Auf der Kippe

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Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Auf der Kippe

Deutschland 2023 / Dokumentarfilm / 87 Minuten / 8.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Wir sind noch da, und ich genieße jede Sekunde, die ich auf Arbeit bin.« Stolz klingt aus diesen Worten der Geräteführerin Silke Butzlaff, die seit 40 Jahren im Tagebau Welzow-Süd das Gold der Lausitz aus der Erde holt. 25.000 Menschen arbeiten noch in der Kohle – und über Generationen hinweg haben Familien hier gute Kohle verdient. Haben dem Land Energie, Licht und Wärme gegeben, sie wurden gebraucht und geschätzt. Das alles wird nun bald ein Ende finden. 2038 steht für den Kohleausstieg am Horizont, doch Studien besagen, dass selbst 2030 zu spät wäre, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. In welchem Jahr auch immer, der vielbeschworene »Strukturwandel« ist unausweichlich. Aber wie kann eine Region, wie können die Lausitzer aus Abschieden und Verlusten zu einem Neuanfang und Gewinn für die Zukunft finden? Der Film sucht bedacht und einfühlsam nach Antworten, indem er uns beobachtend teilhaben lässt am Prozess der Veränderung. Am Frust und den Enttäuschungen der Menschen ebenso wie an ihren Hoffnungen, Wünschen und Träumen. Wir hören die Meinungen der Kohlekumpel und die Argumente der Umweltaktivistin, die stadtplanerischen Visionen des Bürgermeisters von Weißwasser und den Rap-Song »Unsere Perspektive«, mit dem ein Betriebsrat der LEAG seine jungen Kollegen zum Hierbleiben zu motivieren sucht.

Die Schmerzen der Lausitz in einer filmischen Liebeserklärung.

Fotos: Real Fiction Filmverleih, Köln

Themen

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Fächer

Deutsch   |  Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Politische Bildung   |  Arbeitslehre/Wirtschaft-Arbeit-Technik   |  Naturwissenschaften

»Mit sensiblem Blick bringt uns ›Auf der Kippe‹ Menschen nahe, die sich dem Wandel stellen, ohne die Wunden vergangener Umwälzungen und bevorstehende Unwägbarkeiten auszublenden. So manches Klischee einer verunsicherten und auch frustrierten Region wird dabei gebrochen. Auch der jazzige Score steht für den Ansatz, nicht in den sonst oft bemühten Lausitz-Blues zu verfallen. Fast möchte man sagen: Dieser grundehrliche Film tut gut.«
Nils Michaelis, Vorwärts, Berlin

»Erst die Summe aller Realitäten konstituiert das gesamte gesellschaftliche Leben. Hier fangen die Schwierigkeiten an. Beyer ist es gelungen, eine Komplexität einzufangen, die ratlos macht. Sie dennoch mit allen Sinnen zu erfassen, ist der erste Schritt. Nur auf dieser Basis sind Dialoge, Lösungen und Kompromisse möglich. Beyers Film wertet nicht, er zeigt. Das macht ihn so gut.«
Mathias Schulze, Mitteldeutsche Zeitung, Halle/Saalekreis

»Das Mosaik ist herausfordernd, öffnet perspektivische Horizonte und ist auch für hiesige Denkmuster von Belang, denn Braunkohle ist ja auch in NRW ein Energiefaktor oder eben bald auch nicht mehr. Britt Beyer hat unterschiedlichste Typen und Temperamente vor die Kamera bekommen und offenbar so sensibel befragt, dass alle frei von der Seele reden. Musikstücke des Jazzklarinettisten Rolf Kühn addieren kongenial die aufgekratzte, aber zu keiner Zeit feindselige Atmosphäre. Die AfD findet im Film übrigens nicht statt. Entsprechende Anfragen der Regisseurin blieben unbeantwortet.«
Uwe Mies, Kölnische Rundschau

» Wo Umwelt-Dokus oft auch belehrende Elemente beinhalten, wird hier darauf verzichtet. Tatsächliche Lösungsansätze für die drängenden Probleme gibt es auch nicht, das ist hier einfach nicht das Thema. Vielmehr interessiert sich Beyer dafür, wie die Menschen in der Lausitz diese Veränderungen und die Situation insgesamt wahrnehmen. Die sind verunsichert bis verängstigt, teilweise aber auch frustriert. Das Gefühl einer mangelnden Wertschätzung findet sich in den einzelnen Interviewszenen. Das Gefühl, so viel für Deutschland getan zu haben, nur um dann weggeworfen zu werden. Wobei die Kohle in ›Auf der Kippe‹ nur ein Faktor unter mehreren ist. Sie war nach der Wende geblieben, andere Unternehmen und Geschäftszweige waren weniger glücklich. Das Trauma, im Rahmen dieser massiven Deindustrialisierung schon einmal übervorteilt worden zu sein, sitzt tief. Dass man dann mit Sorge auf die nächste Änderung blickt, ist verständlich.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, München

»›Auf der Kippe‹ wirft ebenso einen Blick nach vorn und in die Zukunft. Zu Wort kommen ebenso die Vertreter der jüngeren Generation, darunter eine Klima- und Umweltaktivistin, die für den Erhalt der Wälder kämpft. Und eine weitere, direkt betroffene Person schildert ihre (finanziellen und beruflichen) Unsicherheiten, die mit dem Wandel einhergehen: eine Baggerfahrerin, die seit fast 40 Jahren glücklich in ihrem Job arbeitet. Ohnehin ist das eine der großen Stärken dieser Doku: Alle Seiten und Perspektiven auf dieses komplexe Thema ›Strukturwandel‹ finden sich wieder. So entsteht eine ausgewogene, faire Betrachtung der damit verbundenen, essentiellen Fragen.
Björn Schneider, spielfilm.de, Nierstein

»Die KulturFabrik lud neulich zum Kinoabend: Der Dokumentarfilm ›Auf der Kippe‹ von Britt Beyer wurde gezeigt. Und was da für eine Lausitz gezeigt wurde! Die Protagonisten – Weißwassers OB, eine Familie aus Mühlrose, die umgesiedelt wird, eine Geräteführerin im Tagebau und eine Umweltaktivistin – werden mit ihren Wünschen für und in der Lausitz gezeigt. Alle haben Argumente, aber (fast) keiner einen Ausweg. So wird über etwa 90 Minuten ein derart düsteres Bild dieser Gegend gezeichnet, dass sich all die zukunftsorientierten und engagierten Menschen, die sich für eine lebenswerte Region einsetzen, mächtig auf den Schlips getreten fühlen müssten. Eine Perspektive fehlt. Das Ende scheint nah.«
Juliane Mietzsch, Sächsische Zeitung, Hoyerswerda

»Das Thema Zukunft scheint noch aus vielen offenen Fragen und diffusen Träumen zu bestehen. Die Beobachtungen werden nicht vertieft, sodass unklar bleibt, ob Verantwortliche nichts sagen wollten oder konnten, welche Konflikte es bei der Verteilung der milliardenschweren Strukturhilfe gibt und inwiefern man weiterhin auf die Präsenz der etablierten Unternehmen setzt. Immerhin weckt dieses Porträt einer Region, in der das Pendel zwischen neuem Wachstum und Verödung noch nicht ausgeschlagen hat, das Interesse für das komplexe, aber gar nicht mehr so abstrakte Thema Strukturwandel. Man darf gespannt sein, was beispielsweise aus den hochfliegenden Plänen in Weißwasser wird.«
Bianka Piringer, kino-zeit.de, Mannheim


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