Die Piroge

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Die Piroge
La Pirogue

Frankreich/Senegal/Deutschland 2012 / Spielfilm / 9.-12. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Vergiss nicht das Trikot für Bouba«, gibt ihm seine Frau mit auf den Weg. Baye Laye ist nur widerwillig Kapitän der Piroge, eines großen  geworden, mit der sie nun die Überfahrt wagen wollen: von Dakar im Senegal über das Meer auf die Kanarischen Inseln. »Bald sind wir im Paradies, in Spanien!«, sagt einer der Passagiere, die sich auf dem engen Boot zusammendrängen. 30 Männer und eine Frau, die sich als blinder Passagier eingeschlichen hat. Groß sind ihre Hoffnungen und Träume, sie beten zu Allah und geraten doch in höchste Not. Mit kaputtem Motor und ohne GPS treibt ihre Nußschale auf dem unendlich weiten, tosenden Meer umher. Vom spanischen Roten Kreuz gerettet, setzen sie ihren Fuß aufs gelobte europäische Land. 14 Tage später werden sie per Flug in ihre Heimat abgeschoben: begrüßt mit einem Sandwich und einem Handgeld. Das Barca-Trikot für Bouba kauft Baye Laye in Dakar. 

Schonungslos packend, mit aufwühlenden und sich einbrennenden Bildern: Ein Flüchtlingsdrama von elementarer Wucht! 

Buchtip: Abasse Ndione. Die Piroge. Roman, 96 Seiten, gebunden, 14,80 €, ebook 12,99 € TRANSIT Buchverlag, Berlin 2014 
ISBN 978-3-88747-306-8 

Fotos: EZEF, Stuttgart

Themen

Familie   |  Flucht/Vertreibung   |  Heimat   |  Literaturverfilmung   |  Menschenrechte   |  Migration   |   ethnische und kulturelle Diversität   |  Afrika   |  Asyl   |  Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik   |  Freiheit   |  Moral   |  Solidarität

Fächer

Deutsch   |  Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Politische Bildung   |  Sozialkunde

»Moussa Touré beschert uns einen Film voller Fein- und Taktgefühl, mit wunderschönen Bildern, die uns unter die Haut gehen. Jeden Tag ertrinken tausende Afrikaner/innen vor den kanarischen Inseln und man muss die Initiative des senegalesischen Filmemachers würdigen, der endlich den sonst anonymen Menschen ein Gesicht verliehen hat, Menschen, die normalerweise immer nur in einer kurzen Randnotiz der Zeitungsartikel erwähnt werden.«
Elisabeth Lequeret, Radio France Internationale

»Die Bilder sind absolut mitreißend: Ganz dicht gehen Touré und sein französischer Kameramann Thomas Letellier an die Gesichter der Flüchtlinge, fangen Texturen und Emotionen ein, die oft mehr erzählen als die Geschichte selbst. Besonders eindrucksvoll sind auch die semi-dokumentarischen Aufnahmen von den Lutte Senegalaise, traditionellen Ringkämpfen, die von komplizierten Beschwörungszeremonien begleitet werden und einen Eindruck in den tief sitzenden Aberglauben eines Landes gewähren, in dem das Schicksal allzu oft einer höheren Existenz anvertraut wird. Wie wenig Verlass auf diese ist – auch das wird im Verlauf von ›Die Piroge‹ schmerzhaft deutlich.« 
Michael Meyns, filmstarts.de

»Der Film gibt weder vor, Lösungen zu liefern, noch Fragen aufzuwirbeln […] Voll und ganz der Wahrheit verschrieben, möchte ›La Pirogue‹ die existenzielle Sackgasse der von Elend betroffenen Gesellschaften widerspiegeln. Es ist auch eine Sackgasse derer, die sich, wie der Regisseur selbst, der absurden und erbarmungslosen Realität machtlos ausgesetzt sind.«
Hassouna Mansouri, Africiné

»Darüber hinaus vermittelt die Koproduktion aus dem Senegal, Frankreich und Deutschland eine Vielzahl an afrikanischen Traditionen, zeigt Rivalitäten zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen auf und macht deutlich, wie sehr Glaube und Rituale eine Rolle im Leben der Menschen spielen. Da ist das Fest, das einen großen Teil des Filmanfangs einnimmt, da sind die Glaubensgrundsätze der Männer im Boot, und da sind die vielen Gesänge, die den Soundtrack und die einzigartige Grundstimmung des Films mit prägen.«
Verena Schmöller, kino-zeit.de

»Die Stärke dieses Erzählens liegt zweifellos im Perspektivwechsel, den es insbesondere einem westlichen Publikum zumutet. Der Verzicht auf strenge narrative Geschlossenheit insbesondere während der Überfahrt spiegelt nicht nur die um sich greifende Auflösung unter den Flüchtlingen wider, die am Ausgang ihres Unterfangens zu zweifeln beginnen; sie macht insbesondere augenfällig, dass die Kollektivbezeichnung ›Afrikaner‹ (oder wie weniger opportune Begriffen auch lauten mögen) nicht mehr als eine peinlich-beleidigende Hülse ist, die unser Nichtwissen kaschieren soll. Ähnlich souverän, wie Moussa Touré auf jede politische Auseinandersetzung mit den Gründen für die afrikanische Flucht nach Norden verzichtet, nimmt sich sein Film die Freiheit, jene Menschen näher zu bringen, die sich dabei in Lebensgefahr begeben: ohne sich ein Urteil über sie anzumaßen, dafür aber mit entschiedenem Bekenntnis zu ihrer jeweiligen Individualität.« 
Josef Lederle, film-dienst, Bonn 

»Man erfährt viel in diesem Film: Über die Beziehungen zwischen Auswanderern und Zurückgebliebenen, über die keineswegs irrationale Ökonomie der Migration, die auch Geld ins Heimatland zurückspült, über die Vorstellungen, die die Migranten von ihrem künftigen Leben haben. Und man spürt, was es heißt, auf die einfachsten Dinge zurückgeworfen zu sein: Wie reagieren, wenn Wasser und Benzin knapp werden, wie schlafen auf einer schmalen Holzpritsche, wie Mensch bleiben, wenn sich alles aufs schiere Überleben reduziert? Auf kleinstem Raum entfaltet ›La Pirogue‹ ein großes Drama: das von Millionen Menschen, die in unserer Welt ungleich verteilter Güter um Lebenschancen kämpfen.« 
Jury der evangelischen Filmarbeit

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