Die Adern der Welt

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Die Adern der Welt

Deutschland/Mongolei 2020 / Spielfilm / 96 Minuten / 4.-8. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Wir sollten das Geld nehmen und wegziehen, bevor sie uns gar nichts mehr geben.« Die junge Frau versucht, ihrem Ehemann ins Gewissen zu reden, doch der lässt sich nicht überzeugen. Er will sich nicht vom Land seiner Vorfahren vertreiben lassen, will nicht klein beigeben im Streit mit den Mächten, die den Boden aufreißen und nach dessen Schätzen suchen. 20 Prozent der mongolischen Fläche sind bereits als Bergbaugebiet ausgewiesen, zumeist haben global waltende Konzerne die Hand darauf. Der elfjährige Amra erlebt den Streit der Eltern und steht auf der Seite des Vaters. Erst recht, als der bei einem Autounfall ums Leben kommt und der Nomadengemeinde nun der Sprecher und Verhandlungsführer fehlt. Die meisten haben schon unterschrieben und die Ausgleichszahlungen angenommen, der ungleiche Kampf scheint entschieden. Die Mutter möchte weg, weil sie allein aus dem Verkauf von Ziegenkäse die Familie nicht über die Runden bringen kann. Nun liegt es an Amra, über sich hinauszuwachsen und das Vermächtnis des Vaters zu erfüllen: Er wird, beim TV-Talentwettbewerb in der Hauptstadt, das Lied von den »Adern der Welt« singen – und alle in seiner Heimat sehen und hören ihm zu.

In weiter Ferne, ganz nah: Bilder von großer Schönheit, Bilder eines drohenden Verlusts.

Fotos: Pandora Film, Aschaffenburg

Themen

Heimat   |  Heimatverlust   |  Mongolei   |  Nomaden   |  Tradition/Moderne   |  Fortschritt   |  Werte   |  Familie   |  Familien- und Generationsbeziehungen   |  Vater-Sohn-Beziehung   |  Identität   |  Ökologie   |  Bodenschätze   |  Landschaftsveränderung/-zerstörung   |  Zivilcourage   |  Musik   |  Begabungen und Talente   |  Talentwettbewerbe   |  Medien

Fächer

Deutsch   |  Sachunterricht   |  Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Musik   |  Darstellendes Spiel   |  Geografie

»Die 1971 geborene Byambasuren Davaa, die als Moderatorin beim mongolischen Staatsfernsehen begann, in Ulaanbaatar ihr Filmstudium aufnahm und später in München fortsetzte, gilt als wichtigste Regisseurin der Mongolei. Diesen Ruf begründete sie mit der deutsch-mongolischen Koproduktion »Die Geschichte vom weinenden Kamel« (2003), einem Dokumentarfilm über eine Nomadenfamilie, der neben anderen internationalen Preisen auch eine Oscar-Nominierung erhielt. Um so erstaunlicher, dass es ihr sehr schwer gemacht wurde, ihren ersten Spielfilm zu finanzieren. Ohne den energischen Einsatz der RBB-Redakteurin Cooky Ziesche, so die Produzenten, hätte der Film nicht realisiert werden können.«
Frank-Burkhard Habel, junge Welt, Berlin

»Am schönsten aber sind die stillen starken Sekunden, mit denen keiner gerechnet hat. Ich erlebte eine nach dem schönsten Film, den ich bisher gesehen habe: ›Adern der Welt‹ im Kinderprogramm [der Berlinale 2020]. Er spielt in der malerischen Landschaft der mongolischen Nomadenvölker. Hier muss sich der elfjährige Amra nach dem Tod seines Vaters früh für ein eigenes Leben entscheiden. Soll er Ziegen durch die Steppe treiben wie seine Mutter? Motoren reparieren wie sein Vater? Mit Glücksrittern in gefährlichen Erdlöchern nach Gold suchen? Oder allein auf sich gestellt singen bei ›Mongolia’s Got Talent‹? Ein Lied über das Land der wandernden Nomadenzelte, das für die Schätze von wenigen zerschürft wird und in dem die Menschen seit Jahrhunderten sagen: ›Wenn die letzte Ader Gold aus der Erde gezogen ist, zerfällt die Welt zu Staub‹. Jeder hat ein Leben, um ein gutes draus zu machen. Was würde man dafür opfern? Darüber nachzudenken, dafür ist Kino da.«
Robert Ide, Der Tagesspiegel, Berlin

