Nächster Halt: Fruitvale Station

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Nächster Halt: Fruitvale Station
Fruitvale Station

USA 2013 / Spielfilm / 85 Minuten / 9.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Wo ist Daddy?«, fragt die kleine Tochter ihre Mutter, als die sie am Neujahrsmorgen weckt. Sie gehen beide unter die Dusche, blicken sich schweigend an – und das Bild wird schwarz. Wir wissen und haben zuvor miterlebt, wie ihr Vater am ersten Tag des Jahres 2009 erschossen wurde, in einer U-Bahn-Station von Oakland, Kalifornien. Der Schütze war ein junger Polizist, der angeblich den Taser mit der Pistole verwechselt hatte. Zwei Jahre gab es dafür wegen fahrlässiger Tötung, nach elf Monaten kam er frei. Oscar Grants Leben wurde im Alter von 22 brutal ausgelöscht – und seine Hautfarbe dürfte für das Geschehen durchaus von Bedeutung gewesen sein. Am frühen Silvesterabend hatte er mit seiner Tochter verabredet, was sie am nächsten Tag machen würden. Er war ein guter Vater, mit guten Vorsätzen für das Neue Jahr. Er wollte aufhören, Gras zu verticken – und hatte den letzten Beutel nicht verdealt, sondern ins Meer geworfen. Er wollte sich eine neue Arbeit suchen – und an Heirat dachte er auch. »Let him go«, ist in einer authentischen Handy-Aufnahme eine Stimme zu hören. Dann fällt ein Schuss.

Oscar Grant ist gestorben, aber – auch durch diesen Film – nicht vergessen. Black lives matter!

Fotos: DCM Film Distribution, Berlin

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Fächer

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»Ryan Coogler gibt mit ›Nächster Halt: Fruitvale Station‹ einem letztlich als Opfer Gestorbenen eine Geschichte, der im Leben nicht bloß ein Opfer war; und der Schauspieler Michael B. Jordan gibt ihm ein Gesicht. Der Regisseur und sein Hauptdarsteller tun das mit der traurigen Gewissheit, dass sie als junge Schwarze ein ähnliches Schicksal hätte ereilen können wie Oscar Grant.«
Dirk Peitz, Die Welt, Berlin

»›Fruitvale Station‹ braucht keinen künstlichen Furor, der entsteht von ganz allein. Die Ausgewogenheit der Erzählung schwächt die Geschichte nicht, weil man ja nichts davon abtun kann als bloße Pose. Eher macht es einen als Zuschauer noch wütender, ganz so, als spüre man stellvertretend für Coogler die Wut, die er sich verkniffen hat. Und die Fruitvale Station liegt ja nicht in einem finsteren Südstaatenkaff, Oscar Grant starb nicht inmitten von unbelehrbaren Rassisten. In dem Kalifornien, das Coogler zeigt, wirkt der Traum von einer solidarischen Gesellschaft und von Chancengleichheit zum Greifen nah - für Oscar Grant blieb er unerreichbar.«
Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, München

»Unmissverständlich macht der Film klar, dass Oscar Grant als Weißer noch am Leben wäre. Dennoch verfilmt Coogler hier nicht ein antirassistisches Pamphlet, sondern er zeigt auch den offenen und toleranten zwischenmenschlichen Umgang in der San Francisco Bay Area. Genau dieser konsequente Wille zur Ambivalenz zeichnet ›Nächster Halt: Fruitvale Station‹ aus, in der die strukturellen Gewaltverhältnisse, aber auch die individuellen Handlungsmöglichkeiten sichtbar werden.«
Martin Schwickert, Die Zeit, Hamburg

»Gegen Ende betont das Drehbuch die tragische Fallhöhe seines unheroischen Helden etwas zu sehr, indem es vor seinem Tod noch Momente der Verbrüderung zwischen Schwarz und Weiß einstreut. Der emotionalen Wucht des Films tun diese Idealisierungen jedoch keinen Abbruch. ›Fruitvale Station‹ ist ein herausragendes Beispiel der jüngsten Welle afroamerikanischer Filme. Ohne seinen Protagonisten für ein politisches Statement zu instrumentalisieren, ist es ein engagiertes Werk, ein würdiges Memento für ein sinnlos verschwendetes Leben.«
Patrick Seyboth, epd film, Frankfurt/Main

»›Fruitvale Station‹ ist anders: Der auf groben 16-Milli­meter und mit Hand­ka­mera gedrehte Film zeichnet sich für einen sehr hohen Grad an Natür­lich­keit und an Authen­ti­zität aus. Anstatt penetrant mit dem Zaunpfahl zu winken, lässt Coogler die Ereig­nisse am liebsten für sich sprechen. Die meisten Dinge entwi­ckeln sich wie im wahren Leben nicht mit großen Ankündigungen, sondern ganz beiläufig. Selbst die Erschießung Oscars wirkt fast wie eine Nebenhandlung zu der Erzählung von Oscar Grants Silvester 2008. Dass der junge Schwarze auf solch eine beiläu­fige Art zu Tode kommt, macht seinen Fall jedoch nur umso tragi­scher und verleiht der namens­ge­benden ›Fruitvale Station‹ einen finsteren Symbol­ge­halt.«
Gregor Torinus, artechock.de, München

»Dem während des Filmdrehs erst 26-jährigen Ryan Coogler ist ein souveränes Regiedebüt gelungen. Gerade weil viele der frühen und mittleren Szenen des Films ein bisweilen ereignisloses, teils trotz aller existenziellen Probleme geradezu banales Alltagsleben zur Schau stellen, haben die dramatischen Ereignisse in der Fruitvale Station und Oscars darauf folgender Todeskampf im Highland Hospital umso mehr Wucht. Der Film führt seinen Protagonisten wie ein Schaf zur Schlachtbank: Auf die trügerische Ruhe, die trügerische Hoffnung, dass das Leben doch noch besser werden könnte, folgt der finale Knall.«
Philipp Schmerheim, kinderundjugendmedien.de, Universität Duisburg-Essen

»›Nächster Halt: Fruitvale Station‹ ist einer der stärksten Filme des vergangenen Jahres, eingefangen in authentischen Bildern, die in den Aufnahmen der Stadtteile gleichermaßen eine Milieustudie darstellen, wie Oscars letzter Tag. Der dokumentarische Touch der bewegten, grieseligen Kamera unterstreicht, dass was wir sehen keine Erfindung ist, sondern wie jene Handyvideos, die der Film eingangs zeigt, tatsächlich so stattgefunden hat. Die fatalen Momente wurden sogar an jener Haltestelle Fruitvale Station gedreht – dort, wo heute noch die Spuren der tödlichen Kugel im Boden zu sehen sind.«
Jens Adrian, treffpunkt-kritik.de, Putzbrunn

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