation mit VISION KINO, im Frühherbst soll es komplett sein und wird dann als Broschüre mit den konkreten Filmen und Spielzeiten wie gewohnt an die Schulen und alle Partner versandt – und ist unter www.filmernst.de natürlich auch online.

Bärisch beeindruckend

Natürlich lassen wir den Spätsommer nicht filmernst-frei. Neben zahlreichen schon geplanten Sonderveranstaltungen gibt es zwischen Mitte September bis Ende Oktober in 16 Kinos ein FILMERNST-Programm. Gezeigt werden zwei nicht zuletzt durch ihre Schauwerte beeindruckende Produktionen. Beide Filme sind vielleicht auch gut geeignet (das aber wirklich ganz zufällig), Reise-Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen oder Lust zu machen auf künftige Urlaubsziele.


»Clara und das Geheimnis der Bären«, empfohlen für 4. bis 8. Jahrgangsstufe, führt in die reine, aber geheimnisumwitterte Bergwelt der Schweizer Alpen, wo ein 13-jähriges Mädchen entdeckt, wie stark die Vergangenheit in die Gegenwart reicht. Sagen und Mythen spielen eine Rolle, aber auch Aberglaube und Hexenverfolgung. Von der Kritik hochgelobt, ist der Film – fernab von Kitsch und Idylle – ein im wahrsten Sinne des Wortes herausragender Heimatfilm.


Nichts weniger als das ist auch der Dokumentarfilm »Die Ostsee von oben« (6. bis 13. Jahrgangsstufe). Er führt uns an Plätze, die wir alle kennen, aber noch nie (so) gesehen haben. Wir erleben die uns vertraut scheinende Ostseeküste ausschließlich aus der Vogelperspektive. Fotografiert mit der weltweit besten Helikopterkamera, wirken viele Aufnahmen wie Gemälde – und machen Lust auf mehr Ostsee.


Wir freuen uns auf möglichst zahlreiche Anmeldungen.

Spielfilmisch spanisch

»Der rote Teppich ist schon seit vielen Jahren für den spanischen Film ausgerollt.« Der stolze Satz ist auf einer Seite des spanischen Tourismus-Ministeriums zu lesen – und eigentlich müsste da nun auch etwas über FILMERNST stehen und nicht nur über den Oscar. Schon seit etlichen Jahren rollen ja auch wir den roten Teppich aus für den spanischsprachigen Film: bei der CineFiesta mit Produktionen im Original oder mit Untertiteln, umrahmt von Moderationen und Filmgesprächen. Vom 19. bis 26. September packen wir den Stier wieder bei den Hörnern zur nun schon 5. CineFiesta.


Bisher ist unser roter Teppich für den spanischsprachigen Film immer vor dem Potsdamer Filmmuseum ausgerollt worden, das Projekt war ein Gemeinschaftswerk. Nun aber hat das Filmmuseum seine Pforten für wenigstens ein Jahr geschlossen, wir aber wollten die Reihe in ihrem guten Lauf nicht unterbrechen. So suchten wir für die fünfte Auflage einen neuen Spielort – und fanden gleich drei, in Potsdam und Berlin: das Kino im Filmgymnasium Babelsberg, die Eva-Lichtspiele in der Wilmersdorfer Blissestraße und das Kino am Bundesplatz in Friedenau. Alle drei verkehrsgünstig gelegen, mit modernster Technik ausgerüstet und vor allem mit filmbegeisterten Betreibern. Wir haben ihnen für ihre CineFiesta-Premiere versprochen, dass wir für volle Häuser und ausverkaufte Säle sorgen – und nun hoffen wir auf zahlreiche Anmeldungen.

Erstmals werden wir auch für einen Regisseur den roten Teppich ausrollen können: Am 25. und 26. September wird Darío Aguirre seinen Dokumentarfilm »Der fünffache Darío«, eine überaus amüsante Identitätssuche, persönlich vorstellen und mit dem Publikum ins Gespräch kommen.

Exklusiv bei der CineFiesta gibt es drei Vorführungen des Animationsfilms »AninA« vom uruguayischen Regisseur Alfredo Soderguit. Hierzulande war es bislang nur auf der Berlinale, in der Kinderfilmsektion Kplus, zu sehen. Dort wurde er vor allem für Kinder der Klassen 1 und 2 empfohlen – und mit einer deutschen Übersetzung der Dialoge präsentiert. Die CineFiesta zeigt den Film im spanischsprachigen Original und bietet ihn daher ab Jahrgangsstufe 6 an, also für Schülerinnen und Schüler, die am Anfang ihres Spanischunterrichts stehen.

Ein besonderes Anliegen war uns die Erinnerung an den 40. Jahrestag des chilenischen Militärputsches und den Sturz von Salvador Allende. Mit »¡NO!« könnte es keinen besseren – und unterhaltsameren – Film über die Kraft des Widerstands geben.

Feste feiernd

Längst den Kinderschuhen entwachsen, aber noch immer in den Fußstapfen der Heranwachsenden: Mit Leidenschaft und Begeisterung für den anspruchsvollen Kinder- und Jugendfilm ist das Kinderfilmfest im Land Brandenburg in die Jahre gekommen und dabei sehr jung geblieben. Vom 23. August bis 13. Dezember tourt es in seiner nun schon 22. Auflage durchs Land. 14 Wochen, 14 Orte, vor allem auch dort, wo es keine Kinos mehr gibt und die Chancen für Begegnungen mit  Filmkunst eher gering sind. Offizieller Auftakt ist am 23. August 2013 in der Bernauer Stadthalle.


