FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

2009
Prädikat: besonders schädlich

Die DDR-Polit- und Kulturzensoren bestätigten dem Film, dass er zwar gut gemeint sei, aber »objektiv« der Sache schade. »Karla« kam 1965 noch in der Rohfassung unter Verschluss, wo er bis Ende 1989 blieb. Wir hatten das große Glück, die selbstbewusste, eigensinnige, temperamentvolle Karla bei mehreren Vorstellungen 2009 erst auf der Leinwand und dann live zu erleben – und wir waren uns einig: Es hätte keine bessere für die Rolle geben können als Jutta Hoffmann ...


Im Gespräch mit den Schüler:innen war die Schauspielerin aktiv und agil, druckvoll und dynamisch wie die Karla vor mehr als 45 Jahren. Sie griff auch gleich selbst mal zum Mikro, forderte Meinungen und Haltungen ein. »Karla« lebt und »Karla« wirkt auch heute noch, die Probleme ihrer damaligen Schüler sind zu einem guten Teil auch noch die Probleme heutiger Jugendlicher: überhaupt eine eigene Meinung zu haben, den Mut zu haben, sie gegen andere zu artikulieren und zu verteidigen, sich zu zeigen und nicht zu verstecken, sich für etwas einzusetzen, aktiv zu werden – und vor allem nicht zu heucheln für gute Noten oder um anderer Vorteile willen.


Auf die Frage einer Schülerin, warum sie denn nach dem Verbot des Films oder auch später nicht in den Westen gegangen sei, was sie denn an der DDR mochte, dass sie so lange dort gelebt habe, antwortete Jutta Hoffmann frank und frei: »Es war meine Heimat, und ich hatte das Gefühl, dass ich den Menschen in der DDR mit meiner Arbeit etwas geben konnte. Die sagten immer: ›Wenn die Hoffmann mitspielt, dann ist es kein Scheiß.‹ Ich wollte immer Geschichten erzählen, die den Menschen hier wichtig waren, die die Leute im Westen im Gegensatz jedoch überhaupt nicht wissen wollten.«



Fotos: DEFA-Stiftung, Franz-Eberhard Daßdorf; FILMERNST


»Karla« war Teil einer langfristig angelegten Veranstaltungs- und Publikationsreihe: »Vergangenheit verstehen – Demokratiebewusstsein stärken. Die DDR im (DEFA-)Film«, die FILMERNST in Kooperation mit dem LISUM 2009 organisiert und gestaltet hat – und die 2010 weitergeführt wurde. Die fünf ausgewählten Filme waren fünf Themenbereichen zugeordnet; insgesamt ergab sich ein spannender Längsschnitt durch vier Jahrzehnte DEFA und damit auch DDR-(Film)-Geschichte, bis hin zu Leander Haußmanns Nachwende-Komödie »Sonnenallee«.


Programmflyer: Die DDR im (DEFA-)Film
Unterrichtsmaterial: Die DDR im (DEFA-)Film
Brief des DEFA-Gründers Kurt Maetzig an FILMERNST


»20 Jahre nach dem Fall der Mauer ist es an der Zeit, mit einer Auswahl von Filmen aus und über die DDR in die Schulen zu gehen, um bei Kindern und Jugendlichen ein unvoreingenommenes, kritisches und differenziertes Bild vom Leben in der DDR zu zeichnen. Noch gibt es kompetente Partner, die aus eigener Erfahrung die komplexen Zusammenhänge von Kunst und Politik jener Zeit vermitteln können, die helfen, die Filme zu verstehen und zu werten. Eine solche Filmreihe ist wichtig, weil bereits jetzt das große Vergessen und die romantische Verklärung des Lebens in der DDR eingesetzt haben. Es ist zu befürchten, dass die Erinnerung an die konfliktreiche Realität den Klischees ideologischer Vorurteile zum Opfer fällt.« Peter Kahane, Regisseur (u.a. »Die Architekten«)


https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/ddr-im-film
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2009
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