»In ruhigen Einstellungen werden traumhafte Landschaftsaufnahmen von der mongolischen Steppe und vom traditionellen Nomadenleben gezeigt, aufgenommen vom libanesischen Kameramann Talal Khoury. Aber auch die Bilder von Erdenes selbstgebauten Mercedes, der sich durch die Landschaft schlängelt, oder von den riesigen aufgerissenen Abbauflächen wirken noch lange nach [...] Der Film eignet sich sicherlich besonders für ein junges Publikum, vermag jedoch mit seinen eindringlichen Bildern und seiner umwerfenden Geschichte auch Erwachsene zu bewegen.«
Bärin, uncut.at, Graz

»Die bildgewaltigen Landschafts-Panoramen, die unaufdringlichen Alltagsbeobachtungen und das authentische Spiel der kleinen und großen Darsteller sowie der betörende Soundtrack tragen dazu bei, dass diese sehr nah an der Realität verortete Geschichte nicht nur berührt, sondern auch nachdenklich, wenn nicht sogar wütend macht. Wenn man bedenkt, dass derzeit über ein Fünftel der Mongolei als potentielles Rohstoff-Abbaugebiet ausgewiesen und Lizenzen für 74.579 Quadratkilometer bereits vergeben sind. Dass 391 Seen, 344 Flüsse und 760 Quellen versiegt sind - dann trifft uns am Ende des Films der eindrucksvoll fotografierte, minutenlange Kameraflug über die zerstörte Steppenlandschaft wie ein Blick auf eine offene Wunde.«
Rolf-Ruediger Hamacher, engels-kultur, Bochum

»Zentral für die Geschichte ist jenes Lied, mit dem Amra bei dem Talentwettbewerb auftreten will und welches auf einer alten mongolischen Sage basiert. Die Vorstellung von einer ›Goldenen Erde‹, von einer Zeit, in welcher Länder, Völker und Kulturen miteinander verbunden waren, fungiert als eine Art paradiesischer Gegenentwurf zu der heutigen, die immer mehr von Profitdenken gelenkt ist. Dieser große Zusammenhang findet sich auch in der kleinsten Einheit, der Familie, wieder, wenn es darum geht, zwischen dem wirtschaftlichen Überleben der Familie und dem Wohl einer ganzen Gemeinde zu entscheiden. Speziell die Szenen zwischen Yalalt Namsrai Erdene und Enerel Tumens Zaya betonen, wie tief diese Kluft geht, die weit mehr zerfurcht hat als das Land, in dem sie leben und nun auch noch ihre Einheit als Familie und als Paar zu zerstören droht.«
Rouven Linnarz, film-rezensionen.de, München

»Die weibliche Sicht der Regisseurin wird von dem libanesischen Kameramann Talal Khoury in Bildern eingefangen, die zwischen poetischer Schönheit der Natur und der Wucht der grausamen Zerstörungen derselben durch die Riesenbagger liegen. (Wir alle kennen wohl die Bilder vom rheinischen Tagebau am Hambacher Wald. So ähnlich sieht das großflächig in der Mongolei aus). Da in der mongolischen Erde noch Rohstoffe von unschätzbarem Wert liegen, ist ein Ende der Machenschaften nicht in Sicht. Der Bergbau ist auch als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor von Bedeutung. In Form eines Spielfilms durch die Augen eines zwölfjährigen Jungen gesehen, ist es Davaa gelungen, eindrücklich und feinfühlig auf die Auswirkungen und Nöte aufmerksam zu machen, die durch den Raubbau verursacht werden.«
Helga Fitzner, kultura-extra.de, Berlin

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