Präsentiert wird ein künstlerisch vielfältiges, film- und medienpädagogisch hochwertiges Programm für Kinder und Jugendliche von drei bis 14 Jahren. Das diesjährige Motto verbindet das filmische Spektrum mit der ermutigenden Aufforderung: »Alle zusammen!« Das passt auch deshalb sehr gut, weil das Filmerlebnis beim Kinderfilmfest noch immer ein Gemeinschaftserlebnis ist. Wer es aus den vielen erfolgreichen Vorjahresdurchgängen schon kennt, wird das nur bestätigen. Wer es kennenlernen und in eigener Anschauung erleben möchte, sollte sich anmelden und es weitererzählen. »Alle zusammen!« lohnt sich in jedem Fall und bei jedem Film.


Hier das Programm im Überblick.

Erstklassig eingeschult

20.200 brandenburgische Mädchen und Jungen erlebten am 3. August ihre Schul-Premiere. Erwartungsfrohe ABC-Schützen, aufgeregte Mütter und Väter, gelassene Großeltern – und bei allen Erinnerungen an die eigene Zuckertüte und das Herzklopfen am ersten Schultag. Passend dazu wäre bei jeder Einschulungsfeier der Dokumentarfilm »Pauls Schulweg« gewesen. Gerade bundesweit in einigen Kinos zu sehen, im Land Brandenburg leider nur am 22. August im Union Filmtheater Fürstenwalde.


Für Paul war schon vor zehn Jahren der große Tag, mit einer Zuckertüte, die gut und gerne ihre  acht, neun Kilo wog. Eingeschult wurde er in Weimar in einer so genannten Jenaplan-Schule, einer Einrichtung mit reformpädagogischen Ansätzen. Inspirator der Bewegung war der Pädagoge und Wissenschaftler Peter Petersen, der 1927 bei einer Tagung des Weltbundes für Erneuerung und Erziehung in Locarno seinen Jena-Plan vorstellte. Petersens Ideal war Schule als Lebensgemeinschaft; Erziehung sollte keine reine Wissensvermittlung sein. Statt Jahrgangsklassen jahrgangsübergreifende Stammgruppen und Kurse, statt fragmentiertem Stundenplan ein Wochenarbeitsplan, statt lehrerzentriertem Frontalunterricht das Lernen in Gespräch, Spiel, Arbeit und Feier.


In »Pauls Schulweg« – und das ist das Schöne an diesem Film – geht es nicht primär um die Vorstellung oder Diskussion reformpädagogischer Ansätze mit ihren Vor- und vielleicht auch Nachteilen. Der Film konzentriert sich voll und ganz auf Paul und folgt ihm auf seinen anfänglichen schulischen Schritten – bis zum Zeugnisgespräch nach dem ersten Halbjahr.  Die Kamera beobachtet, lässt Paul und den anderen Kindern Raum zur Entfaltung, gibt ihnen Gelegenheit, von sich und über ihre alltäglichen Befindlichkeiten zu sprechen. Lustige Sätze sind da zu hören, altkluge natürlich auch, sensible und grobe Töne, spontan dahin gesagte, aber auch viele lang nachwirkende Gedanken. Die Bilder zeigen die Freude, aber auch die Mühen am und mit dem Lernen. Sie blenden die Probleme und Konflikte nicht aus, nicht die Schulhof-Prügeleien oder die Lust an Quatsch und Faxenmachen. Sechs Monate am Anfang eines langen Schulweges.



Für uns ist »Pauls Schulweg« (Regie, Konzept, Kamera: Wolfgang Andrä) so überzeugend, dass er das FILMERNST-Gütesiegel verdient. Sehr gern würden wir daher Anmeldungen aus den Schulen entgegennehmen für einen Besuch des Films, verbunden mit Gesprächen und einem Gedankenaustausch. Mit »Berg Fidel« haben wir da ja schon gute Erfahrungen, »Pauls Schulweg« lohnt die Fortsetzung. Michael Güll vom »Union« in Fürstenwalde geht mit gutem Beispiel voran, wir hoffen sehr, dass andere ihm folgen.

Maximal motivierend

Bildungsthema Nummer eins bleibt im kommenden Schuljahr ganz sicher die Inklusion. Der Pilotversuch mit 84 Grundschulen geht in die zweite Runde. Ende September, so kündigte die Bildungsministerin an, liegen die ersten Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung vor. Im November/Dezember wird es vier regionale Fachtage geben, der Diskussionsbedarf ist groß. FILMERNST könnte hier seine Erfahrungen beisteuern, die wir während der 11-Stationen-Tour durch das Land Brandenburg mit dem Dokfilm »Berg Fidel – eine Schule für alle« gesammelt haben – mit rund 1.200 Besuchern.


Inklusion, das wurde bei allen Veranstaltungen zwischen Prenzlau und Spremberg, Bad Belzig und Eisenhüttenstadt deutlich, ist eine enorme Herausforderung, die sich nicht im Selbstlauf und nicht von heute auf morgen erfüllen lässt. Inklusion, so hieß es vielfach, beginne in den Köpfen und dürfe nicht nur ein schulisches Thema sein.


Zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, aber auch Eltern füllten nach den »Berg Fidel«-Veranstaltungen die FILMERNST-Evaluationsbögen aus.


