Sperrmüll

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Sperrmüll

DDR 1990 / Dokumentarfilm / 72 Minuten / 9.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Im Grunde ziehe ich nur ein paar Straßen weiter – und bin doch so weit weg.« Mit der offiziellen Identitätsbescheinigung zur ständigen Ausreise darf eine 38-jährige DDR-Bürgerin – nach ihrer Heirat – im Sommer 1989 von Ost- nach Westberlin wechseln. Enrico, ihr Sohn aus erster Ehe, bringt die Mutter und seine kleine Schwester zum Bahnhof Friedrichstraße. Abschied vor dem »Tränenpalast«, der die Stadt in zwei Welten teilt. Ricco bleibt im Osten, hier hat er Freunde, hier ist seine Heimat. »Sperrmüll« heißt seine Band, der Name ist Programm. Sperrige Musik auf Instrumenten aus dem Müll. Der Sommer 89 geht über in einen heißen Herbst, vor dem Palast der Republik fordern Demonstranten am 7. Oktober Reise- und Pressefreiheit. Dann wendet sich alles rasend schnell: Heiligabend 89 passiert Ricco selbst den »Tränenpalast«. Der familiären Wiedervereinigung soll möglichst rasch die deutsch-deutsche folgen. Ricco ist mehr als skeptisch, aber am 18. März bestätigen die ersten freien Wahlen in der DDR, was er befürchtet. 

Bilder und O-Töne vom Zeiten- und Weltenwechsel, von Um- und Aufbrüchen, ein Dokumentarfilm-Juwel.

Fotos: DEFA-Filmverleih, Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin – Heiko Koinzer

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»Ein junger Punk-Musiker aus Ost-Berlin trommelt gemeinsam mit seinen drei Freunden seinen Unmut auf Gegenstände, die andere Menschen fortgeworfen haben. Während der Dreharbeiten im Frühsommer 1989 heiratet seine Mutter erneut und zieht in den Westen, während er sich dafür entscheidet, im Osten zu bleiben. Dank der Wende können sie sich wider Erwarten schon im Frühjahr 1990 wiedersehen. Ein einfühlsamer Dokumentarfilm, der liebevoll Menschen porträtiert; auf sympathische Weise bricht er eine Lanze für viele von der politischen Entwicklung der deutschen Wiedervereinigung überrollte Menschen.« film-dienst, Bonn

»Ein Vierteljahrhundert später ist dieser schon damals wenig beachtete und inzwischen weitgehend in Vergessenheit geratene Dokumentarfilm – wie ›Winter adé‹ fotografiert von Thomas Plenert – ein interessantes Zeitzeugnis nicht nur, weil er selbst etwas ratlos wirkt und manches offen lässt. Er erinnert auch daran, dass damals manch einer die Teilung Berlins und Deutschlands aufrechterhalten wollte. Zudem ist der Film von großem Wert, weil die Kamera hier Rizzo Weihnachten 1989 auf seinem Weg gen Westen durch den Kontrollpunkt Bahnhof Friedrichstraße begleitet – vom Eingang zum ›Tränenpalast‹ bis zu jenem Bahnsteig, an dem die S-Bahn Richtung Wannsee abfuhr. Rare Aufnahmen, die einen ebenso beklemmenden wie banalen Vorgang zeigen.
Jan Gympel, berlin-film-catalogue.com (2014)

»Über drei Jahre nach Roland Steiner (für ›Unsere Kinder‹) beginnt Helke Misselwitz, die Jungen der Band ›Sperrmüll‹ zu beobachten. Tausende gehen da bereits in den Westen, sie aber wollen bleiben. ›Ich habe hier noch so viel vor‹, sagt Enrico. Und das heißt: Musik. In diesem Sommer in der Band ›Sperrmüll‹, die Enrico und seine Freunde gegründet haben, schreien sie laut ihren Frust auf die erstarrten Verhältnisse hinaus ... Enrico, den die Filmemacherin gemeinsam mit seiner Mutter in den Mittelpunkt stellt, ist ein gut aussehender kluger Siebzehnjähriger, der träumt und doch genau weiß, was er will: Musik, nur Musik. Keine Lehre, kein Broterwerb. Getragen vom liebevollen Verständnis seiner Mutter geht er heiter durch ›Sperrmüll‹, den Film. Er und seine Freunde sind Teil der Revolution vom Herbst '89, mit ihnen erlebt der Zuschauer die Proteste, die Empörung, die wilden Hoffnungen. ›Wenn's ganz schlimm kommt‹, sagt Enrico Weihnachten, ›wird es noch eine Wiedervereinigung geben.‹ Vor den Wahlen im März 1990 endet der Film. Er zeigt nicht den Verlust seiner Hoffnung auf eine Welt, die besser ist als die DDR und doch sozialistisch, nur diese Hoffnung. Alles schien offen.« Heidemarie Hecht, in: Programmbeilage zu »Mauerkinder«. DVD, erschienen bei ICESTORM Entertainment GmbH, Berlin / © DEFA-Stiftung 2014  


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