Zur Frage: Was nach dem Ansehen von »Berg Fidel« zum Widerspruch anrege, kamen Antworten wie:


Widerspruch, weil unsere Klassen zu groß, unsere Systeme zu steif und festgefahren sind,
Widerspruch, weil die Herangehensweisen so unterschiedlich sind, 
Widerspruch, weil Rahmenbedingungen fehlen und kaum Unterstützung da ist,
Widerspruch, weil Ansätze fehlen, wie man die ganze Sache anfängt.


Als Schlussfolgerung und als Ausblick fand sich auch der Satz:
»Bitte nicht noch mehr Konzepte, sondern motivierte Lehrer!«


550 neue Lehrer sind zum Schuljahresbeginn eingestellt worden. Rekord, wie die Bildungsministerin verkündete. Wir wünschen ihnen langanhaltende Motivation!

Vaterland verlosend

Ganz schön viele haben sich gemeldet nach unserem vorletzten Rundbrief, in dem wir vollmundig kundtaten: LOLAs zu verlosen! Stimmte nicht ganz, es waren ein Buch und eine DVD zu LOLA-Gewinnern 2013: »More Than Honey« und »Lore«. Die DVD wollten viele haben, das Buch kein einziger! Das gibt uns zu denken – oder sollte es uns als Filmprojekt eher freuen? Unter Ausschluss jeglicher Öffentlichkeit als Gewinner der »Lore«-DVD ausgelost …


… wurde die Bibliothek der Karl-Sellheim-Schule in Eberswalde, Anka Rahn hatte uns geschrieben. Herzlichen Glückwunsch!


Was wir heute in die Lostrommel werfen, sind keine LOLA- oder Oscar-Gewinner, aber zwei ebenfalls ganz wunderbare Filme. Zur Verfügung gestellt hat sie uns freundlicherweise der FILMERNST sehr verbundene Zorro-Filmverleih in München.


Ganz gegenwärtig und höchst komödiantisch ist »3 Zimmer /Küche/Bad« von Dietrich Brüggemann. Acht Freunde helfen sich gegenseitig beim Umzug. Immer wieder, über ein ganzes Jahr. Quer durch Berlin, aber auch kreuz und quer durch Deutschland. Beziehungen gehen kaputt, neue Liebe blüht auf, manchmal blüht die Liebe auch nur auf einer Seite, und manchmal wissen auch die Eltern nicht mehr, wo es eigentlich langgeht. Es gibt eine Menge urkomischer Szenen, aber die allerbeste und tragikomischste ist jene mit Corinna Harfouch am Familien-Weihnachtstisch. Wer »3 Zimmer/Küche/Bad« sehen möchte, schicke uns eine Mail mit dem Betreff: Umzug.



Wer Hannes Wader und Konstantin Wecker gemeinsam auf Konzerttournee erleben möchte, sende die Mail unter dem Betreff: Liedermacher. Der Dokfilm »Wader Wecker Vater Land« zeigt zwei der wichtigsten deutschen Liedermacher, beide politisch und mit bewegten Lebensläufen, in denen sich trotz ihrer scheinbar so unterschiedlichen Persönlichkeiten ein Stück deutscher Zeitgeschichte widerspiegelt.


Dank an Michael Seidel von Zorro Film.

Gehörig geschockt

Zum Schluss doch noch eine Meldung aus dem Sommerloch: Sie klang wie ein Scherz zum Thema pädagogischer Filmkompetenz, war aber bitterer Ernst. In einer französischen Schule wollte ein Mathematiklehrer kurz vor den Ferien eine Freistunde mit einem filmischen Erlebnis überbrücken. Auf Vorschlag eines Schülers holte er »Saw« aus dem Netz und streamte ihn auf das Whiteboard. Fatal nur, dass der Film ein Klassiker des Horror-Genres ist …


… mit brutalen Splatter-Szenen, blutüberströmten Leichen, Verstümmelungen, sadistischen Spielen. Die Zuschauer im Klassenraum aber waren Sechstklässler und brauchten alsbald medizinischen und psychologischen Beistand. Der Lehrer wurde suspendiert und gewärtigt nun ein Disziplinarverfahren.


Mit FILMERNST wäre das nicht passiert, könnten wir jetzt sagen. Wir überlegen stets sehr reiflich, für welche Alters- und Jahrgangsstufen wir die Filme empfehlen, wovon wir abraten, was wir aber auch für möglich halten, wenn Filme nicht bloß konsumiert, sondern gründlich vor- und nachbereitet werden. 


Auch die FSK-Angaben, darauf können wir nur immer wieder ausdrücklich hinweisen, stellen keine pädagogischen oder ästhetischen Empfehlungen für Eltern oder Lehrer dar. Die Altersfreigaben der FSK erfolgen nach Jugendschutzkriterien. Die jeweiligen Kennzeichnungen sollen die Beeinträchtigung von Kindern und Jugendlichen in ihrer – altersabhängigen – Entwicklung oder Erziehung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten ausschließen.


»Saw« beispielsweise erhielt das Label FSK 18. Dagegen bekam der ebenfalls von James Wan gedrehte und gerade in den Kinos gestartete Horrorfilm »The Conjuring« eine FSK 16. Rechtlich wären wir also auf der sicheren Seite, wenn wir ihn ab 11. Klasse ins Programm nähmen. Ob und warum wir es tun würden, ist eine andere Frage. Ganz sicher aber nicht, um die Lücken zwischen zwei Schulstunden zu füllen, weder für Sechstklässler noch für Abiturienten. Filmkompetenz, nicht nur für Mathelehrer, ist also dringend geboten – über das Sommerloch hinaus!

Die Söhne der großen Bärin …

… dürften mittlerweile schon recht alt sein. 1966 kam der erste DEFA-Indianerfilm in die Kinos – und vielleicht wäre die Begegnung mit Häuptling Tokei-ihto durchaus mal eine FILMERNST-Entdeckung wert. Jetzt aber gibt es erst mal andere Bären auf der Leinwand – und die sind uns gleich ein FILMERNST-Gütesiegel wert: »Clara und das Geheimnis der Bären« ist der allererste Film, dem wir dieses Prädikat verleihen. Nun wünschen wir ihm viele Kino-Besucher!


Der entdeckungsfreudige Berliner farbfilm-Verleih hat offenbar ein Faible für Bären: Vor ein paar Jahren war »Knut und seine Freunde« im Programm – und auch schon bei FILMERNST zu sehen. Das Schicksal des Problembären Bruno harrt noch der Leinwand-Adaption, aber bei »Clara« gibt‘s schon mal ein paar Anregungen: Der auf dem Alpental lastende Fluch der Bärin besagt, dass all jene, die Bären Unrecht getan haben, bestraft werden, selbst Jahrhunderte später noch. 




FILMERNST sagt: »Clara und das Geheimnis der Bären« ist absolut sehenswert!


Ein mutiges und starkes Mädchen in einer mysteriösen, hochspannenden Geschichte. Grandiose Natur- und Landschaftsbilder aus den Walliser Alpen – und ein bärenstarkes Finale. Ein Erlebnis auf der großen Leinwand! 



Länge: 93 Minuten, FSK: ab 6


Foto: farbfilm Verleih

Nah am Wasser gebaut

Wenn die heimischen Flüsse aussehen wie der Mississippi, dann muss es sich um Film handeln. Wenn Spree und Havel aber tatsächlich fast so breit werden wie der Mississippi, dann liegt‘s an der Natur. Das »Spreekino« in Spremberg, langjähriger FILMERNST-Partner, konnte jedenfalls mal wieder von oben sehen, wie unten die ockerfarbenen Wassermassen vorüberrauschten. Vier Meter 50 Pegelhöhe! Das Kino spielte weiter – und wie uns dessen Leiter Detlef Zindler sagte, durchaus auch vor Publikum. Am Mittwoch kann er sich über 170 Schülerinnen und Schüler aus der berufsorientierten Oberschule freuen, die sich »Die Abenteuer des Huck Finn« ansehen. Ist auch aufregend – und garantiert trocken! 

Nah am Wasser gefeiert

Der Ausflugs-Tipp in die Landeshauptstadt zum Ferienstart: die 24 Stunden-Installation in Potsdams Schiffbauergasse am Tiefen See: Die »Stadt für eine Nacht« vom 22. zum 23. Juni als künstlerische Installation mit Zelten, Bühnen, Erlebnisräumen und Containern. Ein Fest für die Sinne mit Live-Musik, Theater, Literatur, Tanz und Film zum Entdecken, Experimentieren, Hören, Sehen und Erleben. Auch FILMERNST ist mit von der Partie. Gemeinsam mit dem Filmverband Brandenburg präsentieren wir in der »Kinohöhle« am Nachmittag Kurz- und Animationsfilme.


Am frühen Abend steht ein Dokfilm auf dem Programm, gefolgt von einem »Gernsehfilm« zur Primetime. Zu späterer Stunde ist eine aktuelle Produktion aus der Region zu erleben – alles mit moderierten Gesprächen und Aktionen. Am Sonntagvormittag werden die Filme dann wiederholt. 


Weitere Informationen unter: www.schiffbauergasse.de und www.facebook.com/stadtfuereinenacht


Foto: Sebastian Gabsch

Heißer Sommer

Wie letztes Mal »Der Frühling braucht Zeit«, so wäre nun »Heißer Sommer« der DEFA-Filmtitel mit Bezug zum Wetter. Wir hatten angekündigt, dass es nach dem letzten Rundbrief-Versand sonniger, wärmer und grüner werden würde. Ganz falsch lagen wir nicht, aber dass für den Besuch der Freiluftbühnen Schirme und Decken noch immer unverzichtbar sind, damit hätten wir nicht gerechnet. So stimmt lediglich die erste Zeile eines Chris-Doerk-Verses aus »Heißer Sommer«: »Kinder, ist das Wetter außer Rand und Band!« Auf die Fortsetzung des Songs müssen wir noch warten: »Das gibt einen sagenhaften Sonnenbrand!« 

Pommes ohne Schranke

»Alter, der Film war der absolute Hammer!« Damit meinte der junge Mann nicht etwa »Fast & Furious« oder einen anderen Hollywood-Kracher, sondern eine deutsche Familienkomödie: Im Movieland Erkner lief in einer FILMERNST-Vorführung »Pommes essen«. Die Schüler der Grundschule »Artur Becker« aus Spreenhagen waren total begeistert – und auch ihre Deutschlehrerin Bärbel Meng lobte das FILMERNST-Angebot mit allem Drum und Dran. Der zweite FILMERNST-Abspielring des Jahres, in dem »Pommes essen« zu sehen war, ist gerade zu Ende gegangen: In 30 Veranstaltungen zählten wir reichlich 2.000 Besucher


Filme mit beglückenden Geschichten, mit optimistischen Helden und Happy End hatten wir versprochen. Filme, die leicht und lustig daherkommen und trotzdem zum Nach- und Weiterdenken anregen: 860 Kinder sahen »Janosch: Komm, wir finden einen Schatz«, 770 Schülerinnen und Schüler »Pommes essen« und 370 »Die Kunst, sich die Schuhe zu binden«.


Insgeheim hatten wir schon mit einem etwas stärkeren Zuspruch bei allen drei Filmen gerechnet, aber vor allem bei den älteren Jahrgängen lässt der Klausuren- und Prüfungskalender nur wenig Zeit und Raum für den Besuch außerschulischer Lernorte. In diesem Lichte betrachtet, sind wir durchaus zufrieden mit der Resonanz auf das Programm.


Nicht zu vergessen: Es gab eine ganze Reihe von Zusatz- und Sonderveranstaltungen, zum Beispiel mit »Magic Silver«, »More Than Honey« oder »Der Pianist«.

Am märkischen Strand

»Das Donaudelta und die Havel sehen dem Mississippi zum Verwechseln ähnlich«, heißt es in einer Rezension zu »Die Abenteuer des Huck Finn«. Auch andere Kritiker lobten »malerische Landschaftsaufnahmen, aufwendige Ausstattung und liebevoll detaillierte Kostüme« – und staunten, wie authentisch amerikanisch vor allem die deutschen Drehorte wirken. Wer sich von den Schönheiten unserer Heimat und den Reizen ihrer filmischen Verfremdung – das Holzhaus beispielsweise steht am Ufer des Trottheide-Sees bei Marienthal – überzeugen will, kann das im letzten FILMERNST-Programm vor den Sommerferien.


Wo und zu welchen Terminen Anmeldungen noch möglich sind, ist hier zu sehen. Es lohnt sich jedenfalls, vor den eigenen Ferienabenteuern den Mississippi-Abenteurern Tom und Huck zuzuschauen.


Und vielleicht regt es ja auch an, sich als Urlaubslektüre die Bücher einzupacken: Zum 100. Geburtstag Mark Twains 2010 sind gleich mehrere Neuauflagen in hervorragenden deutschen Übersetzungen erschienen, ein Vergnügen zum Beispiel die Ausgabe im Hanser Verlag,  herausgegeben und übersetzt von Andreas Nohl. Ein Vergleich mit dem Film kann ja nicht schaden!

Das Runde muss aufs Eckige

Damit ist nicht der Fußball gemeint, sondern ein großer runder Aufkleber, der künftig Filmplakate und anderes zieren soll. Ab jetzt gibt es das FILMERNST-Gütesiegel, mit dem wir auf ganz besondere Kinder- und Jugendfilme im Programm unserer Partner-Kinos aufmerksam machen wollen. Die meisten Kinos, mit denen wir uns beraten haben, fanden die Idee gut und das Siegel super. Sie haben ja auch bislang schon Perlen im Angebot. Aber manche dieser Filme stehen vielleicht, weil sie zu wenig Werbung bekommen, zu sehr im Schatten der Blockbuster, über die alle sprechen und die jeder sehen will. Das FILMERNST-Gütesiegel …


… steht für Filme mit dem besonderen Etwas. Von denen, die wir schon im Programm hatten, wäre »Tom und Hacke« ganz sicher ein Kandidat für dieses Prädikat, auch »Wintertochter« oder »Max Minsky und ich« und zweifellos »Kriegerin«.


Ein Prädikat für künstlerisch anspruchsvolle und medienpädagogisch wirksame Filme. Für Filme, die Lust auf Kino und filmische Entdeckungen machen. Für Filme, die in der Fülle des Angebots nicht übersehen, sondern von vielen gesehen werden sollten: in der Gruppe, mit der Familie, der Schulklasse. Ausgezeichnete Filme für ein ausgezeichnetes Kino-Programm.


So könnte das FILMERNST-Gütesiegel auf den Plakat-Aushängen in unseren Partnerkinos zu sehen sein, aber gleichfalls auf deren Webseiten oder bei Facebook.


Mia san mia

Das klingt aber nun wirklich nach Fußball und den hochgelobten Champions des FC Bayern. Doch auch diese Annahme täuscht! Hier geht‘s nicht um das Spiel der Pracht-Buam, sondern um den Wohlklang ihres »mia san mia«. Mit einer »Tom und Hacke«-Vorführung wollten wir schon lange mal testen, ob die originelle Adaption des Mark-Twain-Klassikers in ihrem breiten bayerischen Dialekt auch für preußische Ohren taugt. Das Ergebnis: Die brandenburgischen Schüler sind offen für ›Fremdsprachen‹! Ein Drittel des Publikums hatte überhaupt keine Probleme, die Dialoge zu verstehen und der Handlung zu folgen, obwohl: »Wenn man kein Bayer ist, …


… dann ist man eingeschränkt«, lautete der schönste Kommentar auf einem der Auswertungs-bögen. 53 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 vom Bechstein-Gymnasium Erkner waren ins Movieland Erkner gekommen, um mit ihrer Lehrerin Kerstin Röske zu testen, ob und wie gut man auch ohne niederbayerische Dialektkenntnisse dem spannenden Geschehen des Nachkriegs-Krimis folgen kann.


Eine nicht geringe Zahl stieß sich überhaupt nicht am Dialekt, gewöhnte sich an den fremden, unvertrauten Klang, konnte die Zusammenhänge trotzdem verstehen. Auch ein anderer Aspekt wurde mehrfach angemerkt: »Eigentlich war es ganz lustig mit dem Dialekt. Mich hat er nur ein bisschen gestört, fand ihn aber schon irgendwie cool und dadurch dann auch lustig.«


Auf der vertrauten Notenskala von 1 bis 6 ergab der Durchschnitt aller Bewertungen nach dem Film 2,2 und nach dem Gespräch über den Film 1,99 – beides Spitzenwerte! »Spannend, lustig, aufregend«, das waren die am meisten genannten Charakteristika. 11 würden den Film einem Freund oder einer Freundin eher nicht weiterempfehlen, aber 39 schon.


Summa summarum: »Tom und Hacke« lässt sich sehen und hören, auch außerhalb bayerischer Gefilde. Wir können und werden ihn daher verstärkt für weitere FILMERNST-Veranstaltungen empfehlen, auch und gerade mit den kurzen Rezensionen, die uns Schülerinnen und Schüler vom Bechstein-Gymnasium Erkner – ihnen ein großes Dankeschön dafür – zusandten:


»Dieser Film ist empfehlenswert. Er ist spannend, lustig und gleichzeitig auch gruselig, also für jeden ist etwas dabei. In dem Film wurde das Leben in Deutschland, Bayern nach dem 2. Weltkrieg, eindrucksvoll dargestellt. Ich konnte trotz des bayerischen Dialektes alles gut verfolgen. Manche Szenen erinnerten mich an die Filme ›Tom Sawyer‹ und ›Huck Finn‹.«
Stephanie Hoppe, Klasse 5l


»Ich fand den Film sehr schön, denn er war spannend und lustig. Was mir nicht immer so gut gefallen hat, war der bayerische Dialekt. Ich musste mich ziemlich anstrengen, um alles gut zu verstehen. Aber dadurch wirkten auch dramatische Stellen sehr komisch. Trotzdem würde ich den Film weiterempfehlen, denn wenn man sich darauf einlässt, reißt der Film einen richtig mit und da stört auch der Dialekt nicht mehr.«
Amelie Fehrmann, Klasse 5l


»Ich fand den Film sehr spannend, denn es gab viele gruselige, lustige, schnelle und traurige Szenen. Also für jeden etwas! In dem Film wurde gezeigt wie schlimm die Armut im Nachkriegsdeutschland war. Das konnte man am Beispiel des Schwarzmarktes gut erkennen. Aber der bayerische Dialekt hat das ganze irgendwie doch lustig gemacht. Der Film hat es auf jeden Fall verdient, in die Schulkinowoche zu kommen. ich würde ihn unbedingt weiter empfehlen. Viel Spaß auch euch mit dem Film!«
Friederike Wieczorek, Klasse 5l


»Der Film war sehr gut, man konnte den bayerischen Dialekt an fast allen Stellen wunderbar verstehen, nur wenn die Schauspieler sehr schnell gesprochen haben, war der Dialekt nicht ganz verständlich. Die Handlung wurde gut dem Leben im Nachkriegsdeutschland angepasst, obwohl sie teilweise vom literarischen Original abweicht. Die handelnden Figuren wurden, vor allem von den jungen Schauspielern, sehr gut interpretiert. Ich würde den Film ab 8-10 Jahren empfehlen.«
Jasmina Feig, Klasse 6l


»Ich fand den Film einerseits spannend und lustig, aber andererseits auch traurig. Spannend war, z.B., als Tom und Hacke auf den Friedhof gingen und dort etwas erlebten, was sie niemals gedacht hätten. Lustig war es, als Tom und seine Freunde in einem Bollerwagen die Straße runterdonnerten. Traurig war es, als die Familie von Tom nicht mehr zu essen hatte. Das mit dem Dialekt hat mich nicht wirklich gestört. Ich würde den Film weiterempfehlen!«
Hannah Jamila Curth, Klasse 5l


»Ein spannender Film mit bayrischem Dialekt und einem dunklen Geheimnis. Das alles passiert in ›Tom und Hacke‹. Für Tom und Hacke ist es schon fast selbstverständlich, Geisterhäuser zu durchsuchen und Unsinn zu veranstalten. Sie sind und bleiben beste Freunde auch wenn es mal den ein oder anderen Streit gibt, aber das gehört zur Freundschaft dazu, oder? Ich würde den Film weiterempfelen, weil er so vielseitig ist.
Er ist traurig, weil der Film in der Nachkriegszeit spielt. Hungersnot und Schwarzmarkthandel prägten die Zeit. Spannend ist er wegen des Geheimnisses, das Tom und Hacke einfach keine Ruhe lässt. Anderseits auch wieder lustig, schon allein wegen des bayrischen Dialektes.«
Julia Pabst, Klasse 5l


»Ich fand den Film gut, interessant und spannend. Der Film war interessant wegen des bayerischen Dialektes und den Folgen des 2. Weltkrieges, wie zum Beispiel der Hungersnot. Allerdings konnte ich manche Szenen, auf Grund des Dialektes, nicht richtig verstehen. Das hatte aber keine Auswirkungen auf das Verständnis des gesamten Films. Spannend und gut war der Film, da die Schauspieler sich super in die Rollen hineinversetzt haben. Ich würde den Film für die Schulkinowochen empfehlen, aber nicht ab sechs, sondern ab neun Jahren, damit auch alle den geschichtlichen Hintergrund verstehen.«
Julia Mickler, Klasse 6l


»Im Film erfährt man viel über das frühere Leben in Deutschland kurz nach dem 2. Weltkrieg. Etwas schwierig war es durch den bayrischen Dialekt manche Dialoge zu verstehen. Da die Schauspieler ihre Rollen sehr gut verkörpert haben und auch der Drehort gut zu der damaligen Zeit gepasst hat, konnte man sich gut vorstellen, was sie sagen. Aufgrund einiger Gewaltzehnen würde ich den Film erst ab 8 Jahren empfehlen.«  
Jasmin Schulz, Klasse 6l





Geniale Idee

Nicht nur die Schulbuchverlage freut die stetig steigende Nachfrage nach Spanischunterricht. Wir freuen uns ebenfalls, wenn die wachsende Beliebtheit des Spanischen möglichst vielen Lehrern auch Lust auf eine CineFiesta macht. Zum sechsten Mal haben wir die Reihe im Programm, drei Filme stehen bereits fest: »¡NO!« blendet zurück in Chiles Geschichte und zeigt, wie ein unpolitischer Werbefuzzi eine politische Großtat vollbringt. Im Stil von Hochglanzprodukten inszeniert er die Wahlkampagne gegen das ¡SI! für die Pinochet-Diktatur. Eine geniale Idee, völlig abwegig und scheinbar aussichtslos – ein Ruhmesblatt für das Geschichtsbuch. Vielleicht ...


... gehen Spanisch- und Geschichtslehrer mit ihren Klassen und Kursen gemeinsam ins Kino: geniale Idee, nicht völlig abwegig und auch keinesfalls aussichtslos. Den Termin können Sie sich ja schon mal vormerken: vom 16. bis 25. September! 


Wer bin ich – und wenn ja: wie viele?, hat sich wahrscheinlich der ecuadorianische Regisseur Darío Aguirre gefragt. Wegen der Liebe seines Lebens nach Deutschland gekommen, steht er doch zwischen den Welten und macht sich deshalb auf die Suche nach sich selbst. In seinem amüsanten Dokumentarfilm »Five ways to Darío« reist er nach Latein- und Südamerika, um fünf  Menschen zu treffen, die den selben Namen tragen wie er. Er trifft auf einen ungewöhnlichen Psychologen, einen eigensinnigen Taxifahrer, einen romantischen Wachmann, einen fußballbegeisterten Soldaten und einen jungen Sportler. Die Begegnungen erzählen warmherzig und voller Humor von Gastfreundschaft, Liebe und der Suche nach Zugehörigkeit und Identität. 


Um Identität geht es auch in Lucía Puenzos Film, dessen Titel nur drei Buchstaben hat. XXY steht als Metapher für Intersexualität – und »XXY« erzählt die Geschichte vom sexuellen Erwachen eines jungen Menschen, in dem beide Geschlechter koexistieren. Alex ist 15, kann und will das Geheimnis des Körpers nicht länger verbergen, aber auch nicht wählen müssen zwischen dem einen oder dem anderen. »XXY« ist ein einfühlsames, facettenreiches Porträt eines Heranwachsenden auf der Suche nach sich selbst – und ein weiterer Beitrag zum FILMERNST-Schwerpunkt Inklusion.


Als vierten Film würden wir sehr gerne »AninA« (Uruguay, Kolumbien 2012) zeigen. Der Animationsfilm von Alfredo Soderguit lief im diesjährigen Berlinale-Programm der Sektion »Generation K+« vor begeisterten Eltern und ihren Kindern – und wäre daher ein wunderbarer CineFiesta-Beitrag für die jüngsten Spanischlernenden. Die zehnjährige Anina Yatay Salas hat ein Problem mit ihrem Namen, denn der ist ein Palindrom und in allen drei Bestandteilen vorwärts wie rückwärts gelesen gleich. Genialer Name, nicht völlig abwegig und auch keinesfalls aussichtslos für lukrative Chancen im späteren Leben.


Wir möchten den Film, der noch keinen deutschen Verleih hat, gern für die CineFiesta-Vorführungen wieder nach Deutschland holen – mit Unterstützung des Regisseurs, der Produzenten und der Botschaften von Uruguay und Kolumbien. Im Moment sind wir im Gespräch und es gibt gute Signale. Drückt uns und »AninA« die Daumen!

Standhaft in Spremberg

Die Auszeichnung ist zwar schon eine Weile aber, aber dieser Glückwunsch liegt uns am Herzen: Der für die »Lausitzer Rundschau« arbeitende Spremberger Journalist René Wappler hat den »Henri Nannen Preis« 2013 bekommen. Gewürdigt wurde damit sein besonderer Einsatz für die Pressefreiheit, was konkret heißt: Wappler berichtete, trotz vieler übler Einschüchterungs-versuche, immer wieder über die rechte Szene in seiner Heimat. Die Redaktion in Spremberg wurde mit rechtsradikalen Parolen besprüht, Fenster mit Blut beschmiert, Innereien eines Schweins hingen am Redaktionsschild. Wappler blieb standhaft ...


Seine Recherchen erhellten Umfang und Strukturen der rechtsradikalen Gruppierungen. stern-Chefredakteur Andreas Petzold: »Die Menschen, über die er schreibt, trifft er täglich, man kennt sich persönlich, die Gefahr ist greifbar für einen Lokaljournalisten wie René Wappler. Dass er sich nicht kleinkriegen lässt und die Pressefreiheit auf lokaler Ebene – an der Wurzel der Demokratie – verteidigt, dafür erhält er den Henri Nannen Preis 2013.«


Hochachtung vor dem Mut René Wapplers, dem seiner Kollegen und vieler anderer Spremberger Demokraten. FILMERNST hat auch im Spremberger »Spreekino« David Wnendts vielfach ausgezeichneten Film »Kriegerin« gezeigt und im Anschluss an die Vorführung – mit Schülerinnen und Schülern des Strittmatter-Gymnasiums – über das Thema Rechtsradikalismus diskutiert.


Die nächste »Kriegerin«-Veranstaltung wird es am 12. Juni im LISUM geben, wiederum mit Gästen vom Filmteam: Der Produzent René Frotscher hat die ambitionierte Produktion von Anfang an begleitet und war auch bei etlichen »Kriegerin«-Einsätzen von FILMERNST mit dabei.


Im Abspann des Films wird darauf hingewiesen, dass die gehörten Nazi-Lieder speziell für diese Produktion geschrieben wurden und ausschließlich im Kontext mit dem Film dargeboten werden dürfen. Von »Kriegerin« ist daher auch keine Musik-CD mit dem Soundtrack zu haben. Geschaffen wurden die Songs vom in Berlin lebenden Jazzgitarristen, Komponisten und Arrangeur Johannes Repka. Auch er wird am 12. Juni im LISUM zu Gast sein und über diesen einmaligen und höchst außergewöhnlichen Kompositionsauftrag berichten.

Erinnerung an die Zukunft

Es war zu erwarten, dass er im Ruhestand keine Ruhe geben würde: Dieter Wiedemann, der 17 Jahre lang die Babelsberger Filmhochschule als Präsident prägte und profilierte. Mit dem Babelsberger Fußball gelang ihm das nicht ganz so gut, da hängte er den Job als Vorstandschef binnen kurzem wieder an den Nagel. Das schafft Zeit und Raum, sich wieder Wichtigerem zu widmen, nämlich Film und Kino. Bei einem Ostseeurlaub kam ihm – angesichts eines verfallenen Kinos – die Idee, einen Verein zum »Erhalt der Lichtspielkultur« zu gründen. Auf Facebook warb er um Gleichgesinnte, von denen es nicht wenige zu geben scheint.


Nun steht schon ein Satzungsentwurf online, der den Vereinszweck mit der »Erfassung und Bewertung nicht mehr aktiver Lichtspielhäuser (Filmtheater, Kinos), deren filmkultureller Bewertung und eventueller filmkultureller Neupositionierung in jeweils konkreten Orten« beschreibt. Für FILMERNST besonders interessant und relevant: »Konzeption und Durchführung von Fortbildungen im Bereich der kulturellen Filmbildung, insbesondere für Lehrkräfte und Multiplikatoren.« Hier kennen wir uns aus, hier könnten wir uns filmernst einbringen. Die Lichtspielkultur im Land Brandenburg hat einen Verein wie diesen verdient: zur Erhaltung und Bewahrung, zur Erinnerung an die Zukunft.


Was die Vergangenheit anlangt: Vor fünf Jahren gab es auf dieser Webseite schon mal den Alarmruf: »In der Lausitz sterben die Kinos aus« − da machte CineStar gerade die »Spreewald Lichtspiele« in Lübben dicht. Dank der film- und kinoverrückten Familie Hahn gibt es im gleichen Haus nun wieder Kino und auch FILMERNST.


Zum Erhalt der Lichtspielkultur tragen auch die Brüder Philipp und Stefan Grund mit ihren »Parklichtspielen« im schönen Buckow bei. Das einzige Kino im Landkreis Märkisch-Oderland wurde Ende Juli 2012 wiedereröffnet und ist seitdem auch FILMERNST-Partner. Aber nicht nur in Buckow ist das Kino, dank engagierter Leute, wieder oder noch immer ein Ort des kulturellen Austauschs und der Begegnung. Auf bestem Wege dahin sind ebenfalls die »Neuen Kammerspiele« Kleinmachnow mit dem Team um Carolin Huder und Michael Martens. Es steht also gar nicht so schlecht um die Film- und Kinokultur im Land Brandenburg!


Das Kino der Zukunft, so brachte es Berlinale-Chef Dieter Kosslick – in einer launigen Laudatio auf den Kinoprogrammpreis der Medienboard – auf den Punkt, vereine »engagiertes Programm und soziale Kompetenz«, sei ein »wichtiger sozialer Mittelpunkt«, eine »unterhaltsame Sozialstation«. Wären auch passende Worte für eine Vereinssatzung zum Erhalt der Kinokultur. FILMERNST ist dabei!

Angelica trifft Angela

Angela Merkel war ja unlängst im Kino. Im »Filmkunst 66« saß sie in der fünften Reihe neben Andreas Dresen und sah ihren DEFA-Lieblingsfilm: »Die Legende von Paul und Paula« mit der zu Tränen rührenden Angelica Domröse. Ein Klassiker, ein wenig Revolte, aber immer im Rahmen. Kein Agitprop, sondern Kultur: »Geh zu ihr und laß deinen Drachen steigen!« Ob auch Henryk Wichmann eingeladen war und gar in der dritten Reihe saß, ist nicht bekannt. Andreas Dresen hat ja über den Uckermärker, der für die CDU im Potsdamer Landtag sitzt, schon zwei erhellende Dokfilme gedreht. Eine DVD gab‘s bei uns zu gewinnen ...


Wir haben, wie versprochen, ganz unabhängig und überparteilich entschieden, wer Herrn Wichmann bei seiner Arbeit zusehen darf.


Gewonnen hat die DVD Benjamin Gutschmidt aus Berlin. Herzlichen Glückwunsch!

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